Warnstreik bei der LufthansaSwiss streicht am Mittwoch ein Dutzend Flüge
SDA
26.7.2022 - 13:15
Der für Mittwoch angekündigte Streik bei der Lufthansa schlägt auch auf die Konzerntochter Swiss durch: Die Schweizer Airline streicht ein Dutzend Flüge. Hunderte Passagiere sind von den Streichungen betroffen.
26.07.2022, 13:15
26.07.2022, 13:37
SDA
Wegen einem Warnstreik bei der Lufthansa sind auch rund 1000 Swiss-Passagiere von Flugausfällen am morgigen Mittwoch betroffen. Das sahte Swiss-Sprecherin Karin Montani am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Konkret habe die Swiss die Flüge von Genf nach Frankfurt (3 Hin- und Rückflüge) und Zürich nach Düsseldorf (3 Hin- und Rückflüge) annulliert. «Die Swiss informiert ihre Fluggäste über die Flugstreichungen und sucht nach möglichen Alternativen», erklärte Montani. So werde die Swiss am Tag nach dem Streik, am Donnerstag, mit einem grösseren Flugzeug nach Düsseldorf fliegen, um mehr Passagiere an ihr Ziel zu befördern.
Auch die von der Lufthansa durchgeführten Flüge ab Zürich nach Frankfurt und München seien wegen des Streiks abgesagt worden. Wie viele Passagiere da betroffen seien, konnte die Swiss-Sprecherin nicht sagen.
Die Lufthansa selbst hat wegen des Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi am Mittwoch nahezu das gesamte Programm an ihren deutschen Drehkreuzen Frankfurt und München gestrichen. Zu Flugabsagen werde es bereits an diesem Dienstag sowie am Donnerstag und Freitag kommen, teilte das Unternehmen in Frankfurt mit. Insgesamt sollen mehr als 1000 Flüge ausfallen mit 134'000 betroffenen Passagieren.
Verdi hat die rund 20'000 Bodenbeschäftigten zu flächendeckenden Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um Druck in den laufenden Gehaltsverhandlungen aufzubauen. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann kritisierte das Vorgehen: «Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an. Das betrifft vor allem unsere Fluggäste in der Hauptreisezeit. Und es belastet unsere Mitarbeitenden in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark.»
Betroffen sind neben den Drehkreuzen Frankfurt und München auch Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln. Der Lufthansa-Konzern unterhält dort meist kleinere Einheiten, die ihre Dienstleistungen auch anderen Airlines anbieten. In Bayern ist am Freitag der letzte Schultag vor den Sommerferien.
Passagiere ohne Umbuchungen sollten nicht zu den Flughäfen kommen, weil dort «nur wenige oder gar keine» Serviceschalter geöffnet sein werden, warnte das Unternehmen.
Im Netz beschwerten sich Passagiere über kurzfristige Absagen von Interkontinentalflügen in die USA oder nach Hongkong. Das sind in aller Regel die letzten Flüge, die Lufthansa im Streikfall streicht. Lufthansa warnte Umsteiger davor, ohne Anschlussflug an die deutschen Drehkreuze zu fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten.
Der ganztägige Ausstand soll am Mittwochmorgen um 03.45 Uhr beginnen, wie Verdi bekanntgegeben hat. Aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker oder die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen schieben. Ohne diese Dienstleistungen können die Jets ebenso wenig abheben wie ohne Piloten oder Kabinenpersonal.
Abfertigungsprobleme im Sommer
Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die erreichten Fortschritte durch die Streikankündigung in Frage gestellt. Der Ausstand werde Kunden und Personal über den Streiktag hinaus belasten, sagte Ritter auf der Plattform LinkedIn.
Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige pauschale Gehaltserhöhung um zusammen 250 Euro angeboten, zu der ab Juli kommenden Jahres noch eine gewinnabhängige Steigerung um 2 Prozent käme. Bei einem monatlichen Grundgehalt von 3000 Euro ergäbe sich daraus eine Steigerung von 9 bis 11 Prozent, rechnete das Unternehmen vor. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bezeichnete das Beispiel als «schöngerechnet».
Für andere Gehaltsbereiche betrage die Steigerung nur rund vier Prozent und bringe damit für die Beschäftigten Reallohnverluste, sagte sie «Stuttgarter Zeitung» und «Stuttgarter Nachrichten» (Dienstag). Die Gewerkschaft fordert bei 12 Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen, mindestens aber 350 Euro.
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