Betrug Ex-Chef der Basler Kantonalbank wegen Geldwäscherei schuldig

sob

10.7.2020

Direktionspräsident Hans Rudolf Matter spricht an der Bilanzmedienkonferenz der Basler Kantonalbank am 16. Februar 2012. Es war seine letzte Bilanzmedienkonferenz. Damals wusste er schon längst vom Betrug der ASE Investment, aber er schwieg.
Direktionspräsident Hans Rudolf Matter spricht an der Bilanzmedienkonferenz der Basler Kantonalbank am 16. Februar 2012. Es war seine letzte Bilanzmedienkonferenz. Damals wusste er schon längst vom Betrug der ASE Investment, aber er schwieg.
Keystone

Hans Rudolf Matter, ehemals Chef der Basler Kantonalbank, ist schuldig. Er hat zwar nicht selbst Geld gewaschen, aber er hat die Meldepflicht bei Geldwäschereiverdacht verletzt. Anleger haben 170 Millionen verloren.

Ein Betrug, in dessen Zentrum Geldwäscherei stand, hat Hunderte Anleger und insbesondere Kleinsparer um insgesamt 170 Millionen Franken gebracht. Einer hätte es verhindern können: Hans Rudolf Matter, bis 2012 Direktionspräsident der Basler Kantonalbank (BKB). Denn er hatte schon früh von den Machenschaften der Betrüger erfahren, fast zwei Jahre vor dem Zusammenbruch des Kartenhauses. Dennoch meldete er den Verdacht nicht wie vom Gesetz vorgeschrieben an die zuständige Behörde. Für diese Unterlassung wurde er nun schuldig gesprochen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.

50'000 Franken Busse

Das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD) hat gegen ihn einen Strafbescheid erlassen, laut dem er die Meldepflicht zur Bekämpfung der Geldwäscherei verletzt habe. Dafür muss er laut EFD 50’000 Franken Busse und die Verfahrenskosten von 5'130 Franken bezahlen.



Matter schaute in den Jahren 2010 bis 2012 dem üblen Spiel der Aargauer ASE Investment AG tatenlos zu. Die ASE Investment wiegte ihre Kunden trotz hoch riskanten Anlagen in Sicherheit – mit Konten bei der BKB inklusive Staatsgarantie. Aber aus den Traumrenditen wurde nichts. Dennoch erhielten die ASE-Kunden regelmässig Kontoauszüge, die die Gewinne zu bestätigen schienen.

Matter wusste spätestens seit Anfang 2010, dass es keine Gewinne gab, sondern immer grössere Verluste. Er wurde vom damaligen Kreditchef der BKB schriftlich per E-Mail darauf hingewiesen. 2012 platzte die ASE-Blase.

Matter für Ausweitung der Verluste mitverantwortlich

Laut EFD hätte spätestens im September 2010 die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) informiert werden müssen, wie der «Tages-Anzeiger» weiter schreibt. Laut EFD habe die «pflichtwidrige Unterlassung» Matters dazu geführt, dass sich die Verluste für die Kunden noch einmal ausweiteten. «Bei rechtzeitiger Erstattung der Verdachtsmeldung hätte die Strafverfolgungsbehörde wesentlich früher einschreiten und weitere Betrugshandlungen zulasten der Kunden der BKB verhindern können», schreibt das EFD.

Offen ist noch, ob die BKB die geprellten Anleger entschädigen muss. Die entsprechenden Verfahren laufen. Denkbar wäre es, denn die Bank hat den Betrug offenbar durchschaut und nichts unternommen.

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