Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat ihre bedingte Inflations-Prognose leicht gesenkt. Auch mit dem neuen Leitzins dürfte sich die Teuerung in Richtung 1 Prozent bewegen. blue News überträgt live.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Die Schweizerische Nationalbank hat ihre neuste Lagebeurteilung des Schweizer Finanzmarkts inklusive der volkswirtschaftlihcen Risiken bekannt gegeben.
- Die SNB senkt den Leitzins um 0,25 Prozent auf 1,25 Prozent. Damit werden Kredite günstiger.
- Die SNB fordert eine vorsichtigere Berechnung des Kernkapitals und eine Stärkung des Eigenkapitals für Stammhäuser, um Schwächen bei der Eigenmittelregulierung zu beheben.
- Die UBS hat aufgrund der Übernahme der Credit Suisse eine Übergangsfrist bis spätestens 2030 erhalten, um die höheren Kapitalanforderungen zu erfüllen.
Die Preisstabilität, also eine Teuerung von 0 bis maximal 2 Prozent, ist laut SNB mit dem auf 1,25 Prozent gesenkten Leitzins gewährleistet. So geht sie in ihrer neusten Prognose davon aus, dass die Inflation 2024 bei durchschnittlich 1,3 Prozent zu liegen kommt. Für 2025 und 2026 werden nun Werte von 1,1 und 1,0 Prozent erwartet. Ein Wert von über 2 Prozent wird für kein Quartal im Prognosezeitraum geschätzt.
Damit hat die SNB ihre Prognosen gegenüber der letzten Beurteilung vom März leicht gesenkt. Damals hatte sie - bei einem Leitzins von 1,50 Prozent - noch Jahresdurchschnittswerte von 1,4 Prozent für 2024, 1,2 Prozent für 2025 und 1,1 Prozent für 2026 vorhergesagt.
Raum für weitere Senkung
Der zugrundeliegende Inflationsdruck sei gegenüber dem Vorquartal nochmals gesunken, begründet die SNB die leichte Revision. Dies widerspiegle etwas geringere Zweitrundeneffekte
Die Prognosen der SNB beruhen stets auf der Annahme, dass der SNB-Leitzins über den gesamten Prognosezeitraum beim aktuellen Zinsniveau bleibt. Relativ tiefe Inflationsprognosen erhöhen somit den Spielraum für die Währungshüter, die Zinsen zu senken. Viele Ökonomen erwarten denn auch noch einen weiteren Zinsschritt an einer der nächsten Lagebeurteilungen.
Allmähliche Erholung der Wirtschaft
Beim Wirtschaftswachstum bleibt die SNB für das laufende Jahr bei ihrer bisherigen Einschätzung. Sie prognostiziert weiterhin ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von rund 1 Prozent. Für 2025 erwartet sie ein Wachstum von rund 1,5 Prozent.
In den kommenden Quartalen dürfte sich das moderate Wachstum in der Schweiz fortsetzen, heisst es zur Begründung. In diesem Umfeld dürfte die Arbeitslosigkeit weiter leicht ansteigen und die Auslastung der Produktionskapazitäten leicht sinken. Mittelfristig sollte sich die Wirtschaftsentwicklung laut der SNB gestützt durch eine etwas stärkere Auslandnachfrage schrittweise verbessern.
Diese Prognose unterliege bedeutender Unsicherheit, wobei die Entwicklungen im Ausland das Hauptrisiko darstellten. Genannt werden unter anderem geopolitische Spannungen und eine länger als erwartet erhöht bleibende Inflation im Ausland.
Wie üblich äussert sich die SNB auch zum Hypothekar- und Immobilienmarkt. Darauf habe die Dynamik über die letzten Quartale abgenommen. Die Verwundbarkeit dieser Märkte bestehe aber nach wie vor, so das Communiqué.
SNB setzt Projekt für digitales Zentralbankgeld fort
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will ihr Pilotprojekt mit digitalem Zentralbankgeld (Central Bank Digital Currency CBDC) für mindestens zwei Jahre fortsetzen. Die SNB sei zuversichtlich, dass schrittweise weitere Finanzinstitute teilnehmen würden, sagte SNB-Direktor Antoine Martin am Donnerstag im Rahmen der geldpolitischen Lagebeurteilung.
«Das Projekt Helvetia III ist bisher sehr erfolgreich verlaufen», sagte Martin vor den Medien. Mit der Teilnahme weiterer Institute könne digitales Zentralbankgeld für eine breitere Palette von Finanzgeschäften zur Verfügung gestellt werden. Die Finanzinstitute würden zu gegebener Zeit über die Möglichkeiten zur Teilnahme informiert.
Erste geldpolitische Operation auf DLT-Basis
Die SNB stellt im Rahmen des Projekts Helvetia III seit Dezember 2023 digitales Zentralbankgeld für Finanzinstitute zur Verfügung. Sie emittiert dieses auf der SIX Digital Exchange (SDX), die auf der Blockchain- respektive Distributed-Ledger-Technologie (DLT) basiert. Damit können Transaktionen mit Token-basierten Anleihen in Schweizer Franken direkt auf der SDX in Zentralbankgeld abgewickelt werden, wie Martin ausführte.
Am laufenden Pilotbetrieb von Projekt Helvetia III nehmen derzeit insgesamt sechs Banken teil (BCV, BKB, Commerzbank, Hypothekarbank Lenzburg, UBS und ZKB). Diese haben bisher sechs Emissionen von digitalen Anleihen mit Transaktionen von rund 750 Millionen Franken abgewickelt. Anfang Juni habe die SNB gar als erste Zentralbank eine geldpolitische Operation auf DLT-Basis durchgeführt: Sie gab auf der SDX digitale SNB Bills aus.
Digitale Transformation
Mit der Fortsetzung des Pilotbetriebs von Projekt Helvetia unterstütze die SNB den Privatsektor in dessen Innovationsbestrebungen, betonte Martin vor den Medien. «Der Erfolg wird wesentlich davon abhängen, ob sich neue Finanzmarkteilnehmer anschliessen, ob das Transaktionsvolumen zunimmt und ob zusätzliche Finanzmarktgeschäfte auf dieser Plattform abgewickelt werden.»
Die Fortsetzung des Helvetia-Pilotprojekts stelle einen wichtigen Meilenstein dar und ebne den Weg für eine breitere Akzeptanz des Token-Ökosystem, schrieb die SDX am Donnerstag in einer separaten Medienmitteilung: «Dies ist ein wichtiger Schritt in der digitalen Transformation der Finanzbranche.»
Mit dem Pilotbetrieb gehe die SNB keine Verpflichtung ein, Wholesale CBDC oder digitale SNB Bills dauerhaft einzuführen, betonte der SNB-Direktor am Donnerstag allerdings gleichzeitig.