Stellensuche Keine Ausländer – ein böses Inserat und eine anonyme Entschuldigung

phi

1.2.2019

Lagerarbeiter gesucht, aber bitte keine Albaner, Türken, Kroaten oder Bewerber aus «warmen Ländern»: Ein Inserat sorgt in Zürich für Empörung. Da hilft auch kein anonymes «Sorry». 

Die Leserin der Pendlerzeitung «20 Minuten» wird ihren Augen anfangs nicht getraut haben: Die 31-jährige Albanerin aus Lufingen ZH sucht nach einem Hilfsjob und meinte, sie sei auf «Job Room» (JR) fündig geworden. Eine Firma sucht dort nach Lagerarbeitern.

Die Bedingungen waren allerdings alles andere als normal. «Kunde wünscht folgende Nationalitäten nicht: Albaner, Kroaten, Türken und Personen aus warmen Ländern wie zum Beispiel Brasilien». Das Wort «nicht» habe die Osteuropäerin erst überlesen, dann sei die grosse Ernüchterung eingekehrt: «Wie kann so etwas in einem Jobinserat stehen?», fragt die Arbeitssuchende nun empört.

Anonyme Entschuldigung

Diese Frage hat «20 Minuten» an jenen «Zürcher Stellenvermittler» weitergeleitet, der für die Anzeige verantwortlich sei. Ein nicht weiter genannter Geschäftsführer bezeichnet das Inserat auf Nachfrage als «Fehler: «Wir bedauern diesen sehr und möchten uns bei allen Betroffenen entschuldigen.» Die Herkunft von Bewerbern spiele keine Rolle und es widerspreche den eigenen Interessen, diese bei der Arbeitssuche zu thematisieren.

Pikant ist dabei jedoch, dass «Job Room» vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) betrieben wird. Unternehmen, die eine freie Stelle besetzen wollen, können hier inseriere und die RAV bearbeiten diese Annoncen vor der Publikation. Warum die diskriminierende Anzeige überhaupt geschaltet werden konnte? Im Seco wird auf Nachfrage von «Bluewin» vermutet, dass sie bei den RAV-Mitarbeitern durchs Raster gefallen ist..

Erst wenn innerhalb von fünf Tagen kein passender Bewerber gefunden wird, der beim RAV gemeldet ist, können die Firmen versuchen, auf dem freien Arbeitsmarkt neue Kräfte zu suchen.

MEI hat «Job Room» erst möglich gemacht

Der stellvertretende Seco-Pressesprecher Fabian Maienfisch erklärt, dass JR ein Instrument sei, das aus der Masseneinwanderungsinitiative hervorgegangen ist: Branchen, in denen die Arbeitslosenquote höher als acht Prozent liegt, müssen seither freie Stellen erst dem RAV melden. Die Behörde macht die Jobs dann auf JR öffentlich, wo sie Arbeitssuchende exklusiv zu sehen bekommen.

Die Unternehmen schicken ihre Inserate also ans RAV – und dort scheint ein Mitarbeiter nicht wirklich gelesen zu haben, wie und nach wem in der betroffenen Anzeige nach Verstärkung Ausschau gehalten wurde. Somit kann die anonyme Entschuldigung auch nur von dem Betrieb gekommen sein, der für die Annonce verantwortlich ist: Warum der ursprüngliche Artikel in der Causa nicht Ross und Reiter nennt, bleibt das Geheimnis von «20 Minuten»

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