Mit der neuen Gondelbahn auf den Männlichen ist am Freitag in Grindelwald der erste Ast der sogenannten V-Bahn ins Jungfraugebiet eröffnet worden. Die neuen Gondeln verdoppeln die Transportkapazität am Männlichen.
Auch die Fahrzeit verkürzt sich von einer halben Stunde auf 19 Minuten, wie die Männlichenbahn und die Jungfraubahnen am Freitag mitteilten. Diese Aspekte brächten vor allem den Wintersportlern Vorteile.
Für Jungfraubahnen-Direktor Urs Kessler heisst das Erfolgsgeheimnis der V-Bahn «Denken ohne Schranken». Die Planung und Realisierung des Generationenprojekts sei nur möglich geworden, indem alle das Beste für die ganze Jungfrau Region gewollt und über die Grenzen hinausgedacht hätten.
Der Verwaltungsratspräsident der Männlichenbahn, Andreas Kaufmann, sprach von einem anspruchsvollen Jahr voller Herausforderungen für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. «Sie haben auf allen Stufen und in allen Bereichen hervorragend mitgearbeitet, um die neue Bahn termingerecht zu erstellen.»
In die Jahre gekommen
Bei ihrer Eröffnung im Jahr 1978 galt die rund sechs Kilometer Gondelbahn Grindelwald-Männlichen (GGM) als Meilenstein. Fast 40 Jahre später musste die Bahn mit ihren knallroten Vierer-Gondeln dringend ersetzt werden, weil sie in die Jahre gekommen war und die Konzession auslief.
Dies nahmen die Verantwortlichen der Männlichen- und der Jungfraubahnen zum Anlass, das Transportkonzept im Ski-, Wander- und Ausflugsgebiet Männlichen/Kleine Scheidegg zu überdenken.
Ein Terminal, zwei Äste
Nach längeren Diskussionen kristallisierte sich schliesslich das Projekt der V-Bahn heraus. In Grindelwald Grund sollten die verschiedenen Bergbahnen in einem neuen Terminal zusammengeführt werden. Von dort aus besteht ein direkter Zugang zum öffentlichen Verkehr, das heisst, zur neuen Bahnstation Rothenegg. Auch sie konnte am Freitag eingeweiht werden.
Vom Terminal aus führt ein Ast der V-Bahn ins Gebiet Männlichen. Der andere, der wesentlich umstrittenere Eiger-Express, soll in einem Jahr ins Gebiet Kleine Scheidegg führen, genauer gesagt zur Station Eigergletscher der Jungfraubahnen.
Die bisherigen Zahnradstrecken von Grindelwald und Lauterbrunnen auf die Kleine Scheidegg und weiter aufs Jungfraujoch sollen erhalten bleiben.
Das 470-Millionen-Projekt bewegte jahrelang die Gemüter im Tal. Umweltverbände machten vor allem mobil gegen die neue Seilbahn des Eiger-Express. Mit dieser «Wäscheleine vor der Eigernordwand» setzten die Jungfraubahnen voll auf Masse und Pauschaltouristen aus Fernost, befürchten Kritiker.
Im Februar 2018 wurde schliesslich die letzte Einsprache bereinigt. Im Juni desselben Jahres gab der Bund grünes Licht, so dass für das 400-Millionen-Projekt die Bagger auffahren konnten. Die neue Gondelbahn auf den Männlichen sollte auf die Wintersaison 2019/20 startklar sein, der Eiger-Express ein Jahr später, so die Ansage.
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