Minenkatastrophe in Brasilien Rohstoffgigant Vale geschäftet auch von der Schweiz aus

jfk/sda

30.1.2019

Nach dem Dammbruch an einer Eisenerzmine in Brasilien werden gegen die Betreiberfirma schwere Vorwürfe erhoben. Der Rohstoffgigant unterhält auch in der Schweiz einen wichtigen Firmensitz – und zieht auch hier massive Kritik auf sich.

Am 25. Januar bricht der Damm an der Eisenerzmine Córrego do Feijão in der Nähe von Brumadinho im Bundesstaat Minas Gerais. Eine Schlammlawine rollt über Teile der Anlage und über benachbarte Siedlungen hinweg und schlägt eine Schneise der Zerstörung.

Die Zahl der bestätigten Todesopfer stieg bis Dienstag auf 84, wie der Zivilschutz mitteilte. 276 weitere Menschen wurden zu diesem Zeitpunkt noch vermisst. 42 Leichen seien inzwischen identifiziert worden. «Leider ist es sehr unwahrscheinlich, noch Überlebende zu finden», sagte ein Feuerwehrsprecher im Fernsehsender Globo News. Die lokalen Behörden rechnen mit 200 bis 300 Toten.

Das Firmenlogo des Bergbauunternehmens Vale vor seinem Schweizer Sitz in Saint-Prex VD. (Archiv)
Das Firmenlogo des Bergbauunternehmens Vale vor seinem Schweizer Sitz in Saint-Prex VD. (Archiv)
Bild: Keystone/Jean-Christophe Bott

Vale mit Hauptsitz in Rio de Janeiro gehört weltweit zu den drei grössten Bergbauunternehmen. Auch in der Schweiz betreibt der Eisenerzproduzent eine wichtige Niederlassung. In Saint-Prex am Genfersee wickelt der Rohstoffmagnat dem SRF zufolge mit rund 70 Mitarbeitern den internationalen Handel ab. Welche Geschäfte genau der Konzern in der Schweiz tätigt, ist nicht bekannt. Eine Anfrage des SRF sei bis heute unbeantwortet geblieben, berichtet der Sender.

Bei der Ansiedlung der Dependance für Internationales in der Schweiz profitierte Vale laut SRF von massiven Steuererleichterungen. Demnach musste das Unternehmen bis Ende Dezember 2015 keine Kantons- und Gemeindesteuern abführen. Durch dieses Privileg soll Vale alleine von 2006 bis 2009 rund 3 Milliarden Franken Steuern gespart haben, wie Vassilis Venizelos, Abgeordneter der Grünen Partei im Waadtländer Kantonsparlament, dem SRF mitteilte.

Am Dienstag reichte der grüne Fraktionschef einen Vorstoss ein. Er will erfahren, ob die Schweizer Niederlassung des Bergbaukonzerns noch immer den Vorzug von Steuerrabatten geniesst. Diesbezügliche Informationen werden vom Kanton laut SRF bis heute unter Verschluss gehalten. Der Vorwurf, dass Vale seinen Sitz in der Schweiz vor allem wegen der Steuernachlässe betreibe, kam in der Vergangenheit schon öfters auf. Vale soll 40 Prozent der weltweiten Gewinne in die Schweiz umgeleitet haben, wie der SRF Recherchen des Westschweizer Fernsehens wiedergibt.

Venizelos möchte auch prüfen lassen, ob der Schweizer Ableger von Vale für die Katastrophe in Brasilien zur Verantwortung gezogen werden kann. Es dürfte jedoch schwierig sein, einen juristisch relevanten Zusammenhang herzustellen. Zwar wird vermutlich ein beträchtlicher Teil des internationalen Rohstoffhandels über die Drehscheibe in Waadt abgewickelt, doch der Schweizer Sitz ist lediglich eine Tochtergesellschaft des brasilianischen Unternehmens.

Im April 2015 demonstrieren Politiker der SP vor dem Firmensitz gegen Rohstoffspekulationen des Konzerns. (Archiv)
Im April 2015 demonstrieren Politiker der SP vor dem Firmensitz gegen Rohstoffspekulationen des Konzerns. (Archiv)
Bild: Keystone/Salvatore Di Nolfi
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