Schädling aus AsienMillionenschäden durch Marmorierte Baumwanze
SDA
12.12.2019 - 14:41
Der Schweizer Obstverband schätzt die Schäden durch die Marmorierte Baumwanze für 2019 auf weit über drei Millionen Franken. Obstbauern fordern wirksame Mittel gegen den aus Asien stammenden Schädling.
Obst- und Gemüseproduzenten sind besorgt: Die Marmorierte Baumwanze macht sich in der Schweiz breit und dabei immer grössere Teile der Ernte zunichte. Insbesondere die Kantone Thurgau und Zürich sind betroffen, teilte der Schweizer Obstverband am Donnerstag mit.
Allein im Kanton Thurgau, wo am zweitmeisten Birnen in der Schweiz angebaut werden, rechnen Produzenten für 2019 mit einem Ertragsausfall von 25 Prozent der Ernte und damit einem Schaden von über drei Millionen Franken. Auch im Kanton Zürich liegt der Ausfall bei 25 Prozent, was sich auf 200'000 Franken beläuft.
Auf über 20 Prozent beziffern die Kantone Aargau, St. Gallen, Luzern und Zug die Ernteverluste. Damit haben sich die Schäden im Vergleich zum Vorjahr (10 Prozent) mehr als verdoppelt. Hinzu kommt Mehraufwand für Pflück- und Sortierarbeiten.
Die Marmorierte Baumwanze befällt über 200 verschiedene Wirtspflanzen. Einstiche in Früchte oder Gemüse führen zu Deformationen und bitteren Stellen, sodass sie sich nicht mehr für den Verkauf eignen. Oft ist auch eine weitere Verarbeitung nicht möglich.
Schlupfwespe gegen Baumwanze
An einer Fachtagung am Kompetenzzentrum Strickhof in Wülflingen tauschten sich diese Woche Experten aus dem In- und Ausland über die Problematik und mögliche Lösungsansätze aus. Vielversprechend könnte der natürliche Gegenspieler der Baumwanzen sein: die ebenfalls aus Asien stammende Samurai-Schlupfwespe, die inzwischen ebenfalls in der Schweiz vorkommt.
«Gerade in China hält sich der Schaden durch die Baumwanze dank der Samuraiwespe in Grenzen», erklärt David Szalatnay von der Fachstelle Obst beim Strickhof im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Wir haben zuerst den Schädling bekommen und erst mit Verzögerung den Nützling.» Die Wespe breitet sich jedoch langsamer aus. Bis sich eine Balance zwischen beiden invasiven Insekten herstelle, könnten Jahre vergehen. Für die Zwischenzeit brauche es wirksame Massnahmen, betont Szalatnay.
Zusätzliche Massnahmen nötig
Daher beantragt der Schweizer Obstverband die generelle Erlaubnis für die Freilassung der Samuraiwespe, da sich diese auch ohne Zutun in der Schweiz ausbreite. «Allerdings weiss man aus Studien, dass die parasitische Wespe nur etwa 60 Prozent der Baumwanzen-Eier befällt und zerstört. Als alleiniges Mittel dürfte sie daher nicht ausreichen», so Szalatnay.
Eine weitere Möglichkeit besteht im Aufhängen von Netzen. Als schnelles und wirksames Mittel habe man aber auch eine Notfallzulassung für Insektizide beim Bundesamt für Landwirtschaft beantragt, die bisher nicht für den Einsatz gegen die Baumwanze, sondern nur gegen andere Schädlinge zugelassen sind, teilte der Obstverband mit. Darunter sind auch Mittel, die für den biologischen Anbau zugelassen sind.
Der aus Nordamerika nach Europa gebrachte Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) ähnelt dem europäischen Edelkrebs, ist aber grösser und aggressiver. Er ist inzwischen in den meisten grossen Schweizer Gewässern zu finden. Weitere schädliche invasive Arten auf den folgenden Seiten dieser Bildstrecke.
Bild: Keystone
Im Tessin wurden erstmals Japankäfer (Popillia japonica) in freier Natur nachgewiesen. Das ursprünglich ausschliesslich in Japan beheimatete Insekt wurde 2017 erstmals im Tessin beobachtet. Der Käfer und seine Larven sind vor allem ein Problem für Trauben-, Mais- und Steinobstkulturen.
Bild: Keystone
Die aus Asien eingeschleppte Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys), umgangssprachlich auch Stinkwanze genannt, hat sich explosionsartig in der Schweiz ausgebreitet. Das Insekt saugt an Früchten wie Pfirsich, Apfel, Birnen und anderen. Die Früchte werden unansehnlich aber auch anfällig für andere Schädlinge. Ernteschäden aufgrund der Wanze können bis zu 50 Prozent betragen.
Bild: Getty Images
Der vor allem im Mittelmeerraum und Südeuropa beheimatete Prozessionsspinner macht sich inzwischen ebenfalls im Tessin auf Wanderschaft. Die Raupen des Falters gefährden Mensch und Tier, indem sie schwere Allergien auslösen können.
Bild: Falko Seyffarth/CC-BY-SA 3.0
Der Hammerhaiwurm (Bipalium kewense) stammt aus Asien, schaffte den Sprung aber mit dem Transport von Pflanzen bis in das Tessin. Es handelt sich um eine aggressive Spezies: Der Wurm rollt seine Beute auf, vergiftet sie und löst sie durch Sekrete aus seinem Verdauungstrakt auf. Zu seinen Lieblingsspeisen gehört der Regenwurm – und so bedroht er auch das von diesem abhängige Ökosystem.
Bild: SRF
Die Tigermücke (Ades albopictus) gelangte laut der Tessiner «Arbeitsgruppe Mücke» im Sommer 2003 erstmals in die Schweiz, vermutlich mit Gütern aus Südeuropa. Die Stiche des Insekts sind sehr schmerzhaft und können Erreger wie beispielsweise den Zika-Virus, den Chikungunya-Virus und den Dengue-Virus auf den Menschen übertragen.
Bild: Keystone
Seit sie 2004 zum ersten Mal in Europa im Südwesten Frankreichs auftauchte, breitet sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) rasant aus. Inzwischen ist sie auch in der Schweiz im Kanton Jura angekommen und wird hier zur Gefahr für Bienen und heimische Hornissen.
Bild: Getty Images
Raupen des Buchsbaumzünslers (Diaphania perspectalis) in einem nahezu kahlgefressenen Waldstück bei Grenzach-Wyhlen am Hochrhein. Die Raupen des seit wenigen Jahren in Deutschland beobachteten Falters haben einen rund 150 Hektar grossen Buchswald bis auf die Rinde aufgefressen. Natürliche Feinde hat der eigentlich in mediterranen Zonen beheimatete Buchsbaumzünsler nicht zu fürchten. Vögel verschmähen die Raupen, möglicherweise weil Buchsbäume toxisch sind.
Bild: Keystone
Der Asiatische Laubholzbockkäfer (Anoplophora glabripennis) treibt inzwischen auch in der Schweiz sein Unwesen und könnte für Millionenschäden in der Forstwirtschaft und im Tourismus sorgen, wenn ihm nicht Einhalt geboten wird.
Bild: Jean-Christophe Bott/Keystone
Das Grauhörnchen (Sciurus carolinensis), eine ursprünglich nordamerikanische Nagetier-Art aus der Familie der Hörnchen (Sciuridae) wurde an mehreren Stellen in Europa eingebürgert. Hier verdängt der Allesfresser das kleinere einheimische Europäische Eichhörnchen.
Bild: Keystone/Rick Osentoski
Die Zuiderzeekrabbe (Rhithropanopeus harrisii) stammt ursprünglich von der nordamerikanischen Atlantikküste und verbreitete sich mit dem Schiffsverkehr: 1874 wurde sie in den Niederlanden gesichtet, in den 1930er-Jahren dann in der Ostsee, 2011 schliesslich in der Bucht von Pärnu. Die Krabbe vermehrt sich stark, weil sie kaum natürliche Feinde hat, und wird mit der Dezimierung heimischer Arten in Verbindung gebracht.
Bild: dpa
Die Aga-Kröte (Rhinella marina) gehört zu den grössten Froschlurchen der Welt. Sie wurde ursprünglich als Schädlingsbekämpfer gezielt nach Jamaika und Barbados, später auch nach Australien importiert. Dort breitet sie sich nach wie vor rasant aus. Durch giftiges Drüsensekret ist die Riesenkröte für die meisten potenziellen Fressfeinde unattraktiv.
Bild: AP Photo/Frogwatch, HO
Die bis zu 30 Zentimeter langen Afrikanischen Riesenschnecken vertilgen nicht nur 500 verschiedene Pflanzenarten, sondern fressen auch den Putz von Wänden, um ihren Kalkbedarf zu decken. Auf Kuba ist die eigentlich aus Ostafrika stammende Schnecke schleichend auf dem Vormarsch und wird zunehmend zum Problem für die Landwirtschaft.
Bild: AP Photo/Scott Burton
Aus ökologischer Sicht sind Katzen alles andere als harmlose Haustiere. Nach Hochrechnungen töten allein in den USA jedes Jahr verwilderte Hauskatzen etwa eine Milliarde Vögel.
Bild: Alessandro Della Bella/Keystone
Stete Begleiter des Menschen und der Klassiker unter den Neozoen: Ratten. Sie verbreiteten als Zwischenwirt die Pest und gelangten auf Schiffen bis in die letzten Winkel unseres Planeten und selbst auf die abgelegensten Inseln. Das Aussterben von mehreren hundert Spezies könnte nach wissenschaftlichen Schätzungen auf ihr Konto gehen.
Bild: AP Photo/Rafael Garcia Jr. via APTN
Die Europäischen Stare wurden nach Nordamerika eingeschleppt, wo sie einheimische Vögel wie den Specht verdrängen und Obstbauern und Winzern auf die Nerven gehen.
Bild: FotoWare fotostation/Sigi Tischler
Einige Ameisenarten wie die Feuerameise, die Argentinische oder die Gelbe Spinnerameise gelten vielerorts als ausgemachte Plagen. Sie können riesige Superkolonien bilden, die verheerende Schäden anrichten.
Bild: Christian Bernasconi/Keystone/Photopress/SNF
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