Pharma FDA will neue Studie von Novartis

SDA

23.9.2020 - 12:19

Die US-Zulassungsbehörde FDA verlangt von Novartis mehr Daten zum Einsatz des Medikaments Zolgensma bei älteren Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA). Nun werde eine neue klinische Studie geprüft, erklärte der Basler Konzern. (Archiv)
Die US-Zulassungsbehörde FDA verlangt von Novartis mehr Daten zum Einsatz des Medikaments Zolgensma bei älteren Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA). Nun werde eine neue klinische Studie geprüft, erklärte der Basler Konzern. (Archiv)
Source: KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS

Die US-Gesundheitsbehörde FDA will von Novartis weitere Daten zum Einsatz der Gentherapie Zolgensma (AVXS-101) bei älteren Patienten mit Muskelschwund im Rücken. Novartis will eine neue Studie prüfen.

Zwar erkenne die Behörde das Potenzial der Therapie zur Behandlung von älteren Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA) an, empfehle aber, eine eigens entworfene Studie zu initiieren, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte.

Anders als bei der bereits zugelassenen Therapie zur Behandlung von Kleinkindern und Säuglingen, wird die Gentherapie für die älteren Patienten über das Rückenmark (intrathekal, IT) statt intravenös verabreicht. Die eingereichten Daten aus der STRONG-Studie erkenne die Behörde an, hält eine separate zulassungsrelevante Studie aber für notwendig.

Die FDA-Empfehlung schaffe Klarheit auf dem Weg zur Registrierung von Zolgensma IT, so Novartis weiter. Nach weiteren Gesprächen mit den Behörden werde Novartis dann die Details und den möglichen Aufbau der Studie einreichen.

Wie Novartis weiter schreibt, steht die FDA-Empfehlung für die Bestätigungsstudie nicht im Zusammenhang mit der Ende 2019 verhängten teilweisen klinischen Aussetzung der Zulassung von AVXS-101 IT. Die neue Studie werde in den USA indes erst dann eingeleitet, wenn die aktuell gültig Aussetzung durch die FDA aufgehoben sei.

Vorreiter in Gentherapie

SMA ist eine seltene genetische neuromuskuläre Erkrankung und die führende genetische Ursache für den Säuglingstod. Unbehandelt führt SMA Typ 1 in mehr als 90 Prozent der Fälle zum Tod oder macht eine permanente Beatmung bis zum Alter von zwei Jahren notwendig. Bei SMA Typ 2 und 3 fallen die Symptome meist weniger stark aus, wobei aber auch beim Typ 2 etwa 30 Prozent der Patienten im Alter von 25 Jahren sterben, wie Novartis weiter schreibt.

Der Basler Konzern ist auf dem Gebiet der Gentherapie einer der Vorreiter. Bislang gab es keine Möglichkeit, Patienten, die an dieser seltenen Krankheit leiden, zu heilen. Mit der einmalig verabreichten Gentherapie ist dies nun mehr oder weniger gelungen. Immerhin haben die behandelten Kinder wichtige motorische Zielvorgaben erreicht.

Mit der Therapie hat Novartis auch beim Preis Neuland betreten. Mit gut 2 Millionen US-Dollar ist diese einmalige Behandlung derzeit die teuerste Therapie weltweit.

Umsatzpotenzial in Gefahr

Die Reaktionen der Analysten fallen derweil eher zurückhaltend aus. Einige Experten, wie etwa Michael Nawrath von der ZKB, sehen das Umsatzpotenzial des Medikaments in Gefahr. Dass die FDA eine neue Phase-III-Studie verlange, dürfte den gentherapeutischen Ansatz um «insgesamt knapp zwei Jahre» zurückwerfen, so Nawrath. Er rechne rechnet erst Ende 2023 mit einer Vermarktung. Da zudem in diesem längeren Zeitraum zusätzliche Konkurrenz zu erwarten sei, setzt die Bank den geschätzten Spitzenumsatz von zuvor 2,3 Milliarden US-Dollar auf knapp die Hälfte (1,2 Mrd.) herunter.

Auch für Jefferies-Analyst Peter Welford ist die Verzögerung ein «enttäuschender Rückschlag in der Pipeline», da die IT-Formulierung der Schlüssel zur Behandlung älterer Patienten mit spinaler Muskelatrophie (SMA) sei. Zudem komme die Nachricht zu einem ungünstigen Zeitpunkt, weil sich die Stimmung gegenüber der Novartis-Aktie gerade erst zu bessern begann.

Roche dürfte profitieren

Bei Vontobel reagiert Stefan Schneider etwas gelassener auf den Entscheid der FDA. Zwar sei der Zeithorizont verschoben worden, der Weg nach vorne bleibe aber klar ersichtlich. Die zuvor bereits als gering eingeschätzte Erfolgswahrscheinlichkeit für die intrathekale Formulierung von Zolgensma belässt Schneider unverändert und sieht daher eine vernachlässigbare Auswirkung auf die grundsätzliche Bewertung des Konzerns.

Sowohl Schneider als auch Keyur Parekh von Goldman Sachs meinen derweil, dass der Rücksetzer vor allem dem Konkurrenten Roche in die Karten spielen dürfte. Roche hatte erst kürzlich grünes Licht für sein Evrysdi in den USA erhalten. Das einmal täglich oral zu verabreichende Mittel dar bei Patienten eingesetzt werden, die älter sind als 2 Monate und am Typ 1, 2 oder 3 leiden.

Am Markt reagieren die Investoren leicht verschnupft. Mit einem zuletzt unveränderten Kurs hinken Novartis dem Leitindex SMI hinterher, der aktuell 0,76 Prozent dazugewinnt.

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