Die SBB stellen die Weichen bei der Messung der Pünktlichkeit neu. (Archivbild)
Das SBB-Markenzeichen Pünktlichkeit hat jüngst stark gelitten. (Archivbild)
SBB weisen Pünktlichkeit neu anders aus
Die SBB stellen die Weichen bei der Messung der Pünktlichkeit neu. (Archivbild)
Das SBB-Markenzeichen Pünktlichkeit hat jüngst stark gelitten. (Archivbild)
Eine neue Messung verbessert die Zahlen zur Pünktlichkeit der SBB. Neuer Massstab ist die Zugpünktlichkeit. Bisher wies der Bahnkonzern die Kundenpünktlichkeit aus. Weniger Verspätung haben die Züge deshalb nicht. Von Kosmetik will man bei der Bahn aber nichts wissen.
SBB-Sprecher Raffael Hirt bestätigte den Paradigmenwechsel, über den die Tamedia-Zeitungen am Mittwoch berichteten, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Es gebe mehrere Gründe für die Änderung, «die dadurch entstehenden besseren Werte sind keiner davon», schrieb er in einer Stellungnahme.
Die Fahrgäste würden nicht getäuscht, denn für sie sei es relevant, ob ihr Zug fahre oder nicht, und nicht, wie viele Kunden gleichzeitig im Zug seien, so Hirt. Bisher hatten die SBB das Ziel, möglichst viele Kunden pünktlich ans Ziel zu bringen. Eingeführt wurde diese sogenannte Kundenpünktlichkeit 2009 unter dem früheren SBB-Konzernchef Andreas Meyer.
Diese gibt an, wie viele Bahnreisende mit einer Verspätung von höchstens drei Minuten am Bestimmungsort angekommen sind. Volle Züge werden so also mehr gewichtet als leere. Die so berechnete Quote geriet dem Konzern aber in letzter Zeit immer weniger zur Ehre und fiel für das ganze Jahr 2019 unter 90 Prozent. Die Zugpünktlichkeit lag im Vergleich dazu bei fast 93 Prozent. Diese gibt an, wie viele Züge verspätet fahren.
Transparenter und einfacher
Die Umstellung auf diesen neuen Parameter hat laut SBB-Sprecher Hirt verschiedene Vorteile. Zum einen sei die neue Messung verständlicher und deshalb transparenter und einfacher zu vermitteln, denn sie zeige das an, was für den Kunden relevant sei: wie pünktlich ein Zug unterwegs sei, unabhängig davon, wie viele Reisende mitfahren.
Mit dem neuen Berechnungsmodell werde zudem stärker gewichtet, wenn Bahnreisende Anschlüsse verpassten, was die Reise bis zu 60 Minuten verlängern könne und sehr umständlich sei. Überdies sei die neue Messung genauer. Sie erlaube es den SBB, Analysen zu einzelnen Strecken, Streckenabschnitten und Bahnhöfen zu machen.
Schliesslich seien die so ausgewiesenen Zahlen auch besser vergleichbar mit den anderen Schweizer Bahnen und damit auch mit den Werten der Webseite www.puenktlichkeit.ch. Die beliebte Open-Data-Webseite wird von einem privaten IT-Fachmann betrieben.
Massnahmenplan muss warten
Die Probleme mit der Pünktlichkeit hatten sich derart akzentuiert, dass die SBB Ende Oktober letzten Jahres ein Massnahmenpaket präsentierten und Fehler einräumten. Eine schnelle Besserung hatte Meyer aber bereits damals ausgeschlossen. Und auch sein Nachfolger Vincent Ducrot hat neulich erklärt, es werde bis zu zwei Jahre dauern, ehe die SBB das Problem gelöst hätten.
Das Massnahmenpaket zur Pünktlichkeit liegt jedoch derzeit wegen der Coronakrise weitgehend auf Eis. Laut Hirt laufen zwar das SBB-interne Programm und die Absprachen mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) weiter. Die aktuelle Situation entspreche jedoch nicht der Normalität und habe es zudem verunmöglicht, verlässliche Auswertungen der bereits umgesetzten Massnahmen über einen längeren Zeitraum zu machen.
Die SBB würden den Ball wieder aufnehmen, sobald sich der Bahnbetrieb und die Anzahl Reisender wieder eingependelt hätten. Wie Hirt weiter ausführte, haben die SBB eine Expertengruppe eingesetzt, die die Fahrpläne der Jahre 2022 und 2025 «kritisch prüfen» soll. Darüber werde man zum gegebenen Zeitpunkt informieren.
Umsteigezeiten und Fahrzeitreserven
Als erste Massnahmen zur Verbesserung der Pünktlichkeit hatten die SBB im letzten Herbst die Anpassung der Umsteigezeiten, den Einbau von mehr Fahrzeitreserven und nötigenfalls das Auslassen von Haltestellen angekündigt.
Gelitten hat die Pünktlichkeit bei den SBB insbesondere, weil die Fahrpläne zu optimistisch geplant wurden, aber auch, weil es Fehler gab bei der Planung der Baustellen und weil es an Lokführern und Fahrzeugen fehlte.
Zurück zur Startseite