Boeing und Airbus Nachteile für Passagiere? Boeing und Airbus festigen Marktmacht 

dpa

20.7.2018

Der führende Flugzeugbauer Boeing hat auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough seinem Rivalen Airbus die Grenzen aufgezeigt. Zusammen lassen die beiden Konzerne kleineren Herstellern kaum Chancen. Das könnte für Passagiere teuer werden.

Der weltgrösste Flugzeugbauer Boeing hat seinen Rivalen Airbus auf der Luftfahrtmesse in Farnborough bei Neubestellungen abgehängt. Derweil festigten beide Hersteller ihre Macht auf dem weltweiten Flugzeugmarkt. So hat sich Airbus einen wichtigen Jet des kanadischen Bombardier-Konzerns einverleibt, und Boeing soll die Mehrheit an der Verkehrsflugzeugsparte des brasilianischen Herstellers Embraer übernehmen. Von Herausforderern aus Russland und China war praktisch nichts zu sehen. Airlines und deren Passagiere könnten das bei den Preisen spüren, meinen Experten.

Insgesamt sammelte der US-Konzern Boeing auf der Messe Aufträge und Vorverträge über 528 Verkehrsflugzeuge ein, wie er am Donnerstag auf der Luftfahrtschau südwestlich von London mitteilte. Der europäische Airbus-Konzern kam auf 431 Maschinen.

Auf das laufende Jahr gesehen, liegen die Amerikanern den Angaben zufolge noch deutlicher vor Airbus. Während der Konzern mit Sitz im französischen Toulouse seit Januar Bestellungen und Vorverträge über 752 Flugzeuge vorweisen kann, kommen die Amerikaner schon auf mehr als 1000 Maschinen, wie Boeings Vertriebschef Ihssane Mounir sagte.

Der Löwenanteil der Bestellungen entfiel bei beiden Herstellern auf die Mittelstreckenjets wie die Boeing 737-MAX und den Airbus A320neo. Beide konnten aber auch bei den grösseren Passagiermaschinen punkten. Die Amerikaner verkauften zudem eine Reihe von Frachtmaschinen, etwa an die Deutsche Post DHL. Bei Airbus schlug unter anderem die Billigfluglinie AirAsia zu. Deren Langstrecken-Ableger AirAsia X stockte eine bestehende Order für den modernisierten Langstreckenflieger A330neo um 34 Maschinen auf 100 Jets auf.

Wird es teurer für die Passagiere?

Unterdessen vergrössern die Branchengrössen weiter ihre Marktmacht. Mit Airbus' Übernahme von Bombardier-Jets und Boeings Deal mit Embraer erweitern beide Konzerne ihre Produktpalette um kleinere Maschinen. Der Flugzeug- und Zughersteller Bombardier war in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Embraer ist wiederum bei den kleineren Regional- und Geschäftsflugzeugen Bombardiers wichtigster Rivale.

Aus Sicht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) kann die wachsende Marktmacht der Grossen für Fluggesellschaften und Passagiere teuer werden. Denn die Airlines hätten nur zwei Hersteller zur Auswahl, und deren Produktion bei der meistgefragten Flugzeugklasse, den Mittelstreckenjets, sei praktisch über Jahre hinweg ausgebucht, meint IW-Experte Klaus-Heiner Röhl. Dadurch könnten Boeing und Airbus ihre Preise zu Lasten der Kunden hoch halten.

Konkurrenz aus dem Osten sieht er vorerst nicht als Gefahr für die Marktführer. «Der Hype um neue Wettbewerber im Passagierflugzeugmarkt aus China, Russland und Japan scheint vorbei zu sein.» So finde der russische Regionalflieger Superjet 100 im Ausland keine Kunden. «Ein ähnliches Schicksal droht den grösseren Maschinen Irkut MS-21 aus Russland sowie C919 aus China», schätzt Röhl. Verzögerungen in Entwicklung und Fertigung liessen das Vertrauen der Fluggesellschaften in die neuen Hersteller schwinden.

Während Bestellungen für den weltgrössten Passagierjet Airbus A380 erneut ausblieben, zeichnet sich eine Zukunft für gebrauchte Jets des Typs ab - und zwar im Mieteinsatz bei wechselnden Airlines. «Die Fluglinien stehen bei uns Schlange», sagte der Chef der portugiesischen Fluggesellschaft Hi Fly, Paulo Mirpuri. Die Gesellschaft hat eine A380 von Singapore Airlines übernommen.

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