Restaurants in Not Gastrosuisse-Präsident kritisiert den Bundesrat scharf

SDA/tjb

11.12.2020

Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse: «Herr Berset hat die Hausaufgaben zwischen der ersten und zweiten Welle nicht gemacht.»
Casimir Platzer, Präsident von Gastrosuisse: «Herr Berset hat die Hausaufgaben zwischen der ersten und zweiten Welle nicht gemacht.»
Bild: Keystone/Alessandro della Valle

Die neue Sperrstunde ab 19 Uhr bedeute für die Gastro-Branche ein «Tod auf Raten». Der Branchenverband Gastrosuisse geht darum mit dem Bundesrat hart ins Gericht – und will deutlich mehr Entschädigungen.

Kaum war die Medienkonferenz des Bundesrats zu den neuen Massnahmen gegen die Corona-Pandemie vorbei, äusserte sich Gastrosuisse zu den neuen Regeln – und Verbands-Präsident Casimir Platzer griff zu heftigen Worten: Der Bundesrat würge der Gastrobranche mit seinen neusten Entscheiden die Luft ab. Der Beizenschluss um 19 Uhr komme einem generellen Lockdown gleich und sei ein «Tod auf Raten» für viele Betriebe.

Der Bundesrat würdige in keiner Weise die grossen Bemühungen der Branche, einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, sagte Platzer. Im Gegenteil. Schon nach ein paar wenigen Tagen «übersteuere» er die Verschärfungsentscheide einiger Kantone von Anfang Woche bereits wieder. Das Vorgehen sei planlos und unglaubwürdig, «ein komplettes Chaos zwischen kantonalen und Bundesvorgaben».

Es gebe keinerlei Beweise, dass es in Gastro-Betrieben überhaupt zu Ansteckungen komme, so Platzer weiter. Seine Branche müsse einfach für die Symbolpolitik des Bundes herhalten. «Herr Berset hat die Hausaufgaben zwischen der ersten und zweiten Welle nicht gemacht.» Auch Wirtschaftsminister Guy Parmelin agiere nach guten Entscheiden am Anfang der Pandemie jetzt nur noch reaktiv und unglücklich.

Härtefall-Gelder sollen schneller ausbezahlt werden

Angesichts des neusten Tiefschlags fordert Gastrosuisse deshalb sofortige finanzielle Entschädigung. Laut Direktor Daniel Borner braucht es monatlich 600 bis 800 Millionen Franken à fonds perdu, und das sehr rasch, sonst sei es zu spät.

Nicht einmal die Hälfte der Kantone habe bisher Schritte für die Auszahlungen aus dem Härtefallfonds eingeleitet. Viele sprächen davon, dass erste Zahlungen frühestens Ende Februar erfolgen könnten. Bisher seien in der Gastro-Branche 30'000 Arbeitsplätze verloren gegangen. «Heute hat sich die Lage noch einmal dramatisch verschärft», so Borner.

Die neuen Massnahmen des Bundes

  • Von 19 bis 6 Uhr gilt eine Sperrstunde für Gastro-Betriebe und Läden, Sonntagsverkäufe sind verboten. Kantone mit einer günstigen Entwicklung können erst ab 23 Uhr schliessen.
  • Öffentliche Veranstaltungen sind verboten, Ausnahmen gelten für religiöse Feiern, Beerdigungen und politische Versammlungen.
  • Freizeit-Sport und nicht-professionellen Kulturanlässe dürfen nur noch in  Gruppen von höchstens 5 Personen stattfinden.

Die Medienkonferenz im Rückblick

Direktor Borner betont auch die sozialen Folgen, die die Schliessungen nach sich ziehen würden: Gerade Alleinstehende hätten nun über die Feiertage während dreier Tage keine Möglichkeit mehr, sich mit anderen Menschen in einem Restaurant zum Essen zu treffen. Mit dieser Feststellung endet die Medienkonferenz. Wir danken für die Aufmerksamkeit.

15.47 Uhr: Gastrosuisse will viel mehr Beihilfen

Als Nächstes ergreift Gastrosuisse-Direktor Daniel Borner das Wort. Er legt noch einmal die dramatische Lage des Gastro-Sektors dar. Nach Einschätzung seiner Verbands würden zwei von fünf Betrieben das kommende halbe Jahr nicht überleben.

Nun brauche es schnelle Hilfe – denn bis die Beihilfen aus dem Härtefallfonds des Bundes ausbezahlt würde, werde es noch bis Februar dauern, so Borner. Darum fordert er nun monatliche Beiträge in der Höhe von 600 bis 700 Millionen Franken – und zwar à fonds perdu, also nicht rückzahlbar.

15.46 Uhr: Arbeiten unter dem Damoklesschwert

Auch Muriel Hauser übt massive Kritik am Entscheid des Bundesrats. Die Betriebe arbeiteten nun unter dem Damoklesschwert der drohenden Schliessung. Mit der Regel, wonach die Sperrstunde nach hinten geschoben werden könne, wenn der Reproduktionswert eine Woche unter 1 liege, sei nichts gewonnen.

15.43 Uhr: «Es braucht mehr finanzielle Entschädigungen»

Gastrosuisse fordere nun mit aller Entschiedenheit finanzielle Entschädigungen vom Bund, die bestehenden Mittel reichten nicht, so Platzer. Die heutigen Entscheide des Bundesrats seien konzeptlos, so gehe das nicht. Damit übergibt er an Muriel Hauser von GastroFribourg

15.40 Uhr: Heftige Kritik und Zweifel an Evidenz

Platzer ärgert sich, dass der Bundesrat den Reproduktionswert als Mass nimmt, um die neuen Massnahmen zu begründen. Dieser lasse sich erst mit einer Verzögerung von zehn Tagen berechnen. Der Gastrosuisse-Pärsident verleiht seinem Unmut darüber Ausdruck, dass das das Mass der Dinge sein soll. Platzer zweifelt an, dass in Restaurants tatsächlich Ansteckungen stattfänden. Eigentlich wolle der Bundesrat die Leute einfach möglichst zu Hause haben, doch fehle ihm der Mut, die Gastro-Betriebe gleich ganz zu schliessen.

Die Sperrstunde bereits um 19 Uhr verunmögliche den Abend-Service, damit nehme der Bundesrat den «Tod auf Raten» des Sektors in Kauf. Offensichtlich fehle der Mut, die Betriebe ganz zu schliessen und sie dafür entsprechend zu entschädigen.

15.35 Uhr: Platzer ist konsterniert von neuen Regeln

Als Erstes ergreift Präsident Platzer das Wort. «Ich bin konsterniert. Mit den neuen Massnahmen drückt der Bundesrat der Gastro-Banche die Luft ab.» Erst in der vergangenen Woche hätten verschiedene Kantone neue Massnahmen ergriffen, doch nun übersteuere der Bund die Kantone bereits wieder.

Um 15.30 Uhr informiert Gastrosuisse, wie der Verband zu den neusten Entscheiden des Bundes steht. Mit dabei sind Präsident Casimir Platzer, Muriel Hauser von Gastro Fribourg und Gastrosuisse-Direktor Daniel Borner. Wir werden die Medienkonferenz hier live begleiten.

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