UrabstimmungFrüherer Finanzchef: «Alkoholverzicht der Migros ist ein Heiligtum»
SDA
20.7.2021 - 05:00
Die Delegierten der Migros-Genossenschaft werden sich im Herbst erneut gegen den Verkauf von alkoholischen Getränken aussprechen. Das prophezeit der frühere Migros-Finanzchef Mario Bonorand. Das Verkaufsverbot für alkoholische Getränke sei ein «Heiligtum».
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20.07.2021, 05:00
20.07.2021, 08:18
dor/SDA
Der frühere Migros-Finanzchef Mario Bonorand (78) ist überzeugt, dass sich die Delegierten der Migros-Genossenschaft im Herbst gegen den Verkauf von alkoholischen Getränken aussprechen werden. Der Alkoholverzicht sei ein «Heiligtum».
Er könne sich nicht vorstellen, dass die Migros-Delegierten grünes Licht für den Verkauf von alkoholischen Getränken geben, sagte Bonorand in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen. Es sei ja nicht das erste Mal, dass diese Idee auf den Tisch komme.
Die «SonntagsZeitung» hatte in ihrer Ausgabe vom vergangenen Sonntag berichtet, dass bei der nächsten Migros-Delegiertenversammlung Anfang November das der Alkoholverkauf thematisiert werde. Die Zeitung will aus verschiedenen Quellen erfahren haben, dass mehrere Delegierte einen entsprechenden Antrag auf die Traktandenliste setzen lassen. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter sollen in einer Urabstimmung über die «Alkohol-Frage» entscheiden.
Laut Statuten dürfen die Migros-Supermärkte weder Alkohol noch Tabak verkaufen. Zur Abstimmung stehen dem Bericht zufolge eine völlige Streichung, die Aufrechterhaltung oder eine Abänderung des betreffenden Artikels. Bei einer Änderung würde die Migros Alkohol verkaufen und nur auf den Verkauf von Tabak verzichten. Die Migros-Delegierten sollen offenbar am 6. November darüber entscheiden, ob es zu einer Urabstimmung kommt. «Der Antrag dürfte sicher durchkommen», wird ein Insider zitiert.
Die Werte von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler seien immer noch sehr stark, hält Bonorand im Interview dagegen. Vom Kulturprozent bis hin zur demokratischen Genossenschaft – und eben auch dem Verzicht auf Alkohol und Tabak. Viele Delegierte sähen sich als Wächter von Duttweilers Vision.
Die Migros könne frische Impulse gut gebrauchen, sagte Bonorand weiter. Aber es müsse nicht gerade Alkohol sein. Damit könnte die Migros schätzungsweise 1,5 bis 2 Milliarden Franken mehr Umsatz generieren. Der Imageschaden und der Verlust an Renommee wären aber grösser, so Bonorand, der auch Chef der Warenhauskette Globus und Präsident von Denner war.
Weinverkauf bei Tochterfirma
Ganz alkoholfrei ist der Konzernumsatz allerdings nicht. Die Migros Tessin etwa betreibt die Weinläden «Enoteca Vinarte». Die vier Filialen befinden sich jeweils in oder neben einem Migros-Shoppingcenter.