Die Messebetreiberin MCH hat im vergangenen Jahr einen Verlust von 190,4 Millionen Franken eingefahren. Bereits im Vorjahr waren die Zahlen mit 110 Millionen tiefrot ausgefallen.
Der Verwaltungsrat beantragt deswegen, dass die Aktionäre für dieses Jahr auf eine Dividende verzichten. Diese müssen sich zudem auf ein weiteres Verlustjahr einstellen.
MCH musste insgesamt 132,3 Millionen auf die Messehallen abschreiben, wie die Gruppe am Freitag mitteilte. Sie hatte bereits angekündigt, dass eine Korrektur anfallen werde, die einen Jahresverlust in dreistelliger Millionenhöhe nach sich ziehen könnte.
In der operativen Geschäftstätigkeit weist MCH ein Minus von 17,6 Millionen Franken aus. Bei einer erneuten Gewinnwarnung hatte die MCH davor gewarnt, dass sie vor Sondermassnahmen ein negatives Ergebnis von mindestens 14 Millionen Franken erwarte. Grund war der schwache Verlauf mehrerer Messen.
Abschreibungen und Restrukturierungen
Zudem legte die MCH im abgelaufenen Geschäftsjahr 40,5 Millionen Franken für Restrukturierungskosten zur Seite. Das betrifft einerseits die Aktivierung und Abschreibung des Goodwills für die verkaufte Tochter Winkler Livecom, aber auch Abschreibungen von Sachanlagen bei der Baselworld und der Grand Basel sowie Rückstellungen für bereits eingeleitete strukturelle und organisatorische Massnahmen, wie die Gruppe schrieb. Wie im Januar bekannt wurde, entlässt die Messebetreiberin 35 Mitarbeiter.
Die Sondermassnahmen liessen das Polster der Gruppe zusammenschmelzen: Von den 233,7 Millionen Franken an Eigenkapital per Ende 2017 sind nur noch 56,9 Millionen übrig. Die Eigenkapitalquote sank damit auf 11,4 von 34 Prozent. Auf die flüssigen Mittel hätten die Massnahmen aber keinen Einfluss.
Allerdings gab es auch Lichtblicke: So liessen vor allem die erstmalige Ganzjahres-Konsolidierung der amerikanischen MC2-Gruppe, die Beteiligung an der Masterpiece London sowie die starken Art Basel Shows und die Swissbau den Betriebsertrag gegenüber dem Vorjahr um knapp 6 Prozent auf 522,8 Millionen Franken ansteigen. Allerdings reichte das nicht aus, um die Probleme bei anderen Messen zu kompensieren.
Krise bei der Baselworld
Der MCH weht schon länger ein rauer Wind entgegen: Im Zeitalter von Internet und sozialen Medien verlieren Messen an Bedeutung und Publikum. Deshalb hatte die Gruppe bereits 2017 über 100 Millionen auf die Messehallen in Basel abgeschrieben. Sie hoffte damals aber noch, dank Diversifikation und Internationalisierung schon ab 2019 wieder im Aufwind zu segeln.
Doch diese Hoffnung hat sich inzwischen zerschlagen. Denn im Sommer kam der grosse Knall: Die Swatch-Gruppe drehte der Baselworld den Rücken zu. Der Luxusgüterkonzern war bislang mit 18 Marken und einem Messebudget von über 50 Millionen Franken der grösste Aussteller an der Basler Uhren- und Schmuckmesse.
Die Absage stürzte die Gruppe in eine tiefe Krise. Wenige Tage nach der Hiobsbotschaft nahm der langjährige MCH-Chef René Kamm den Hut. Er wird von Bernd Stadlwieser ersetzt werden. Wann dieser antritt, ist allerdings noch unklar. Klar ist: Er wird in einem laufenden Umbau das Ruder übernehmen müssen.
Mehrere Messen eingestellt
Denn bei der MCH bleibt kein Stein auf dem anderen: So stellt sie mehrere Messen ein. Nun sollen neue Formate ausgearbeitet werden, die etwa ab 2020 lanciert werden sollen. Bei der Baselworld konnte sich die MCH inzwischen mit dem Genfer Luxusuhrensalon SIHH absprechen. Ab 2020 finden die Anlässe neu unmittelbar hintereinander statt.
Der weitere Restrukturierungsprozess werde auf die künftige Unternehmensstrategie ausgerichtet, die zurzeit vertieft analysiert und definiert werde, hiess es nun am Freitag. Dieser Prozess werde einige Zeit in Anspruch nehmen und auch noch das Ergebnis des laufenden Geschäftsjahres 2019 belasten. Die MCH Group rechne im Geschäftsjahr 2019 mit weiteren Restrukturierungskosten und mit einem weiteren Verlust in der operativen Tätigkeit.
Die Messefirma MCH befindet sich zur Hälfte im Besitz der drei Kantone Basel-Stadt, Basel-Land und Zürich sowie der Stadt Zürich. Die Probleme der Gruppe hatten ihren Aktienkurs im letzten Jahr in den freien Fall getrieben. Sie verloren 70 Prozent an Wert. Und gegen den allgemeinen Aufwärtstrend seit Ende Jahr büsste die Aktie seit Januar weitere 3,3 Prozent ein.
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