Mit der Klimaerwärmung steigt die Anzahl und Intensität von Hitzeextremen fast überall auf der Welt. Jedoch scheint grossflächige künstliche Bewässerung von Landwirtschaftsflächen diesen Effekt in verschiedenen Weltregionen zu dämpfen.
Künstliche Bewässerung von Landwirtschaftsflächen sorgt für Abkühlung. Aber inwieweit kann dies Temperaturspitzen abfedern, die mit dem Klimawandel häufiger und intensiver werden? Dieser Frage hat sich ein internationales Forschungsteam um Sonia Seneviratne von der ETH Zürich gewidmet.
Die Forschenden stützten sich auf Beobachtungsdaten und globale Klimasimulationen, um die klimatischen Auswirkungen der Bewässerung von der Erwärmung durch natürliche und menschengemachte Klimafaktoren zu trennen, wie die ETH in einer Mitteilung schreibt.
Ohne Bewässerung wäre es heisser
Das Ergebnis der Analyse: Vor allem in Südeuropa, Nordafrika, Südasien und den USA wirkt die grossflächige Bewässerung der Intensivierung und zunehmenden Häufigkeit von Hitzeextremen als Folge des Klimawandels regional entgegen, berichten Seneviratne und ihre Kollegen im Fachblatt «Nature Communications».
«Ohne den kühlenden Effekt der künstlichen Bewässerung, deren Fläche sich im 20. Jahrhundert mehr als vervierfacht hat, wäre es dort an den sehr heissen Tagen noch heisser geworden», sagte Seneviratne.
In Südasien und vor allem in der Indus-Ganges-Ebene reduziert die Bewässerung die Wahrscheinlichkeit von Hitzeextremen demnach um den Faktor zwei bis acht.
Allerdings dämpft die Bewässerung diese spezifische Folge des Klimawandels nur in Regionen, in denen besonders stark bewässert wird. Das sei insbesondere in dicht besiedelten Gebieten der Fall, so dass aktuell rund eine Milliarde Menschen vom Kühlungseffekt profitieren, schreibt die ETH. Dank der Bewässerung seien daher weit weniger Menschen Hitzeextremen ausgesetzt als es aufgrund des Klimawandels zu erwarten wäre.
Wasser wird knapper
Allerdings dürfte dieser Kühlungseffekt in Zukunft schrumpfen, weil das Wasser knapper wird, vermuten die Forschenden. Schwindende Wasserreserven, unter anderem aufgrund schmelzender Gletscher, dürften diese Ressource in Zukunft stark begrenzen. «Neben einer möglichen Stagnation oder sogar Abnahme der weltweiten Bewässerungsfläche könnte die Landwirtschaft das Wasser zudem künftig effizienter nutzen, um Wasserressourcen zu schonen», lässt sich Studienerstautor Wim Thiery in der Mitteilung zitieren.
Die Hauptbewässerungsgebiete der Welt dürften demnach künftig wärmer werden. Dieses Szenario wollen die Forschenden in einer weiteren Studie untersuchen.
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