InformationstechnologieKonkurrenz setzt Netflix zu
SDA
21.10.2020 - 08:22
Nach dem coronabedingten Abo-Boom im ersten Halbjahr hat der Kundenandrang beim Online-Videodienst Netflix stark nachgelassen. Unterm Strich kamen im dritten Quartal nur 2,2 Millionen Bezahlabos dazu, wie das Unternehmen am Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte.
Netflix verfehlte die eigene Prognose und blieb weit unter den Erwartungen der Analysten. Der zunehmende Wettbewerb im Streaming-Geschäft macht dem Marktführer zu schaffen. Die Aktie fiel nachbörslich zeitweise um sechs Prozent, der Kurs hatte seit Jahresbeginn aber auch schon um 62 Prozent zugelegt.
Hatten Serienhits wie «Tiger King» in Kombination mit der erhöhten Streaming-Nachfrage in der Corona-Pandemie in den beiden Vorquartalen mit 15,8 Millionen beziehungsweise 10,1 Millionen neuen Nutzern noch für einen grossen Ansturm gesorgt, flaute das Wachstum nun kräftig ab. Zwar konnte Netflix nach eigenen Angaben mit Produktionen wie dem Action-Thriller «The Old Guard» mit Oscar-Preisträgerin Charlize Theron oder «Project Power» mit Jamie Foxx punkten, insgesamt hielten sich die Blockbuster aber in Grenzen.
Auch gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als 6,8 Millionen Kunden hinzukamen, sah es im abgelaufenen Quartal sehr viel bescheidener aus. Der Gewinn legte im Jahresvergleich zwar um 19 Prozent auf 790 Millionen Dollar (668 Mio Euro) zu, blieb aber ebenfalls unter den Erwartungen der Wall Street. Der Umsatz stieg derweil um rund 23 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar und übertraf die Prognosen etwas. Für das laufende Quartal rechnet Netflix mit 6,0 Millionen neuen Kunden – hier hatten Analysten wiederum mit mehr gerechnet.
Befürchtungen, die Pandemie könne das Angebot des Streaming-Giganten dauerhaft beeinträchtigen, trat Co-Vorstandschef Ted Sarandos jedoch entgegen. Die Produktionspipeline für 2021 sei annähernd intakt, versicherte er. «Die Produktionen könnten etwas langsamer vorangehen, als wir geplant hatten, aber im Wesentlichen sind wir zurück im Geschäft», sagte Sarandos in einem Video-Interview. So hätten etwa die Produktionen der neuen Staffeln von Serienhits wie «Stranger Things» oder «The Witcher» schon wieder gestartet werden können.
Verschärfter Konkurrenzkampf
Dass Netflix sich zuletzt schwertat, dürfte auch am verschärften Konkurrenzkampf gelegen haben. Neben etablierten Rivalen wie Hulu oder Amazon Prime setzt nun auch der Hollywood-Riese Disney voll auf Streaming. Vergangene Woche erst kündigte der mit seinen lahmgelegten Vergnügungsparks massiv unter der Pandemie leidende Kontrahent einen Konzernumbau an, der die Online-Videodienste wie Disney+ künftig zum klaren Schwerpunkt des Geschäfts machen soll. Zudem kamen mit WarnerMedias HBO Max und Comcasts Peacock zuletzt weitere neue Streaming-Services hinzu, die mit Netflix um Zuschauer buhlen.
Das Management ist sich des erhöhten Wettbewerbsdrucks durchaus bewusst. «Wir sind begeistert, gegen Disney und eine wachsende Anzahl weiterer Akteure anzutreten», hiess es im Brief an die Aktionäre zwar selbstbewusst. Doch Netflix wolle seinen Service so schnell wie möglich weiter verbessern, um «Jedermanns erste Wahl für Online-Unterhaltung» zu sein. Die Konkurrenz umfasse nicht nur Streaming, sondern auch andere Entertainment-Formen wie Videospiele oder von Nutzern erstellte Inhalte bei Youtube oder Tiktok.
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