Steigende Sprit-PreiseLiter Benzin kratzt an 2-Franken-Marke
ck
8.2.2022 - 12:20
Nicht nur Gas und Strom werden immer teurer: Auch die Benzinpreise könnten schon bald in einigen Schweizer Orten die Marke von 2 Franken pro Liter reissen.
ck
08.02.2022, 12:20
Schweizer Autofahrer dürften demnächst mehr als zwei Franken für einen Liter Benzin zahlen. Der Preis für ein Barrel Öl hat am Montag die Marke von 92 Dollar überschritten. Experten befürchten deshalb, dass die Preise für «Sprit» weiter steigen.
Laut dem Branchenverband der Treibstoffimporteure, Avenergy, ist es nicht ausgeschlossen, dass der Preis zumindest an einigen Orten in der Schweiz bald mehr als zwei Franken pro Liter kostet. Dies wäre jedoch nur vorübergehend der Fall, relativiert der Verband auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Seit Anfang Jahr registrierte der Touring Club Schweiz (TCS) drei Preiserhöhungen von jeweils 3 Rappen pro Liter. Laut dem TCS-Experten Erich Schwizer muss ein Autofahrer derzeit durchschnittlich 1,87 Franken für einen Liter Bleifrei 95 und 1,91 Franken für einen Liter Diesel bezahlen.
100 Dollar pro Fass
Seiner Meinung nach lassen diese Beträge «ein Jahr wie 2008 und 2012 mit vergleichsweise hohen Benzin- und Dieselpreisen erwarten». Ende Juni 2008 hatte ein Liter Benzin an den Tankstellen der Schweiz im Schnitt 1,99 Franken und Diesel 2,27 Franken gekostet.
Am Montag wurde das Barrel Öl der europäischen Referenzsorte Brent zu über 92 Dollar gehandelt. Letzen Sommer lag der Preis noch bei etwa 71 Dollar, bevor er im November dann auf 80 Dollar anstieg.
Und der Zenit dürfte noch nicht erreicht sein: Der Rohstoffexperte John Plassard von der Bank Mirabaud geht sogar davon aus, dass der Preis auf über 100 Dollar pro Barrel steigen wird. Dieser Anstieg der Ölpreise wird sich auf die Einkommen und Ausgaben der Haushalte auswirken und könnte die Inflation weiter beschleunigen, so der Analyst.
Starke Nachfrage
«Die Sorgen über potenzielle Produktionsausfälle in den USA aufgrund einer Kältewelle stützen die Preise derzeit», erklärte Avenergy in einem Marktbericht. Hinzu kämen geopolitische Spannungen im Nahen Osten und in der Ukraine.
Letzte Woche beschlossen die Mitglieder der erdölexportierenden Ländern (Opec+), das bescheidene Tempo zur Steigerung der Produktion beizubehalten, indem sie das Gesamtproduktionsniveau für März um nur 400'000 Barrel pro Tag anhoben. «Der Markt glaubt jedoch, dass dies nicht ausreichen wird, um die Nachfrage zu befriedigen», heisst es bei Avenergy.
Kaum investiert
Denn die Nachfrage nach dem schwarzen Gold stieg in Folge der wirtschaftlichen Erholung stark an: «Die grossen Ölgesellschaften wurden derweil von Investitionen abgehalten», fasst Giacomo Luciani, Assistenzprofessor am Graduate Institute of International and Development Studies in Genf, zusammen.
«Sie verfügen zwar über hohe Bargeldreserven, nutzen diese aber meist für die Ausschüttung von Dividenden», sagt Luciani. Erschwerend hinzu komme, dass gewisse Förderländer zwar die Schleusen weiter öffnen wollen, «einige Mitglieder aber nicht in der Lage sind, dies zu tun», so der Experte. Dazu zählten etwa Nigeria, Venezuela oder Libyen.
Schlussendlich hängt der Preis für einen Liter Benzin oder Diesel an den Schweizer Zapfsäulen indes von mehreren Faktoren ab. Dazu zählen neben den Raffineriekosten und den Steuern auch die Logistikkosten. Klar ist aber, «wenn der Rohölpreis steigt, unweigerlich auch der Preis für einen Liter Kraftstoff an der Tankstelle steigt», erklärt der Genfer Rohstoffexperte Luciani.
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