Luftverkehr Harsche Kritik an US-Flugaufsichtsbehörde

SDA

18.6.2020 - 04:22

Die Untersuchungen über den Absturz zweier Boeing 737 Max dauern an. Die US-Aufsichtsbehörde FAA steht dabei unter grossem Druck. Ihr wird vorgeworfen, die Maschinen nicht gründlich genug geprüft zu haben. (Archivbild)
Die Untersuchungen über den Absturz zweier Boeing 737 Max dauern an. Die US-Aufsichtsbehörde FAA steht dabei unter grossem Druck. Ihr wird vorgeworfen, die Maschinen nicht gründlich genug geprüft zu haben. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/EPA/ANDY RAIN

Die Aufarbeitung zweier Abstürze von Boeing-Maschinen des Typs 737 Max, bei denen 346 Menschen ums Leben kamen, dauert an. Auch die US-Flugaufsicht FAA ist mit Vorwürfen konfrontiert und steht im Zentrum von Ermittlungen. Nun musste ihr Chef im Kongress aussagen.

Der Leiter der US-Luftfahrtbehörde FAA, Steve Dickson, hat sich nach den verheerenden Abstürzen zweier Boeing-Jets heftige Vorwürfe von Kongressabgeordneten anhören müssen. Die Behörde habe versucht, die Ermittlungen zur Aufarbeitung der Unglücke mit Absicht zu behindern, kritisierte der Spitzenpolitiker Roger Wicker von der republikanischen Partei bei einer Senatsanhörung am Mittwoch (Ortszeit) in Washington. «Herr Dickson, ich mache Sie hierfür verantwortlich», sagte der Senator des Bundesstaats Mississippi und Vorsitzende des Ausschusses für Handel, Wissenschaft und Verkehr.

Behördenleiter räumt Fehler ein

Behördenleiter Dickson räumte zwar Fehler ein, wies die Anschuldigungen einer Mauertaktik bei den Ermittlungen und einer «Kultur der Geheimhaltung» bei der FAA aber entschieden zurück. Sowohl Boeing als auch die Aufsicht stehen wegen der Unglücke, bei denen insgesamt 346 Menschen starben, stark in der Kritik.

Boeing wird angelastet, die 737 Max im Wettbewerb mit Airbus überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der FAA wird vorgeworfen, sie habe bei der Zertifizierung die Augen zugedrückt und sich vom Hersteller an der Nase herumführen lassen.

Laut FAA-Chef Dickson, der das Amt erst im August 2019 – Monate nach den beiden Boeing-Abstürzen – übernahm, hat die Behörde ihre Aufsichtsprozesse angesichts der Kritik schon auf den Prüfstand gestellt. Die FAA habe bereits damit begonnen, ihre Mechanismen zu überarbeiten und begrüsse dabei Vorschläge aus der Politik.

Keine Fristen für Mitarbeitende

Dickson betonte, dass es bei der Wiederzulassung des Unglücksfliegers 737 Max keine Fristen für seine Mitarbeitende gebe. Boeing will das Modell, für das kurz nach dem zweiten Absturz im März 2019 Startverbote verhängt wurden, gerne noch in diesem Sommer wieder in den Betrieb bringen.

Ob bei der Zertifizierung der 737 Max alles mit rechten Dingen zuging, ist Gegenstand verschiedener Ermittlungen. Es gibt den Verdacht, dass sich die FAA von Boeing hat täuschen lassen und wichtige Informationen bei der Zulassung unterschlagen wurden.

Heikle Interna belasteten das Verhältnis des Unternehmens zu der Behörde zeitweise so stark, dass die Spannungen als ein Grund für den Rauswurf von Ex-Konzernchef Dennis Muilenburg im Dezember galten. Boeing musste sich für brisante Mitarbeiter-Chats rechtfertigen, in denen es unter anderem zur 737 Max hiess: «Dieses Flugzeug ist von Clowns entworfen, die wiederum von Affen beaufsichtigt werden.»

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