Ein Land ist nudelfertigItaliens Pasta-Krise ist so akut, selbst die Politiker rufen Basta!
phi
28.5.2023
Eine Inflation von 8,1 Prozent ist schon schwer zu schlucken. Wenn man in Italien aber auch noch 16,5 Prozent mehr für die Pasta zahlen muss, reicht's: Die Teuerung bei den Nudeln bewegt inzwischen auch die Politik.
phi
28.05.2023, 19:38
phi
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Die Kosten für Nudeln sind im März und April um 17,5 und 16,5 Prozent gestiegen. Die Konsumentenpreise kletterten nur um 8,7 und 8,1 Prozent.
Grund sind hohe Griess- und Weizenpreise nach der russischen Invasion sowie höhere Energiekosten.
Das zuständige Ministerium hat am 11. Mai deswegen eine Krisensitzung abgehalten. Ein Preisdeckel wurde dabei abgelehnt.
Konsumentenschützer kokettieren mit einem Pasta-Streik.
Zur Krisensitzung in Rom am 11. Mai kommen sie im Palazzo Piacentini zusammen: Diverse Behörden und der Zoll, aber auch Bauernverbände und Genossenschaften treffen auf Vertreter von Handel, Vertrieb und Mühlen- und Produktionsindustrie.
Was sie so dringlich diskutieren müssen: die fatale Entwicklung des Nudelpreises in Italien.
23,5 Kilogramm Pasta verbrauchen die Bürger*innen durchschnittlich im Jahr. Dass die Preise schon seit langer Zeit steigen – und nicht wieder sinken, schlägt natürlich auf den Magen: Im März sind die Pasta-Preise um 17,5 Prozent angestiegen. Im April waren es noch 16,5 Prozent.
Verbraucherpreise klettern nur halb so stark
Die Konsumentenpreise lagen dagegen bei nur 8,7 Prozent im März und 8,1 Prozent im April. Das war zu viel für Adolfo Urso: Der Vorsteher des Ministeriums für Unternehmen und Made in Italy von der Fratelli d'Italia reagierte mit der Einberufung eines runden Tisches unter der Obhut der Preisüberwacher.
Der Grund für die Pasta-Krise ist hausgemacht. Mit der russischen Invasion der Ukraine sind die Preise für Griess und Weizen explodiert: Im März 2022 kostete der Weizen so viel wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Und nun verkaufen die Produzenten die Ware, die sie damals hergestellt haben. Auch gestiegene Energiekosten spielen eine Rolle.
«Es liegt am Verkauf von Vorräten, die unter höheren Rohstoff-Kosten produziert wurden», bestätigt Furio Truzzi von der Konsumentengruppe Assoutenti dem US-Sender CNBC. Doch inzwischen sinken die Kosten für Weizen und Griess auch wieder – nur die für Pasta nicht.
Droht ein Pasta-Streik?
«Die hohen Preise werden beibehalten, um höhere Profite zu erzielen», ist sich Truzzi sicher. «Die Preise werden erst sinken, wenn der Verbrauch sinkt.» Assoutenti erwägt demnach, zu einem 15-tägigen Pasta-Streik aufzurufen.
Pasta Aglio e Olio
22.04.2020
Es wäre nicht das erste Mal: Als die Kosten für die Nudeln 2007 um fast 20 Prozent emporschossen, gab es einen eintätigen Streik. Ein Pasta-Boykott würde Italien wohl nicht einfach fallen: 63 Prozent der Pasta-Fans essen täglich oder fast täglich Nudeln.
Auf einen Preisdeckel für Pasta konnte sich die Krisensitzung am 11. Mai übrigens nicht einigen. Die Teilnehmenden hoffen lediglich, dass angesichts sinkender Kosten für die Rohstoffe auch die Endkonsumenten bald weniger für ihre Nudeln zahlen müssen. Das würden wohl alle einem Pasta-Boykott vorziehen.