Der saudische Clariant-Grossaktionär Sabic will den Basler Spezialitätenkonzern offenbar nicht ganz kontrollieren. "Wir streben keine vollständige Übernahme an. Wir halten viel von Partnerschaften", sagte Konzernchef Yousef al-Benyan.
Dies sagte er in einem am Dienstag vorab veröffentlichten Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Der saudische Chemieriese hält rund einen Viertel an Clariant.
Sabic sei seit der Gründung vor rund 40 Jahren regelmässig Joint Ventures eingegangen und habe damit gute Erfahrungen gemacht, sagte der Sabic-Chef weiter. Im Fall von Clariant komme hinzu, dass man das Unternehmen separat an der Börse belassen möchte.
"Wir können so wertvolle Erfahrungen mit einer internationalen Kotierung sammeln. Welchen besseren Ort gibt es dafür als den Schweizer Finanzmarkt mit seinen strengen Corporate-Governance-Regeln", stellt er die rhetorische Frage.
Synergien ausloten
Sabic will bekanntlich sein Spezialitätenchemiegeschäft in Clariant integrieren. Auch wenn das vorbei ist, will Sabic keine volle Kontrolle: "Es mag sein, dass wir zu diesem Zeitpunkt unseren Anteil erhöhen werden, aber eine vollständige Übernahme wird es auch dann nicht geben."
Sabic will mit der Partnerschaft vorerst einmal "herauszufinden, welche Synergien sich zwischen diesem und den entsprechenden Aktivitäten von Clariant ausschöpfen lassen." Dann werde man beides "fusionieren und auf die nächste Stufe bringen".
Auf die Frage, ob Sabic sich in der Rolle eines aktiven Investors sieht, meint er: "Lassen Sie mich eines festhalten: Sabic ist weder ein Finanzinvestor noch einer, der sich aktivistisch verhält. Wir verhalten uns strategisch." Dabei nehme man nicht nur im Verwaltungsrat Einfluss, sondern betreibe auch gemeinsam Geschäfte mit den Firmen, an denen man sich beteilige.
Regierung mischt sich nicht ein
Gewissen internationalen Anlegern bereitet es wohl Unbehagen, dass der saudische Staat via Sabic den Fuss in die Türe bei Clariant gesetzt hat. Al-Benyan sieht da aber keine Probleme: "Ich kann allen internationalen Investoren - auch den vielen, die bei Sabic engagiert sind - versichern, dass unser Unternehmen saudischem Gesellschaftsrecht untersteht. Die Regierung Saudiarabiens mischt sich in keiner Weise in das Tagesgeschäft ein."
All Verwaltungsräte und Mitglieder der Konzernleitung würden durch die Aktionäre an der Generalversammlung gewählt. Ein weiterer Beweis für die Unabhängigkeit seien die beiden Gemeinschaftsunternehmen, die Sabic mit den beiden Erdölkonzernen Exxon Mobil und Sinopec unterhalte.
Auch hier stellt der Sabic-Chef eine rhetorische Frage: "Würden diese beiden Branchenschwergewichte sich mit uns einlassen, wenn sie befürchten müssten, dass wir Anweisungen von der Regierung erhalten?"
Zum Fall Khasoggi sagt er: "Dies ist ein schreckliches Ereignis. Ich habe Vertrauen in unsere Regierung, dass die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden. Auf unser Geschäft hat das Ganze keinen Einfluss."
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