Witwe packt ausJähzorn, TV-Verbot – IS-Anführer unterjochte seine Frau
dmu
11.6.2024
Umm Hudaifa war die erste Frau von Abu Bakr al-Baghdadi, dem verstorbenen IS-Oberhaupt. In einem Interview gibt sie einen Einblick in das Familienleben – und inszeniert sich selbst in der Opferrolle.
dmu
11.06.2024, 15:03
Dominik Müller
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Umm Hudaifa war mit dem 2019 verstorbenen IS-Oberhaupt Abu Bakr al-Baghdadi verheiratet.
Sie sitzt in einem irakischen Gefängnis, weil sie an der Versklavung jesidischer Mädchen beteiligt gewesen sein soll.
Hudaifa bestreitet die Vorwürfe in einem Interview und sagt, sie sei selbst ein Opfer ihres Mannes gewesen.
Im Jahr 1999 heiratete Umm Hudaifa einen Absolventen der Universität Bagdad, der islamisches Recht studiert hat: Ibrahim Awad al-Badri. «Religiös, aber nicht extremistisch ... Konservativ, aber aufgeschlossen», sei er gewesen. Später wurde er unter dem Namen Abu Bakr al-Baghdadi als Anführer des «Islamischen Staates» bekannt.
In einem Interview mit der BBC gewährt Umm Hudaifa nun einen seltenen Einblick in das gemeinsame Leben mit der IS-Repräsentationsfigur – und bestreitet jegliche Beteiligung an den Gräueltaten der Terroristen. Sie sei vielmehr ein Opfer, das ihrem kriminellen Mann nicht entkommen konnte.
Hudaifa sitzt gemäss BBC derzeit in einem irakischen Gefängnis. Jesidische Opfer beschuldigen sie, an der sexuellen Versklavung entführter Frauen und Mädchen beteiligt gewesen zu sein, was sie jedoch vehement abstreitet.
Im TV von Machenschaften ihres Mannes erfahren
Hudaifa erklärt, dass sie von den Machenschaften ihres Mannes wenig wusste. Sie schildert, dass sie heimlich fernsehen musste, da ihr Mann dies und weitere Technologien wie Handys verbot. 2014 habe sie im TV erfahren, wie sich Baghdadi in einer Rede zum IS-Anführer erklärt. Von diesem Auftritt habe sie nicht gewusst: Sie glaubte damals, er bringe ihren Söhnen das Schwimmen bei.
Als Schlüssel zur Radikalisierung Baghdadis nennt Hudaifa seine Gefangennahme durch US-Truppen 2004. Im Gefangenenlager Camp Bucca habe er Kontakt zu späteren IS-Führern gehabt. Nach seiner Freilassung beobachtete sie Veränderungen: «Er wurde jähzornig und neigte zu Wutausbrüchen.» Hudaifa vermutet, dass er während der Haft sexuell gefoltert wurde, was sie jedoch nicht beweisen kann.
Bekannte Baghdadis behaupten, er sei bereits vor seiner Haft mit al-Qaida in Kontakt gekommen. Hudaifa habe ihn davor gewarnt: «Du bist vom Weg abgekommen.» Danach zogen sie oft um, nahmen falsche Identitäten an und er heiratete eine zweite Frau. Obwohl sie die Scheidung wollte, blieb sie wegen der Kinder bei ihm.
«Hudaifa war für alles verantwortlich»
Die Gräueltaten des IS, etwa Enthauptungen und die Verbrennung eines Piloten, hätten Hudaifa zutiefst schockiert. Sie habe versucht zu fliehen, sei aber von bewaffneten Männern zurückgehalten worden.
Angehörige entführter und versklavter jesidischer Mädchen nehmen Hudaifa die Opferrolle jedoch nicht ab. Alles nur Inszenierung, behaupten sie: «Hudaifa war für alles verantwortlich», sagt etwa die Schwester einer Betroffenen. Sie fordern die Todesstrafe.
«Ich bestreite nicht, dass mein Mann ein Krimineller war», zitiert die «BBC» Hudaifa. Die Anschuldigungen gegen sie weist sie jedoch zurück.
Abu Bakr al-Baghdadi wurde 2019 von US-Spezialkräften aufgespürt und sprengte sich in die Luft. Hudaifa lebte unter falschem Namen in der Türkei und wurde 2018 festgenommen. Seit Februar 2024 sitzt sie im Irak in Haft.