Bedeutungsverlust «Baselworld» kämpft ohne Swatch gegen die Bedeutungslosigkeit

tsch

3.10.2018

Die Uhren- und Schmuckmesse «Baselworld» will 2019 durch höhere Gastlichkeit punkten.
Die Uhren- und Schmuckmesse «Baselworld» will 2019 durch höhere Gastlichkeit punkten.
Keystone / Georgios Kefalas

Der «Baselworld» droht der Niedergang. Doch erst 2020 wird die Uhren- und Schmuckmesse ein grundlegend neues Konzept bekommen. Im kommenden Jahr sollen Spontan-Massnahmen den Absturz verhindern. 

Der Schock kam im vergangenen Sommer: Ende Juli gab die Swatch Group bekannt, dass sie nicht mehr an die «Baselworld» kommen wolle. Die Messe verlor damit ihren wichtigsten Aussteller. Über Dekaden hinweg war die ehemalige Uhren- und Schmuckmesse ein Muss für die Uhrenbranche.

Langsamer Bedeutungverlust

Doch seit einiger Zeit kämpft die Händlermesse gegen den zunehmenden Bedeutungsverlust an. Im März 2018 waren mit 650 Ausstellern nur noch halb so viele wie im Vorjahr vertreten. Prominente Marken wie Hermès, Ulysse Nardin und Girard-Perregaux hatten sich bereits der SIHH-Uhrenmesse in Genf angeschlossen.

Die traditionellen Uhrenmessen seien für Swatch nicht mehr sinnvoll, begründete Konzernchef Hayek den im Sommer angekündigten Rückzug. Dieser trifft den Messebetreiber MCH nicht nur wegen des Ausfalls von 50 Millionen Franken Umsatz schwer, sondern stellt ihn auch vor grosse konzeptionelle Herausforderungen. Schliesslich hatte Swatch mit all seinen Konzernmarken zuletzt fast ein Viertel der Ausstellungsfläche in Beschlag genommen.

Mehr Platz fürs Wohlsein

Für tiefgreifende und grundlegende Änderungen an der «Baselworld 2019» sei es zu spät, kündigte Messechef Michel Loris-Melikoff früh an. Er will jedoch aus der Not eine Tugend machen, auf die wichtigsten Kritikpunkte der Kunden reagieren und deshalb vor allem die Gastlichkeit optimieren. So soll der frei gewordene Platz in erster Linie für die Ausweitung des Cateringangebots genutzt werden. Statt weniger versteckter Mitnahme-Stände plane man nun, inmitten der Haupthalle richtige Restaurants und Bars für den geselligen Ausstausch zu errichten. Die Auswahl an Speisen soll deutlich gesteigert, das Preis-Leistungs-Verhältnis zudem verbessert werden.

Apropos: Durch Partnerschaften mit möglichst vielen lokalen Hotels will ein neu geschaffenes «Hospitality-Team» sinkende Übernachtungspreise erwirken und mehr Transparenz schaffen. Unsitten wie die Minimum-Aufenthaltsdauer oder teure Zusatzservices hatten zuletzt bei Ausstellern und Besuchern für Unmut gesorgt.

Show-Bühne für glanzvolle Auftritte

Zudem soll die in den letzten Jahren etwas vernachlässigte Schmuckindustrie in den zweiten Stock der Haupthalle zurückkehren und dort eine Showbühne für glamouröse Präsentationen erhalten. Und auch Journalisten dürfen sich freuen: In unmittelbarer Nachbarschaft von Rolex und Chopard soll ein modernes Mediencenter mit ausreichend vielen Arbeitsplätzen und einer attraktiven Plattform für Video-Interviews entstehen.

Die oft als zu hoch empfundenen Standmieten werden laut  Loris-Melikoff zwar nicht gesenkt. Allerdings will man Ausstellern bei Dienstleistungen mit einem generellen Preisnachlass von 10 Prozent entgegenkommen.

Der grosse Wandel soll dann 2020 vollzogen werden. Dann möchte man die «Baselworld» «möglichst attraktiv in einem neuen Stil und in einer neuen Denkart durchführen», so Loris-Melikoff. Dazu soll neben dem Austausch mit den «Schwester-Messen» Art Basel oder Grand Basel vor allem eine Umfrage unter den Ausstellern entscheidende Vorschläge beisteuern. Eine bessere zeitliche Abstimmung mit dem Genfer Uhrensalon steht ebenfalls auf Loris-Melikoffs Prioritätenliste, um Händler aus dem Ausland die weite Anreise wieder etwas schmackhafter zu machen.

Bilder aus der Schweiz
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