Das Warenhaus Jelmoli schliesst per Ende 2024
Der Immobilienkonzern Swiss Prime Site (SPS) baut das Jelmoli-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse um. Weil nach langer Suche niemand gefunden wurde, der das Luxus-Warenhaus betreiben will, gibt die Immobilienfirma das vor 14 Jahren übernommene Geschäft Ende 2024 auf.
07.02.2023
Verändertes Konsumverhalten und Online-Shopping: Für den Retail-Experten Johannes Bauer gibt es noch weitere Gründe, warum mehr und mehr Warenhäuser in der Schweiz verschwinden.
Die Meldung über das Aus für das Zürcher Warenhauses Jelmoli schlägt hohe Wellen: «Ich bin mega geschockt», schreibt eine blue News Leserin. Für sie gehe mit der Schliessung ein Stück Tradition kaputt. Leser Juschu fragt: «Was ist da los in Zürich? Erst Manor, jetzt Jelmoli?»
Und für User «Michael 17» ist klar, dass die Konsumenten das Aus des Traditionshauses selbst herbeigeführt hätten. Wenn immer mehr Leute günstiger und im Internet einkauften, sei klar, dass Warenhäuser nicht überleben könnten.
Drei zentrale Gründe für Schliessung
Für Retail-Experte Johannes Bauer vom Gottlieb Duttweiler Institut (GDI) sind nebst der gewachsenen Online-Konkurrenz und dem veränderten Konsumverhalten drei Gründe zentral, warum es traditionelle Warenhäuser in der Schweiz schwer haben:
Erstens: «Kunden erwarten von einem Luxus-Warenhaus ständige Überraschung, Inspiration und ein aussergewöhnliches Shopping-Erlebnis», schreibt Bauer auf Anfrage von blue News. Diese Ansprüche seien mit ständigen Umbauten und Investitionen verbunden. Im Falle von Jelmoli wären diese Aspekte besonders nötig gewesen, um mit der direkten Globus-Konkurrenz an der Bahnhofstrasse mithalten zu können.
Zweitens: Umsatzseitig kämpfen viele traditionelle Warenhäuser damit, den Einstieg in den Onlinehandel beziehungsweise ins Omnichannel-Geschäft nicht rechtzeitig forciert zu haben, resümiert Bauer schriftlich auf Anfrage von blue News. Dadurch sei wichtiges Umsatzpotenzial nicht rechtzeitig erschlossen worden. Das fehle nun – unter anderem für Investitionen in der Angebotsgestaltung.
Und drittens hätten viele Warenhäuser das Problem des komplexen Geschäftsmodells: Grosse Flächen profitabel zu bewirtschaften – erst recht, wenn man wie Jelmoli nur an einem Standort (Zürich) vertreten ist, so Bauer.
Gemäss Bauer dürften zudem die Renditeansprüche der Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site (SPS) eine tragende Rolle gespielt haben, sich vom defizitären operativen Warenhausgeschäft zu trennen.
Ende 2024 ist Schluss: Im Laden und online
Das traditionsreiche Warenhaus an der Zürcher Bahnhofsstrasse muss Ende 2024 seine Tore schliessen, wie am Montag bekannt wurde. Das Gebäude der Firma, deren Geschichte bis ins Jahr 1833 zurückreicht, wird während zwei Jahren umgebaut. 2027 sollen die Türen voraussichtlich wieder öffnen.
Geplant sind nebst Anbietern mit kleineren Verkaufsflächen auch Büros und weitere Dienstleistungen, etwa eine Klinik oder Gastronomieangebote.
Mit der Schliessung von Jelmoli gerät eine weitere Institution der hiesigen Konsumtempel ins Wanken. Manor schwächelt und gilt Gerüchten zufolge als Übernahmekandidat. Globus ging bereits 2020 in thailändische und österreichische Hände über und soll nun im Luxussegment wieder Tritt fassen.
Auffälliges Detail: Jelmoli hat ebenfalls der Online-Konkurrenz zu schaffen gemacht, wie die Swiss Prime Site (SPS) mitteilte. Dabei war es ausgerechnet der Jelmoli-Katalog, der das «Zu Hause einkaufen»-Business von Zalando, Amazon und anderen Onlinehändlern Jahrzehnte vor dem Internet-Zeitalter vorweggenommen hatte.
Doch offenbar konnte man mit der jüngeren Konkurrenz nicht mithalten, denn auch der Jelmoli-Onlineshop wird per Ende 2024 eingestellt.