Brandstiftung vermutet Zahl der Toten bei Waldbränden in Chile steigt auf fast 100

dpa

5.2.2024 - 04:34

Waldbrände in Chile: «Es war wie in der Hölle»

Waldbrände in Chile: «Es war wie in der Hölle»

STORY: Das Feuer kam in Windeseile nach Vina del Mar. Die Stadt in der Region Valparaiso ist von den verheerenden Waldbränden in Chile besonders hart getroffen worden. Zahlreiche Häuser sind verbrannt, Bewohner, die am Samstag in das Katastrophengebiet zurückkehren durften, versuchten, wenigstens ein paar Habseligkeiten zu retten. Oft sind aber nur noch Trümmer übrig. «Wir brauchen Hilfe. Futter für unsere Haustiere, Vorräte, Kleidung. Ich weiss nicht... mein Haus, ich habe alles verloren.» «Von einem Moment auf den anderen erreichte das Feuer den botanischen Park. In zehn Minuten war das Feuer auf uns übergesprungen. Es gab Rauch, der Himmel färbte sich schwarz, alles war dunkel. Der Wind fühlte sich an wie ein Wirbelsturm. Es war wie in der Hölle.» Eine Hölle, aus der es für viele kein Entrinnen gab. Dutzende Menschen sind bei den Waldbränden im Zentrum Chiles bereits ums Leben gekommen. Die Behörden sprachen am Samstag von mindestens 51 Toten, diese Zahl werde aber wahrscheinlich weiter steigen, hiess es in der Mitteilung. Rettungsdienste kämpften unterdessen weiter gegen die Flammen. In der Region Valparaiso leben fast eine Million Menschen. Chiles Innenministerin Carolina Toha sagte, das Land stehe vor der schlimmsten Katastrophe seit einem Erdbeben im Jahr 2010, bei dem etwa 500 Menschen ums Leben kamen. Rund 100 Brände wurden noch als aktiv gemeldet. Viele von ihnen entwickelten sich sehr nahe an städtischen Gebieten, warnte Toha.

05.02.2024

Besonders schwer betroffen ist die Gegend um den Urlauberort Viña del Mar. Wegen mehrerer Feuer werden Ausgehverbote verlängert. Die Behörden vermuten, dass die Flammen nicht auf natürliche Weise ausgebrochen sind.

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  • Bei massiven Waldbränden in Chile sind nach Behördenangaben mindestens 99 Menschen ums Leben gekommen.
  • Der chilenische Präsident Gabriel Boric sagte, die Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen.
  • Weil am Sonntag mehrere Feuer wüteten, wurden Ausgehverbote in den am stärksten betroffenen Städten verlängert.
  • Besonders heikel war die Lage um die Stadt Viña del Mar herum.
  • Der Gouverneur der Region Valparaiso äusserte die Vermutung, dass einige der Feuer absichtlich gelegt worden sein könnten.

Bei massiven Waldbränden in Chile sind nach Behördenangaben mindestens 99 Menschen ums Leben gekommen. Weil am Sonntag mehrere Feuer wüteten, wurden Ausgehverbote in den am stärksten betroffenen Städten verlängert. Besonders heikel war die Lage um die Stadt Viña del Mar herum. Ein berühmter botanischer Garten aus dem Jahr 1931 wurde von den Flammen zerstört. Mindestens 1600 Menschen verloren ihr Zuhause.

Mehrere Wohnviertel am östlichen Stadtrand wurden verwüstet. Einige Menschen steckten in ihren Häusern fest. Nach Behördenangaben galten 200 Menschen in Viña del Mar und Umgebung als vermisst. Die Stadt mit ihren rund 300'000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist als Strandort beliebt.

Der chilenische Präsident Gabriel Boric sagte, die Zahl der Todesopfer könnte weiter steigen. Rettungskräfte durchsuchten eingestürzte Häuser, so Boric. Einige der Verletzten, die in Spitälern eingeliefert wurden, waren in kritischem Zustand.

Der Gouverneur der Region Valparaiso, Rodrigo Mundaca, äusserte die Vermutung, dass einige der Feuer absichtlich gelegt worden sein könnten. «Diese Feuer haben an vier Stellen begonnen, die gleichzeitig in Flammen aufgegangen sind», sagte Mundaca. Die Feuer in der Gegend von Viña del Mar waren in gebirgigen, schwer zugänglichen Waldgebieten ausgebrochen. Inzwischen sind dicht besiedelte Wohnviertel am Stadtrand betroffen.

Brände schwer unter Kontrolle zu brringen

Präsident Boric hatte am Samstag gesagt, die Waldbrände im Zentrum des Landes seien wegen ungewöhnlich hoher Temperaturen, niedriger Luftfeuchtigkeit und starken Winds schwer unter Kontrolle zu bringen. Es sollen bereits 8000 Hektar Fläche verwüstet worden sein.

Einwohner in den Feuergegenden wurden zur Evakuierung aufgerufen. Menschen, die weiter von den Brandherden entfernt leben, wurden dagegen aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben, damit Löschfahrzeuge und Krankenwagen ungehindert vorwärtskommen. Um Plünderungen zu verhindern, wurden Ausgehverbote in Viña del Mar und den benachbarten Städten Quilpé und Villa Alemana verhängt.

Das Wetterphänomen El Niño hat im Westen Südamerikas in diesem Jahr Dürren und ungewöhnlich hohe Temperaturen verursacht. Durch die Trockenheit hat die Gefahr von Waldbränden zugenommen. Im Januar wurden mehr als 17'000 Hektar Waldfläche in Kolumbien durch Brände zerstört.