ImmobilienGaleria Karstadt Kaufhof sucht nach Insolvenzantrag neuen Besitzer
jb
9.1.2024 - 12:49
Deutschlands letzter grosser Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof beantragt erneut ein Insolvenzverfahren. Es ist das dritte innerhalb weniger Jahre. Was mit den gut 90 Warenhäusern und mehr als 15 000 Beschäftigten passiert, ist unklar.
Keystone-SDA, jb
09.01.2024, 12:49
09.01.2024, 16:42
SDA
Mit einem neuen Eigentümer will Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) will noch einmal durchstarten. Der Warenhauskonzern hat in Folge der Schieflage seines Besitzer Signa zum dritten Mal in dreieinhalb Jahren Insolvenz angemeldet. Wie das Unternehmen am Dienstag in Essen weiter mitteilte, sind Gespräche mit potenziellen Investoren angelaufen.
Galeria hat beim Amtsgericht Essen einen Insolvenzantrag gestellt. Die mehr als 15 000 Beschäftigten müssen nun um ihren Arbeitsplatz zittern. Ob weitere Standorte schliessen müssen, steht noch nicht fest. Das Geschäft in den Filialen soll dem Unternehmen zufolge normal weiter laufen.
Signa-Insolvenzen schädigen Galeria
«Galerias operativer Erfolg wird durch die Rahmenbedingungen der alten Eigentümerstruktur belastet. Wir sehen in dem heutigen Tag ausdrücklich einen Befreiungsschlag», sagte Galeria-Chef Olivier van den Bossche. «Die Insolvenzen der Signa-Gruppe schädigen Galeria massiv, behindern das laufende Geschäft und schränken durch hohe Mieten und teure Dienstleistungen die künftige Entwicklungsmöglichkeit stark ein.»
Der vorläufige Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus sagte, man werde einen Investorenprozess für das Unternehmen sehr kurzfristig starten. Ziel sei, «dass wir im Zeitfenster von sieben, acht Monaten dann auch dieses Insolvenzverfahren wieder verlassen können». Es gebe bereits Interessenten: «Wir werden weitere Interessenten ansprechen. Die vorhandenen Interessenten können an diesem Prozess teilnehmen.»
Ungewissheit über Millionen-Zahlungen von Signa
Für GKK ist es schon die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Vorausgegangen war die Schieflage des Mutterkonzerns Signa. In den vergangenen Wochen hatten mehrere Unternehmen aus der Handels- und Immobiliengruppe des österreichischen Unternehmers René Benko Insolvenz angemeldet – darunter die Signa Retail Selection AG, zu der GKK gehört. Sie hatte Ende November angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln, was einen Verkauf von GKK bedeutet.
Der Warenhauskonzern hatte erst Ende 2022 Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 stimmte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zu. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fliessen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.
Ob GKK mit der Zahlung rechnen kann, ist weiter unklar. Der österreichische Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze von der Gläubigerschutzorganisation KSV1870 geht nicht davon aus. Er kenne jedoch die entsprechenden Zahlungsvereinbarungen nicht, betonte Götze, dessen Organisation im Gläubigerausschuss der Holding-Insolvenz vertreten ist. Der Insolvenzverwalter von Signa Holding wollte sich auf Anfrage dazu nicht äussern.
Bundesagentur: Galeria-Beschäftigte können Insolvenzgeld erhalten
Nach der vergangenen Insolvenz hatte der Warenhauskonzern etwa 40 Filialen schliessen müssen. Die letzten 18 davon machen im Laufe dieses Monats dicht. Anschliessend will Galeria noch 92 Warenhäuser weiterbetreiben. Von den mehr als 15 000 Menschen, die das Unternehmen nach eigenen Angaben beschäftigt, sind die meisten fest angestellt, ein kleinerer Teil sind Aushilfen.
Die Bundesagentur für Arbeit wird den Beschäftigten der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenzgeld zahlen, wenn das beantragte Insolvenzverfahren eröffnet wird. Das sei das Ergebnis von Beratungen mit dem Unternehmen und einer detaillierten Prüfung der Voraussetzungen, heisst es in einer Mitteilung der Behörde.
In den beiden zurückliegenden Insolvenzverfahren hatten die Gläubiger von Galeria auf Milliardenforderungen verzichtet, damit die Warenhauskette einen Weg aus der Krise findet. Auch der deutsche Staat half mit viel Geld: 2021 und 2022 hatte der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Unternehmen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Laut dem Insolvenzplan vom Frühjahr 2023 sollte der WSF nur einen kleinen Teil aus der Verwertung des Warenbestands zurückerhalten.
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