Fragen und AntwortenDas macht der Internationale Währungsfonds
Von Monique Misteli
12.10.2022
Der Internationale Währungsfonds ist eine der wichtigsten Organisationen der Welt. Seine Prognosen beeinflussen die ganze Weltwirtschaft. Warum es den IWF gibt, was er macht und warum er kritisiert wird, liest du hier.
Von Monique Misteli
12.10.2022, 15:03
Von Monique Misteli
Ab heute Mittwoch bis kommenden Freitag kommt das Who's who der Wirtschaftspolitik zum jährlichen Treffen des Internationalen Währungsfonds (IWF) zusammen.
Auch Finanzminister Ueli Maurer, Wirtschaftsminister Guy Parmelin und Nationalbank-Präsident Thomas Jordan reisen nach Washington, um über die Entwicklungen der Weltwirtschaft zu beraten.
Doch wer ist diese bedeutende Organisation, die alle sechs Monate eine Lagebeurteilung zur wirtschaftlichen Weltlage abgibt und was macht sie überhaupt? Hier sind die wichtigsten Fragen und Antworten zum IWF.
Was ist der Internationale Währungsfonds?
Der IWF ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Washington D.C., USA, wo auch die Weltbank ihren Hauptsitz hat.
Die Organisation ist rechtlich, organisatorisch und finanziell unabhängig von der UN. Die Organisation wurde im Dezember 1945 gegründet.
Stand Heute hat der IWF 190 Mitgliedsstaaten. Einzig Kuba, Liechtenstein, Monaco und Nordkorea sind nicht im IWF.
Was macht der IWF genau?
Ziele des IWF sind die Überwachung der internationalen Geldpolitik, die Vergabe von Krediten für verschuldete Staaten und die Ausweitung des Welthandels. Der IWF kümmert sich also um viele Fragen der Geld-, Währungs- und Finanzpolitik.
Ausserdem nimmt der Währungsfonds wichtige globale Trends auf, einschliesslich der Auswirkungen der digitalen Transformation und des Klimawandels.
Wie ist der IWF organisiert?
Zu den Organen des IWF zählen der Gouverneursrat, das Exekutivdirektorium, die geschäftsführende Direktorin und beratende Ausschüsse. Der Gouverneursrat ist das oberste Gremium des IWF. Jedes Mitgliedsland ist dort durch eine Gouverneurin/einen Gouverneur sowie eine Stellvertreterin/einen Stellvertreter vertreten.
Die Mitgliedschaft der Schweiz wird vom Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) und von der Nationalbank gemeinsam wahrgenommen.
Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank vertritt die Schweiz als Gouverneur, der amtierende Finanzminister ist eines der 24 Mitglieder des internationalen Währungs- und Finanzausschusses.
Wie werden Entscheidungen getroffen?
Im IWF wird mit einer Mehrheit von 85 Prozent der Stimmen entschieden. Das Stimmrecht der jeweiligen Länder ist an deren Kapitalanteil im Fonds orientiert.
Die USA hat mit 16,5 Prozent den grössten Stimmenanteil und könnte faktisch alleine eine Entscheidung verhindern.
Nach den USA folgt Japan mit 6,15 Prozent Kapitalanteil und China mit 6,08 Prozent. An vierter Stelle folgt Deutschland mit 5,32 Prozent. Frankreich und Grossbritannien sind mit je mit 4,03 Prozent vertreten und Italien mit 3,02 Prozent. Die Schweiz ist mit 1,17 Prozent Kapitalanteil dabei.
Das Kapital des IWF wird von den Mitgliedsländern bereitgestellt. Jedem Mitglied ist ein Kapitalanteil, die sogenannte Quote, zugewiesen. Die Quote bestimmt die Einzahlungsverpflichtung, das Stimmrecht und das Recht zum finanziellen Rückgriff auf den Fonds.
Das Gesamtvolumen der Quoten beläuft sich derzeit auf rund 477 Milliarden SRZ (Sonderziehungsrechte). Diesem IWF-internen Reserveguthaben liegt ein Währungskorb aus führenden internationalen Währungen (US-Dollar, japanischer Yen, Euro, britisches Pfund) zugrunde.
Wie ist die Schweiz in den IWF eingebunden?
Die Schweiz ist seit 1992 Mitglied. Sie bildet gemeinsam mit Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgistan, Polen, Serbien, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan eine Stimmrechtsgruppe.
Die Schweiz ist mit einem Maximalbeitrag von 7'361 Millionen Franken eingebunden.
Warum wird der IWF immer wieder kritisiert?
Kritisiert wird am IWF immer wieder, dass europäische Länder und die USA wesentlich mehr Einfluss haben als andere.
Ein anderer Kritikpunkt ist, dass die Wirtschaftspolitik im Vordergrund stehe und zu wenig auf gerechte Verteilung geachtet werde.
Aufgrund der schlechten währungspolitischen Erfahrungen in den 1930er Jahren, verhandelten 44 Staaten unter der Federführung von Grossbritannien und den USA über ein neues internationales Währungssystem. Das neue Währungssystem sollte entscheidend dazu beitragen, das Weltwirtschaftssystem wieder aufzubauen.
Die USA setzte sich bei den Verhandlungen schliesslich mit ihrem Vorschlag durch. Der Dollar wurde zur neuen Währung der Weltwirtschaft, feste Wechselkurse, möglichst freier Handel sowie die Goldkonvertibilität der Währungen über den Tausch in US-Dollar, wurden geschaffen.
Wie schätzt der IWF die Weltwirtschaft für die kommenden sechs Monate ein?
Inflation, Krieg und die Coronafolgen setzen der Weltwirtschaft weiterhin zu. Deshalb senkte der IWF seine globale Wachstumsvorhersage für das kommende Jahr auf 2,7 Prozent.
Damit fällt das prognostizierte Wachstum um 0,2 Prozentpunkte geringer aus, als noch im Sommer angenommen.
Im Euroraum soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach im kommenden Jahr nur noch um 0,5 Prozent wachsen. Das ist eine deutlichere Abstufung als bisher angenommen.