Zürich verbietet Public Viewings Organisatoren bleiben auf hohen Kosten sitzen

uri

17.11.2022

Solche Szenen wird es während der Fussball-WM in Katar auf Zürichs Plätzen nicht geben.
Solche Szenen wird es während der Fussball-WM in Katar auf Zürichs Plätzen nicht geben.
Archivbild: Keystone

Aus Protest gegen die Austragung der Fussball-WM in Katar verhängt die Stadt Zürich ein Verbot für Public Viewings auf öffentlichem Grund. Der Entscheid trifft zwei Männer finanziell schwer.

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Nach einem Gemeinderatsentscheid von Mittwochabend wird es in der Stadt Zürich keine öffentlichen Public Viewings zur Fussball-WM geben. Damit soll gegen die umstrittene Vergabe des Sportereignisses ins Emirat Katar protestiert werden. Der Beschluss hat nun zur Folge, dass vier Tage vor dem Anpfiff einem einzigen Anlass «der Stecker gezogen wird», berichtet die «NZZ».

Das Event von Emmanuel Charles und Hasan Sünbül aus Wettingen war demnach für 800 Besucher geplant. Auf dem Gustav-Gull-Platz bei der Europa-Allee sollten dafür ein Zelt, Grossleinwand und Street-Food-Stände aufgebaut werden.

Die beiden Organisatoren sagten der «NZZ», sie hätten das Public Viewing seit Monaten in ihrer Freizeit geplant und seien dabei stets mit den Behörden in Kontakt gewesen. Dabei sei nie erwähnt worden, dass dem Anlass womöglich gar keine Bewilligung erteilt werden könne. Erst Anfang November sei plötzlich eine entsprechende Information vom Sicherheitsdepartement gekommen.

Organisatoren rechnen mit Einbussen von 50'000 Franken

Laut Charles und Sünbül müssen sie nun mit einem grossen finanziellen Schaden rechnen. Wie sie erklärten, mussten sie bereits Anzahlungen von bis zu 50 Prozent an die Lieferanten leisten, etwa beim Zeltbau, der Beleuchtung, dem Inventar oder dem mobilen WC. Ihre Einbussen schätzen sie auf rund 50'000 Franken.

Die kurzfristige und unbegründete Absage des Public Viewings betrachten die Männer als höchst unfair und willkürlich, so die «NZZ». Den Organisatoren sei dabei klar, dass es geeignetere Austragungsorte als Katar gebe. «Aber es ist nicht unser Entscheid, wo die WM stattfindet», sagte Emmanuel Charles zur «NZZ».

Man habe den Besuchern eine gute Zeit beim Schauen der Spiele bieten wollen – das zumal vor dem Hintergrund, dass kein weiteres Public Viewing in der Zürcher Innenstadt geplant gewesen sei. Auch hätten die Veranstalter Werbung für eine Petition von Amnesty International für die Halbzeitpausen geplant, die auf Entschädigungen für Arbeitsmigranten in Katar abziele.

Sicherheitsdepartement erteilte keine Zusage

Das Zürcher Sicherheitsdepartement stellte die Situation in der «NZZ» indes anders dar. Demnach habe es nach einem Erstkontakt im Sommer keinen weiteren Austausch mehr mit den Organisatoren gegeben. Ebenfalls habe es «weder mündlich noch schriftlich» jemals eine Bewilligungszusage gegeben.

Ein entsprechendes Gesuch sei am 3. November beim Büro für Veranstaltungen eingegangen. Bereits am nächsten Tag habe man die Veranstalter wissen lassen, dass das Public Viewing aus politischen Gründen möglicherweise nicht bewilligt werde.

Mit dem Verbot der Public Viewings verhält sich Zürich ähnlich wie rund zwanzig französische Städte oder die Westschweizer Städte Lausanne und Vevey. In Lausanne verzichtet die Stadtverwaltung auf eine Fanzone auf öffentlichem Grund. Noch einen Schritt weiter geht Vevey. Die Stadt hat die Einrichtung jeglicher Fanzonen verboten.