CS, Swissair, Escher WyssGrosse Schweizer Marken, die auf der Strecke geblieben sind
Von Philipp Dahm
25.3.2023
Schweizer Marken, die verschwunden sind
Eine Stewardess, die Zeit hat, mit Kindern zu spielen? Das waren noch Zeiten! Die Swissair zählte nach ihrer Gründung 1931 zu den beliebtesten Marken der Schweiz.
Bild: Swissair
Swissair war ein «Schweizer Heiligtums», scheibt blue News im Oktober 2021 zum 20. Jahrestag des Groundings: Der Absturz wiegt deshalb so schwer, weil ...
Bild: Swissair
... die Fluggesellschaft lang als so solide galt, dass sie «fliegende Bank» genannt wurde. Nach dem jähen Crash übernimmt 2001 die Lufthansa das Ruder, und aus Swissair wird die Swiss.
Bild: Swissair
Nostalgie ruft auch die Adolph Saurer AG hervor. Die Firmengeschichte beginnt als Eisengiesserei in St. Gallen 1856, ab 1869 werden in Arbon TG Stickmaschinen gebaut. Bekannt war die Firma aber vor allem für Nutzfahrzeuge, hier eine Zürcher Feuerwehr von 1942, ...
Bild: KEYSTONE
... für ihre Busse, Lastwagen und Militärfahrzeuge, die ab 1903 produziert werden. Nach einem Höhenflug in den 30er-Jahren geht die internationale Nachfrage in den 50er-Jahren zurück.
Bild: KEYSTONE
Die Fahrzeug-Produktion geht 1982 in der Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW) auf, die 2008 Konkurs geht. Der Rest der neuen Saurer AG stellt Textilmaschinen her und wird 2013 von der chinesischen Jinsheng-Gruppe übernommen.
Charles Vögele am Start des Rennens Ollon-Villars 1965: Der St. Galler bestreitet in den 60er-Jahren nicht nur Motorsport auf internationalem Niveau, sondern gründet 1955 mit Ehefrau Agnes auch das nach ihm benannte Mode-Unternehmen.
Bild: KEYSTONE
Eröffnung des Vögele Schuh-Centers in Aarau 1969: Der Firmengründer erobert die Schweiz und expandiert nach Deutschland sowie Österreich, bevor er 1997 für eine Milliarde Franken an die Londoner Schroders-Group verkauft.
Bild: KEYSTONE
Vögle stirbt 2002. Seine Firma eröffnet Filialen in sieben weiteren europäischen Ländern, doch nach 2010 gibt es nur noch Verluste. 2017 wird die AG aufgelöst.
Bild: KEYSTONE
Condor fängt 1893 in Courfaivre im Jura mit Maschinen für Uhrmacherwerkzeuge an, macht sich ab 1904 aber vor allem mit Velos für Post und Militär Kasse. Bald kommt der Bau ...
... von Motorrädern hinzu. Ein Einstieg in die Automobilproduktion misslingt 1922 allerdings. Im Bild: eine Condor Grand Sport 350 von 1926.
Bild: Commons/Nikola
In den 60er-Jahren sinken die Absätze erheblich, 1976 endet die Motorrad-Produktion. Velos werden bis 1995 produziert. Im Bild: eine Condor A580-1, die ab 1947 für die Armee gebaut wurde. Die Spur der Firm verläuft heute im Sand.
Bild: Commons/Rok4ever
Der Brite Jacky Stewart, der im Vorjahr Formel-1-Weltmeister geworden ist, posiert am Automobilsalon in Genf 1970 vor einem Schweizer Auto: dem Monteverdi Hai 450 SS. Gegründet hat die Firma ...
Bild: KEYSTONE
... Peter Monteverdi, baut ab 1967 in der vom Vater geerbten Werkstatt in seiner Geburtsstadt Binninen BL verschiedene Sportwagen, die sich wie dieser Monteverdi 375 S von 1969 sehen lassen können.
Bild: Keystone
Prachtstücke im Monteverdi Automuseum in Binningen, das noch heute existiert: In den 80er-Jahren stellt der ehemalige Rennfahrer Monteverdi die Produktion seiner Autos ein. Sein Lebensgefährte führt die Automobile Monteverdi AG bis heute weiter.
Bild: KEYSTONE
Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) ist nach der Gründung 1876 ein industrieller Tausendsassa: Werkzeuge. Maschinen, Turbinen und Elektronik werden im Zürcher Stadtteil hergestellt. 1906 entsteht das Rüstungsunternehmen Oerlikon-Bührle, ...
Bild: Gemeinfrei
... das für seine Kanonen bekannt ist. Die MFO – hier 1930 zu sehen – wird 1967 übernommen und geht später im Zürcher Industrie-Konzern ABB auf.
Bild: Gemeinfrei
Franz Brozincevic wandert 1892 von Kroatien in die Schweiz ein und gründet 1910 die Franz Brozincevic & Cie. (FBW) in Wetzikon ZH. Mit Bussen und Lastwagen erobert FBW den Markt und stellt im Zweiten Weltkrieg Fahrzeuge für die Armee her. Hier ein FBW-Lastwagen der Schweizer Armee mit Bofors-Flugabwehrgeschützen 1938.
Bild: KEYSTONE
Ein FBW PC35-U von 1962: Nah der Ölkrise 1974 geht es bergab. 1978 übernimmt Oerlikon-Bührle, bevor die Marke 1982 mit der Adolph Saurer AG in der Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW) aufgeht.
Bild: Commons/Wleiter
Hans Caspar Escher und Salomon von Wyss tun sich 1905 zusammen, um eine mechanisierte Spinnerei hochzuziehen, die aber nur bis 1860 besteht. Danach konzentiert sich die Escher Wyss AG auf den Maschinen- und Turbinenbau.
Bild: Gemeinfrei
Das Escher-Wyss-Areal in Zürich um 1900: In Sachen Dampf- und Wasserkraft wird das Schweizer Unternehmen weltweit führend und war einer der grössten Exporteure von Industrieprodukten der Schweiz.
Bild: KEYSTONE
Weil in den 60er-Jahren Konkurrenten günstiger produzieren, gerät die Firma in Schieflage. 1969 übernimmt der Winterthurer Industriekonzern Sulzer die Escher Wyss AG. Im Bild: Im alten Generatorenhaus des Gaswerks Schlieren steht der einzige noch funktionstüchtige Dampfgenerator der Schweiz.
Bild: KEYSTONE
Die Ursprünge des Warenhauses Jelmoli reichen bis 1833 zurück. 1899 wird die grosse Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse eröffnet. Der Niedergang beginnt in den 90er-Jahren: Heute hat das Warenhaus ausgedient. Es soll Ende 2024 schliessen.
Bild: Jelmoli
Schweizer Marken, die verschwunden sind
Eine Stewardess, die Zeit hat, mit Kindern zu spielen? Das waren noch Zeiten! Die Swissair zählte nach ihrer Gründung 1931 zu den beliebtesten Marken der Schweiz.
Bild: Swissair
Swissair war ein «Schweizer Heiligtums», scheibt blue News im Oktober 2021 zum 20. Jahrestag des Groundings: Der Absturz wiegt deshalb so schwer, weil ...
Bild: Swissair
... die Fluggesellschaft lang als so solide galt, dass sie «fliegende Bank» genannt wurde. Nach dem jähen Crash übernimmt 2001 die Lufthansa das Ruder, und aus Swissair wird die Swiss.
Bild: Swissair
Nostalgie ruft auch die Adolph Saurer AG hervor. Die Firmengeschichte beginnt als Eisengiesserei in St. Gallen 1856, ab 1869 werden in Arbon TG Stickmaschinen gebaut. Bekannt war die Firma aber vor allem für Nutzfahrzeuge, hier eine Zürcher Feuerwehr von 1942, ...
Bild: KEYSTONE
... für ihre Busse, Lastwagen und Militärfahrzeuge, die ab 1903 produziert werden. Nach einem Höhenflug in den 30er-Jahren geht die internationale Nachfrage in den 50er-Jahren zurück.
Bild: KEYSTONE
Die Fahrzeug-Produktion geht 1982 in der Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW) auf, die 2008 Konkurs geht. Der Rest der neuen Saurer AG stellt Textilmaschinen her und wird 2013 von der chinesischen Jinsheng-Gruppe übernommen.
Charles Vögele am Start des Rennens Ollon-Villars 1965: Der St. Galler bestreitet in den 60er-Jahren nicht nur Motorsport auf internationalem Niveau, sondern gründet 1955 mit Ehefrau Agnes auch das nach ihm benannte Mode-Unternehmen.
Bild: KEYSTONE
Eröffnung des Vögele Schuh-Centers in Aarau 1969: Der Firmengründer erobert die Schweiz und expandiert nach Deutschland sowie Österreich, bevor er 1997 für eine Milliarde Franken an die Londoner Schroders-Group verkauft.
Bild: KEYSTONE
Vögle stirbt 2002. Seine Firma eröffnet Filialen in sieben weiteren europäischen Ländern, doch nach 2010 gibt es nur noch Verluste. 2017 wird die AG aufgelöst.
Bild: KEYSTONE
Condor fängt 1893 in Courfaivre im Jura mit Maschinen für Uhrmacherwerkzeuge an, macht sich ab 1904 aber vor allem mit Velos für Post und Militär Kasse. Bald kommt der Bau ...
... von Motorrädern hinzu. Ein Einstieg in die Automobilproduktion misslingt 1922 allerdings. Im Bild: eine Condor Grand Sport 350 von 1926.
Bild: Commons/Nikola
In den 60er-Jahren sinken die Absätze erheblich, 1976 endet die Motorrad-Produktion. Velos werden bis 1995 produziert. Im Bild: eine Condor A580-1, die ab 1947 für die Armee gebaut wurde. Die Spur der Firm verläuft heute im Sand.
Bild: Commons/Rok4ever
Der Brite Jacky Stewart, der im Vorjahr Formel-1-Weltmeister geworden ist, posiert am Automobilsalon in Genf 1970 vor einem Schweizer Auto: dem Monteverdi Hai 450 SS. Gegründet hat die Firma ...
Bild: KEYSTONE
... Peter Monteverdi, baut ab 1967 in der vom Vater geerbten Werkstatt in seiner Geburtsstadt Binninen BL verschiedene Sportwagen, die sich wie dieser Monteverdi 375 S von 1969 sehen lassen können.
Bild: Keystone
Prachtstücke im Monteverdi Automuseum in Binningen, das noch heute existiert: In den 80er-Jahren stellt der ehemalige Rennfahrer Monteverdi die Produktion seiner Autos ein. Sein Lebensgefährte führt die Automobile Monteverdi AG bis heute weiter.
Bild: KEYSTONE
Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) ist nach der Gründung 1876 ein industrieller Tausendsassa: Werkzeuge. Maschinen, Turbinen und Elektronik werden im Zürcher Stadtteil hergestellt. 1906 entsteht das Rüstungsunternehmen Oerlikon-Bührle, ...
Bild: Gemeinfrei
... das für seine Kanonen bekannt ist. Die MFO – hier 1930 zu sehen – wird 1967 übernommen und geht später im Zürcher Industrie-Konzern ABB auf.
Bild: Gemeinfrei
Franz Brozincevic wandert 1892 von Kroatien in die Schweiz ein und gründet 1910 die Franz Brozincevic & Cie. (FBW) in Wetzikon ZH. Mit Bussen und Lastwagen erobert FBW den Markt und stellt im Zweiten Weltkrieg Fahrzeuge für die Armee her. Hier ein FBW-Lastwagen der Schweizer Armee mit Bofors-Flugabwehrgeschützen 1938.
Bild: KEYSTONE
Ein FBW PC35-U von 1962: Nah der Ölkrise 1974 geht es bergab. 1978 übernimmt Oerlikon-Bührle, bevor die Marke 1982 mit der Adolph Saurer AG in der Nutzfahrzeuggesellschaft Arbon & Wetzikon (NAW) aufgeht.
Bild: Commons/Wleiter
Hans Caspar Escher und Salomon von Wyss tun sich 1905 zusammen, um eine mechanisierte Spinnerei hochzuziehen, die aber nur bis 1860 besteht. Danach konzentiert sich die Escher Wyss AG auf den Maschinen- und Turbinenbau.
Bild: Gemeinfrei
Das Escher-Wyss-Areal in Zürich um 1900: In Sachen Dampf- und Wasserkraft wird das Schweizer Unternehmen weltweit führend und war einer der grössten Exporteure von Industrieprodukten der Schweiz.
Bild: KEYSTONE
Weil in den 60er-Jahren Konkurrenten günstiger produzieren, gerät die Firma in Schieflage. 1969 übernimmt der Winterthurer Industriekonzern Sulzer die Escher Wyss AG. Im Bild: Im alten Generatorenhaus des Gaswerks Schlieren steht der einzige noch funktionstüchtige Dampfgenerator der Schweiz.
Bild: KEYSTONE
Die Ursprünge des Warenhauses Jelmoli reichen bis 1833 zurück. 1899 wird die grosse Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse eröffnet. Der Niedergang beginnt in den 90er-Jahren: Heute hat das Warenhaus ausgedient. Es soll Ende 2024 schliessen.
Bild: Jelmoli
Schlucken und schlucken lassen: Nach der Übernahme der CS durch die UBS erhebt blue News das Gläschen auf jene Schweizer Marken, die es ebenfalls nicht geschafft haben.
Von Philipp Dahm
25.03.2023, 07:44
25.03.2023, 09:14
Philipp Dahm
Sie ist eines dieser Schweizer Urgesteine. Nun ja, sie war es: die Credit Suisse (CS). Gut, sie war kein wirkliches Schweizer Urgestein: Unser Industrie-Pionier Alfred Escher hat sie am 5. Juli 1856 gemeinsam mit der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt aus Leipzig gegründet: Eigentlich ist die Credit Suisse also gebürtige Deutsch-Schweizerin. Nein, sie war es.
Genau genommen hatte die Bank damals auch noch ihren Mädchennamen: Schweizerische Kreditanstalt. Und auch wenn sie zur Hälfte deutsch war, hat sie das Land stolz gemacht: 1870 die erste Filiale in New York, Paris folgt 1910, London 1954 und Hongkong 1969.
Die Orte beweisen: Die CS wird mit den Jahrzehnten grösser und grösser – und schluckt dabei auch kleinere Fische. So wie die älteste Grossbank der Schweiz: Die Zürcher Bank Leu, die 1754 gegründet worden ist, geht 2007 im Geldhaus Clariden Leu auf, das wiederum 2012 mit der CS fusioniert. 1993 verleibt sich die CS mit der Schweizerischen Volksbank die damals viertgrösste Schweizer Bank ein.
Jetzt ist die CS selbst der Übernahmekandidat. Der Käufer UBS hat selbst ein Wachstum hinter sich, bei dem Konkurrenten einfach verschluckt worden sind. Die Wurzeln der UBS liegen in der Bank in Winterthur von 1862 und der Toggenburger Bank von 1863, die sich 1912 zur Schweizerischen Bankgesellschaft (SBG) zusammenschliessen.
An die CS wird sich die Schweiz noch lange zurückerinnern
Diese SBG schluckt 1967 die Finanzholding Interhandel, die eigentlich eine Tarnfirma des deutschen Chemie-Riesen I.G. Farben war – und wird damit zur grössten Schweizer Bank. Diese Position wird gefestigt, als sich die SBG 1998 mit dem Schweizerischen Bankverein (SBV) zusammentut: Fortan firmiert die Bank unter dem Namen UBS.
Und nun kauft die UBS die CS auf – wenn auch nicht ganz freiwillig. In der neuen Schweizer XXL-Bank gehen diverse Schweizer Geldhäuser auf, die von der Bildfläche verschwunden sind. Dass es die Bank Leu nicht mehr gibt, können Herr und Frau Schweizer wohl verkraften. An die CS wird sich das Land hingegen wohl noch längere Zeit zurückerinnern.
Unvergessen sind auch andere grosse Schweizer Marken, die beim Übergang in die Moderne zu kurz gesprungen sind. Das beginnt mit Grössen wie der Escher Wyss AG, setzt sich über die Maschinenfabrik Oerlikon fort und endet krachend mit dem Absturz der Swissair. Wer noch einmal sein Gläschen in Ehren erheben und in Erinnerungen schwelgen will, findet die Übersicht in der obigen Bildergalerie.