KaufkraftparitätSchweizer Preise liegen fast 60 Prozent über dem EU-Schnitt
SDA/uri
16.12.2021 - 14:57
Das Preisniveau in der Schweiz liegt fast 60 Prozent über dem der EU. Damit ist die Schweiz teurer als jedes andere EU-Land. Auch im weltweiten Vergleich gehört der Franken weiter zu den teuersten Währungen.
Keystone-SDA, SDA/uri
16.12.2021, 14:57
16.12.2021, 15:17
Die Kaufkraftparität der Schweiz auf Ebene Bruttoinlandprodukt betrug im Jahr 2020 1,71 Franken (EU27=1 Euro), das Preisniveau betrug gleichzeitig 159,3 Punkte (EU27=100), wie die am Donnerstag publizierte Aufstellung des Bundesamts für Statistik (BFS) zeigt.
Schweizerinnen und Schweizer mussten demnach vergangenes Jahr für einen Warenkorb, der im Durchschnitt der 27 EU-Länder 100 Euro kostete, zum Durchschnitts-Umrechnungskurs des letzten Jahres 171 Franken (entsprechend 159 Euro) bezahlen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 hatten die Werte bei 155,2 Punkten bzw. 173 Franken gelegen.
Grosse Unterschiede
Die höchsten Werte im Vergleich zur EU (EU27=100 Punkte) wiesen laut BFS 2020 stationäre Gesundheitsdienstleistungen (309,0), Erziehung und Unterricht (275,6) sowie Fleisch (251,6) aus. Dem gegenüber stand die Position Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte und Zubehör, welche sogar unter dem europäischen Mittel lag (99,4).
Damit ist die Schweiz in Bezug auf das Preisniveau auf Ebene Bruttoinlandprodukt gemäss den BFS-Angaben das teuerste Land im Vergleich vor Island (144,9) und Norwegen (141,2). Das tiefste Preisniveau fand sich in der Türkei (40,8), gefolgt von Nordmazedonien (45,9) und Montenegro (50,4). Bei den Nachbarländern lagen Österreich (114,3), Deutschland (110,5) und Frankreich (108,8) über dem EU-Durchschnitt, Italien (99,3) leicht darunter.
Schweizer Währung auch international bei den teuersten
Gemäss der sogenannten Kaufkraftparitätstheorie müssten sich Wechselkurse zwischen zwei Ländern eigentlich so ausgleichen, dass ein vergleichbarer Warenkorb für den gleich hohen Betrag erworben werden kann. Ein Schweizer oder eine Schweizerin müsste somit also eigentlich 1,71 Franken für 1 Euro bezahlen müssen, damit er oder sie im Euroraum gleich viel bzw. in diesem Fall gleich wenig wie in der Schweiz kaufen könnte. Das zeigt auch, wie attraktiv beim aktuellen Wechselkurs Einkaufstourismus nach wie vor ist.
Die Theorie gilt allerdings vor allem für Güter oder Dienstleistungen, die gut handelbar sind oder gut vergleichbar sind. Das britische Wirtschaftsmagazin «Economist» zieht dazu jeweils einen Big Mac von McDonald's als Vergleich hinzu. Dieser wird überall auf der Welt gleich hergestellt.
Gemäss der letzten Ausgabe dieses Big-Mac-Index von Juli 2021 war der Schweizer Franken gegenüber der Basiswährung US-Dollar beim damaligen Kurs von 0,92 Franken pro Dollar um fast 25 Prozent überbewertet, während der Euro (Durchschnitt Euro-Raum) mit 1,18 Dollar pro Euro um 11 Prozent unterbewertet war. Die Kaufkraftparität zwischen Euro und Franken gemäss Big-Mac-Index wäre damit bei 1,51 gelegen, dies im Vergleich zu den damals bezahlten 1,08 bzw. aktuell knapp 1,05.
Der Franken gehörte damit – unter den normal konvertierbaren Währungen – zusammen mit der norwegischen und schwedischen Krone zu den teuersten Währungen überhaupt. Die am meisten unterbewertete oder billigste Währung war derweil das libanesische Pfund.
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