Kein Mensch im Tower Die Raben langweilen sich – kein gutes Zeichen für die Monarchie

tafi

1.9.2020

Eigentlich haben sie im Tower of London alle Freiheiten: Doch Englands berühmteste Raben langweilen sich zurzeit und wollen ausziehen. Das wäre fatal für das Königreich.
Eigentlich haben sie im Tower of London alle Freiheiten: Doch Englands berühmteste Raben langweilen sich zurzeit und wollen ausziehen. Das wäre fatal für das Königreich.
Keystone

Sie haben es derzeit nicht leicht: Die berühmten Raben im Londoner Tower leiden unter extremer Langeweile. Manche von ihnen wollen gar zügeln. Zerfällt jetzt gar die britische Monarchie?

Weniger Touristen, weniger Spass: Im Tower of London bleiben durch die Coronakrise die Besucher weg. Am meisten leiden darunter die berühmtesten Vögel des Vereinigten Königreichs, wie die britische Tageszeitung «The Sun» berichtet. Und das ist ein Problem für die Queen, die ohnehin schon genügend andere Probleme hat.

Einer Legende zufolge würden nämlich der Tower, die Krone und das gesamte Königreich zu Staub zerfallen, sollten die dort lebenden Raben jemals das Gelände verlassen. Da sich zurzeit aber statt der üblichen 15'000 Touristen nur etwa 800 Besucher pro Tag in den Tower of London verirren, fehlt den Vögeln die Beschäftigung: Jubilee, Harris, Gripp, Rocky, Erin, Poppy und Merlina langweilen sich.

Ohne Menschen geht es den Raben schlecht

Zwei der Vögel, Merlina und Jubilee, hätten laut Rabenmeister Christopher Skaife schon damit begonnen, Fluchtrouten auszukundschaften. Ein Grund zur Sorge, wie der ausschliesslich für das Wohl der Tiere zuständige Offizier der legendären Beefeaters betont: «Noch nie in der Geschichte der Raben haben weniger Menschen den Tower of London besucht.» Selbst während des Zweiten Weltkriegs seien mehr Menschen gekommen.



«Der Tower ist nur dann der Tower, wenn die Menschen hier sind», sagt Skaife. Und wenn die Menschen wegbleiben, geht es auch den Raben schlecht. Sie können keine Handtaschen mehr plündern, werden nicht mehr mit Essensresten gefüttert oder können volle Abfalleimer durchwühlen.

Das Ende ist nah

Offenbar hilft auch Spielzeug nicht gegen Einsamkeit und Langeweile. Obwohl die Raben mit Teddybären, Fussbällen und quietschenden Hundespielzeugen verwöhnt werden, liebäugeln sie mit dem Auszug, bedauert Skaife und warnt vor den Folgen: «Wenn die Raben gingen, wäre es das Ende für Tower und Krone.»

Dass sich die mythische Prophezeiung erfüllt, darf freilich bezweifelt werden. Zum einen sind die Flügel der Raben gestutzt, weit würden sie nicht kommen. Zum anderen ist die Rabenlegende keineswegs so alt wie behauptet. Es heisst zwar, dass sie seit Jahrhunderten im Tower hausen und im 17. Jahrhundert ein dauerhaftes königliches Bleiberecht geniessen, wahrscheinlicher ist aber, dass die Legende eine Erfindung von findigen PR-Managern im späten 19. Jahrhundert ist.

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