Experte zu UBS-Gewinn «Die Banken haben im Corona-Jahr sehr gut gearbeitet»

Von Uz Rieger

5.3.2021

Ralph Hamers, CEO der UBS: Die Bank kann im Geschäftsbericht weiterhin gute Zahlen verkünden – und hohe Vergütungen des Spitzenpersonals. (Archiv)
Ralph Hamers, CEO der UBS: Die Bank kann im Geschäftsbericht weiterhin gute Zahlen verkünden – und hohe Vergütungen des Spitzenpersonals. (Archiv)
Bild: Keystone

Die UBS verkündet heute einen Gewinn von 6,557 Milliarden für das Corona-Jahr 2020. Auch die Chefs der Bank haben in der Pandemie gut Kasse gemacht. Ein Finanzexperte erklärt, warum die Banken so gut durch die Krise kommen. 

Von Uz Rieger

5.3.2021

Trotz der Corona-Pandemie läuft es bei den meisten Banken prächtig. Die UBS etwa hat in ihrem heutigen Geschäftsbericht für das Jahr 2020 die Gewinnzahlen nur geringfügig nach unten korrigieren müssen. Gleichzeitig gab die Grossbank im Vergütungsbericht für das Jahr auch bekannt, dass der zurückgetretene UBS-CEO Sergio Ermotti im Corona-Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr sogar noch einmal zulegte und 13,3 Millionen Franken verdiente. Sein Nachfolger Ralph Hamers erhielt für vier Monate 4,2 Millionen Franken sowie eine einmalige Ersatzzahlung von 0,16 Millionen Franken.

«blue News» hat beim Wirtschaftspublizisten und unabhängigen Finanzexperten Martin Spieler nachgefragt, warum die Banken derzeit so gut dastehen und ob er ein Problem in den hohen Vergütungen der Top-Manager sieht.

Die UBS hat heute trotz der Corona-Pandemie sehr gute Geschäftszahlen bekannt gegeben. Nicht viel anders sieht es auch bei anderen Banken aus. Warum kommen die Institute bislang so gut durch die Krise?

Zur Person
zvg

Martin Spieler war Chefredaktor der «HandelsZeitung» und der «SonntagsZeitung». Heute ist er als unabhängiger Finanzexperte, Interviewer und Kolumnist für verschiedene Medien tätig. Zudem moderiert Spieler TV-Sendungen und führt einen eigenen Geld-Blog beim Tages-Anzeiger/Newsnet.

Spieler: Wir sind momentan zwar in einer historischen Krise mit der ganzen Covid-19-Pandemie, aber wir sind nicht in einer Finanzkrise. Und ich glaube, es ist ganz wichtig, dass man diese Unterscheidung macht.

2008/2009 hatten wir eine Finanzkrise, dann die Eurokrise. Jetzt haben wir die Pandemie und in dieser Corona-Krise, in der wir uns momentan noch bewegen, sind zwar einige Branchen betroffen, etwa der Tourismus, das Gastgewerbe, Restaurants, Hotels und so fort – für diese Branchen ist es dramatisch.

Andere Sektoren sind aber nur am Rand betroffen. Genau das sehen wir bei den Banken. Die Banken sind im Moment nicht Teil des Problems, sondern ich würde sogar eher sagen, sie sind ein Teil der Lösung oder zumindest nicht sehr stark von der Krise betroffen.

Droht den Schweizer Banken infolge der Pandemie womöglich noch eine Welle an Kreditausfällen?

Bislang hat man ganz wenig Kreditausfälle aufgrund der Corona-Pandemie. Auch wenn Sie die neuesten Konkurs-Zahlen in der Schweiz anschauen, dann sehen die nicht schlecht aus. Das ist sehr interessant, denn es geht entgegen den eigentlichen Erwartungen. Das hat aber auch einen Grund. Und der liegt in der staatlichen Unterstützung, in den Krediten, welche der Bund und die Kantone den Firmen gegeben haben, das auch sehr unkompliziert. Das hat natürlich deutlich geholfen und dazu geführt, dass wir bislang sehr wenige Kreditausfälle aufgrund von Corona in der Schweiz haben.

Ich gehe allerdings davon aus, dass die Kreditausfälle bei den Schweizer Banken sicher etwas zunehmen werden, jedoch nicht, dass es symptomatisch wird. Die Banken haben bereits Rückbildungen gemacht. Ich denke, die Banken können gut damit leben.

Dann braucht es auch keine weiteren Anstrengungen durch den Staat, dass die Banken gut durch die Krise kommen?

Wir haben eine eigene Finanzmarktaufsicht, die ziemlich genau schaut, was bei den Banken passiert. Die Schweizer Banken haben ja strenge Eigenkapitalanforderungen. Letztendlich werden die Banken laufend überwacht, insbesondere werden auch die Bereiche Kredite genau angeschaut.

Ich denke, das läuft bereits, weil die Sensibilität durchaus vorhanden ist: Ja, es wird mehr Ausfälle bei Krediten geben, insbesondere im KMU-Bereich oder auch im Tourismus. Da werden wir vermehrt Konkurse sehen. Und wir werden auch vermehrt Kreditausfälle im Bereich Hypotheken sehen. Eben von Leuten, die dann die Zinsen nicht mehr zahlen können.

Ich gehe aber nicht davon aus, dass wir da ein fundamentales Problem haben, weil sich die Banken der Tatsachen bewusst sind und Rückstellungen gebildet haben. Auch vonseiten der Finanzmarktaufsicht hat man bereits die Dinge drauf. Ich sehe da nur ein begrenztes Risiko.

Trotz der Krise zahlen etwa die UBS und andere Banken ihren Mitarbeitern sehr grosse Gehälter und Boni aus. Ist das angesichts der derzeitigen Lage nicht instinktlos?

Sie müssen überlegen, wie solche Vergütungen zusammenkommen. Es ist ganz einfach: Man schaut, okay, wie sehen die Abschlüsse aus. Und wenn man die Abschlüsse anschaut, in diesem Jahr 2020, dann waren die bei den meisten Banken gut bis sehr gut.

Das heisst, die Banken haben im letzten Corona-Jahr entgegen anderen Branchen sehr gut gearbeitet und sie haben auch sehr profitiert von der starken und positiven Börsenentwicklung. Es wurden deutlich mehr Wertschriften gehandelt, Privatinvestoren haben deutlich stärker investiert. Das Jahr 2020 war selbst für das Investmentbanking, also im Geschäft unter den Firmen, ein exklusives Jahr.

Die Abschlüsse sind also positiv. Und entsprechend werden auch höhere Erfolgsausschüttungen fällig. Das sind eben die Beträge, die bei den Banken üblich sind. Grundsätzlich, wenn man jetzt sagt, ja, einem Teil der Firmen in anderen Branchen geht es jetzt schlecht ... denke ich, diese Verbindung macht nicht sehr viel Sinn. Wichtig ist, dass man wirklich schaut, haben die Gesellschaften dieses Geld verdient.

Und wenn es einer Firma gut geht, dann kann sie auch mehr Ausschüttungen machen. Wenn das nicht der Fall wäre, dann wäre es problematisch. Aber in den meisten Fällen bei den Schweizer Banken haben wir starke Abschlüsse und entsprechend sind die Ausschüttungen auch hochgegangen.