Ein stillgelegtes Gleis nahe dem Bahnhof Dölau in Halle (D). Rund 100 Kilometer stillgelegte Bahnstrecken lassen sich aus Sicht zweier Verkehrsverbände ohne allzu grossen Aufwand in Sachsen-Anhalt reaktivieren.
Der ehemalige Bahnhof Dölau in Halle: Der Bahnhof und das Gleis sind stillgelegt.
Das Stationsschild Halle-Dölau am stillgelegten Bahnhof Dölau ist noch nicht abgebaut worden.
Wo einst Züge fuhren, wächst heute Unkraut.
Neue Schienen werden auf einer alten Bahntrasse in Hahnenfurt zwischen Wuppertal und Mettmann verlegt. Die Allianz von "pro Schiene" und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass zunehmend stillgelegte Bahnstrecken wieder reaktiviert werden.
Die Vergessenen – Wie stillgelegte Gleise Bahnkunden helfen könnten
Ein stillgelegtes Gleis nahe dem Bahnhof Dölau in Halle (D). Rund 100 Kilometer stillgelegte Bahnstrecken lassen sich aus Sicht zweier Verkehrsverbände ohne allzu grossen Aufwand in Sachsen-Anhalt reaktivieren.
Der ehemalige Bahnhof Dölau in Halle: Der Bahnhof und das Gleis sind stillgelegt.
Das Stationsschild Halle-Dölau am stillgelegten Bahnhof Dölau ist noch nicht abgebaut worden.
Wo einst Züge fuhren, wächst heute Unkraut.
Neue Schienen werden auf einer alten Bahntrasse in Hahnenfurt zwischen Wuppertal und Mettmann verlegt. Die Allianz von "pro Schiene" und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass zunehmend stillgelegte Bahnstrecken wieder reaktiviert werden.
Die deutsche Bundesregierung will deutlich mehr Menschen auf die Schiene bringen. Häufig stehen die grossen Bahn-Knotenpunkte im Fokus der Diskussion. Dabei könnte eine Lösung da liegen, wo schon Unkraut wuchert.
Vielen vom Schienenverkehr abgehängten Regionen dürfte diese Deutschlandkarte Hoffnung machen: Zwei Verkehrsverbände haben darauf die 186 stillgelegten Schienenabschnitte eingezeichnet, die aus ihrer Sicht wieder in Betrieb gehen sollten. Zusammen sind das deutschlandweit mehr als 3'000 Kilometer Gleise, die den gebeutelten Personennahverkehr der Deutschen Bahn verbessern könnten, wenn sie wieder befahrbar wären. Das behaupten der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und Allianz pro Schiene, die am Montag ihre Ergebnisse in Berlin vorgestellt haben.
Es gebe zahlreiche Lücken im deutschen Schienennetz – manche einen, andere mehrere Dutzend Kilometer lang. Nicht alle ehemaligen Schienenwege liessen sich wieder in Betrieb nehmen, viele aber schon, und zwar ohne allzu grossen Aufwand. Die meisten davon sind für den Personenverkehr gedacht. Aber auch Güterverkehrsstrecken sind dabei.
Nicht mehr genutzte Bahnstrecken wieder in Betrieb zu nehmen, könnte ein Schritt zur Umsetzung des Projekts «Deutschlandtakt» sein, mit dem das deutsche Bundesverkehrsministerium die Schiene stärken will. Das Zugfahren soll so pünktlicher und schneller werden, das Erreichen der Anschlüsse direkter und verlässlicher. Steigende Fahrgastzahlen und immer neue Passagierrekorde bringen das System an seine Grenzen. 3'000 neue Kilometer würden das gesamte deutsche Schienennetz um rund acht Prozent aufstocken, wie der VDV berechnet hat.
Unkraut statt Schiene
Zwischen 1994 und 2019 sind laut Allianz pro Schiene bereits gut 800 Kilometer für den Personen- und fast 400 Kilometer für den Güterverkehr wieder in Betrieb gegangen, nachdem sie einmal aus dem Netz entfernt worden waren. Laut VDV wurden bei der grossen Mehrheit «die mit der Reaktivierung beabsichtigten Verlagerungseffekte übererfüllt». Aber: Im gleichen Zeitraum wurde deutlich mehr Strecke – rund 3'600 Kilometer – stillgelegt.
Stillgelegt kann viel bedeuten: Auf einigen Strecken liegen noch die Schienen, es wuchert nur etwas Unkraut, manchmal fahren dort sogar noch Güterzüge. Andere ehemalige Bahnstrecken haben nicht mal mehr Reste von Schienen, sondern sind inzwischen zu Radwegen umgebaut. «Der Vorteil von Streckenreaktivierungen ist, dass sie deutlich schneller die Bahn wieder zurück zu den Menschen bringen können und auch zu den Unternehmen, als dies beim Neubau der Fall ist», sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.
Wie viel von einem Schienenweg noch übrig sei, entscheide darüber, wie schnell und kostengünstig er sich wieder in Betrieb nehmen lasse, sagte Frank Zerban, Hauptgeschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV). Und was heisst schnell? Bei solchen Bauprojekten wäre ein Jahr sehr schnell. Je nachdem, was von den Schienen, Verkehrssignalen und Bahnhöfen einer Strecke noch übrig ist, kann es aber auch mal fünf bis zehn Jahre dauern.
Viele der zur Wiederinbetriebnahme empfohlenen Strecken sind kleine Verbindungsstücke, die eine Lücke in einer langen Regionalstrecke schliessen würden. Zerban hält Reaktivierungen, dort wo es das Potenzial gebe, für «ausgesprochen sinnvoll».
Mehr Kapazität nötig
Zwar helfe so eine frische Übersicht potenzieller Wiedereröffnungen, aber: «Man muss unterscheiden zwischen Potenzial und Wirtschaftlichkeit.» Und viele alte Strecken könnten diese nötige Wirtschaftlichkeit seiner Erfahrung nach nicht erreichen. «Dann ist es üblicherweise so, dass aus einem relativ grossen Portfolio an potenziell interessanten Strecken eine am Ende doch dann eher überschaubare Zahl übrig bleibt.»
Und was kostet der Spass? «Da halten wir uns zurück», sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann. Schätzungen seien in diesem Fall unseriös, weil der Aufwand so unterschiedlich sei. Weniger zurückhaltend antworten die Verbände auf die Frage, wer das finanzieren soll: «Wir fordern ein Bundesprogramm Reaktivierung, bei dem der Bund 100 Prozent der Infrastrukturkosten der reaktivierten Strecken trägt», sagte Flege. Denn die meisten der ausgedienten Strecken seien vorher Bundesschienenwege gewesen. «Deswegen ist es jetzt auch Aufgabe des Bundes, diese Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.» Die Planung sollten die Länder übernehmen.
Gegen den Vorwurf wehrt sich das Verkehrsministerium und teilt auf Anfrage mit, dass Strecken immer nur dann stillgelegt worden seien, wenn es keine Nachfrage mehr gegeben habe und wenn kein Dritter – etwa ein privater Betreiber – die Strecke habe übernehmen wollen. Ausserdem stelle der Bund bereits ausreichend Mittel für den SPNV zur Verfügung – zwischen 2016 und 2031 mehr als 150 Milliarden Euro.
Auch die Deutsche Bahn erklärt auf Anfrage, dass mangelnde Nachfrage über eine Stilllegung entscheide. Das bedeute aber auch: «Wenn Leistungen in einem Umfang bestellt werden, die dem Infrastrukturbetreiber einen wirtschaftlichen Betrieb ermöglichen, kann durchaus eine Reaktivierung in Erwägung gezogen werden», heisst es in dem Statement. Und: «Es ist unstrittig, dass wir mehr Kapazitäten brauchen, um die Verkehre von heute und morgen zu bewältigen.»
Die schnellsten Züge der Welt
Die schnellsten Züge der Welt
Bis heute der schnellste Zug der Welt: Am 21. April 2015 erreichte ein japanischer Maglev der Serie L0 auf der Yamanashi-Teststrecke eine Spitzengeschwindigkeit von 603 km/h.
Auf einer regulären Bahnstrecke bisher schnellster Zug ist der französische TGV V150. Er erreichte am 3. April 2007 zwischen Baudrecourt und Paris 574,8 km/h.
Der schnellste in Deutschland entwickelte Zug ist der Transrapid 08. Die Magnetschwebebahn schaffte zwischen dem Flughafen Schanghai und dem Zentrum der Stadt 501 km/h.
Gross im Kommen sind chinesische Schnellzüge. Ein Zug der Baureihe CRH380BL (links) erreichte auf einer Rekordfahrt im Jahr 2010 487,3 km/h. Ein Serienzug der Reihe CRH380A schaffte am 3. Dezember 2010 zwischen Shanghai und Hangzhou 486,1 km/h.
Der schnellste Zug Südkoreas ist der HEMU-430X. Er schaffte am 31. März 2013 421,4 km/h.
Vor 30 Jahren, am 1. Mai 1988 raste der deutsche Versuchszug ICE V zwischen Würzburg und Fulda mit 406 km/h an die Spitze aller Züge. Bereits zwei Jahre später wurde der Weltrekord von einem französischen TGV eingestellt.
Spaniens schnellster Zug ist ein AVE S-103. Das Modell schaffte am 16. Juli 2006 auf einer regulären Strecke zwischen Madrid und Lleida 403,7 km/h.
Ein Zug der italienischen Modellreihe ETR 400 «Frecciarossa» (im Bild ein Vorgängermodell) erreichte am 30. November 2015 zwischen Mailand und Turin 390,7 km/h.
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