CS mit Milliardenverlust Experte: «Kein Grund, in Panik zu verfallen»

mmi

9.2.2023

Die Finanz- und Personalskandale der vergangenen sieben Jahre trüben den Geschäfsabschluss 2022 der CS massiv.
Die Finanz- und Personalskandale der vergangenen sieben Jahre trüben den Geschäfsabschluss 2022 der CS massiv.
Keystone

Die krisengeplagte Grossbank lässt das «Schreckensjahr 2022» mit tiefroten Zahlen hinter sich. Was das für die Kunden bedeutet und wie es weitergehen könnte, erfährst du in diesem kurzen Überblick.

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Die Credit Suisse hat am frühen Donnerstagmorgen einen der grössten Verluste seit der Finanzkrise vermelden müssen. Mit dem ausgewiesenen Minus von 7,3 Milliarden Franken hat die Bank das Erwartete nur noch bestätigt.

Überraschend hingegen war, dass sich mehr Kund*innen von der Credit Suisse abgewandt haben als angenommen. Allein im letzten Quartal 2022 zogen Kunden Einlagen im Wert von 110 Milliarden Franken von der Bank ab, der grösste Teil davon (86 Milliarden Franken) in den ersten zwei Oktoberwochen, als Gerüchte um eine Schieflage der Bank die Runde machten. Somit flossen zum Vorjahresvergleich 320 Milliarden Franken Kundengelder ab. 

Welche Kunden das Geld abgezogen haben und wie viele die Beziehung zur CS ganz beendet haben, lässt sich für Bankenexperte Dieter Meyer von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW aus dem Geschäftsergebnis nicht herauslesen. Die Pleiten-Pech-und-Pannen-Serie der letzten Jahre über alle Geschäftsfelder hinweg (Asset Management, Investment Banking oder Vermögensverwaltung) hat das Vertrauen der Kunden arg geschwächt. Das zeige sich nun in den hohen Geldabflüssen, so Meyer.

Erträge brechen schneller ein, als Kosten reduziert werden können

Auch die geringeren Erträge schlagen negativ auf das Geschäftsergebnis. Im Vergleich zum Vorjahr brachen die Nettoerträge um rund einen Drittel auf gut 15 Milliarden ein. Vor allem im Investmentbanking und in der Vermögensverwaltung.

Zwar verringerte sich auch der Geschäftsaufwand für die Bank, aber weil Erträge schneller einbrechen, als Kosten reduziert werden können, wirkt sich dies negativ auf das Jahresergebnis aus, resümiert Meyer.

Und was bedeutet das alles fürs laufende Jahr?

Dass die Credit Suisse mit dem selbst so bezeichneten «Schreckensjahr 2022» auch die negativen Geschäftszahlen hinter sich lassen kann, davon gehen Meyer und andere Analysten nicht aus. Die Bank steckt noch in der Umbruchphase. Kundengelder fliessen ab und Korrekturmassnahmen wie die Ausgliederung der Investmentbank kosten Geld ohne Ertrag.

Trotzdem erwartet Meyer nicht, dass die Bank 2023 nochmals in Schieflage geraten werde – vorausgesetzt, es folgt kein weiterer Skandal. «Es gibt keinen Grund, in Panik zu geraten und überstürzt sein Geld abzuziehen», sagt der Bankenexperte. Mit der Eigenkapitalerhöhung hat die CS ihre Kapitalbasis gestärkt. Auch die zuvor stark abgesackte kurzfristige Liquiditätsquote hat sich wieder gefangen und liegt nun bei 144 Prozent. Zudem erfüllt die Bank die Regulatorien der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma. «Die Bank steht kleiner, aber solide da», sagt Meyer.