Der Zughersteller Stadler Rail hat 2019 zwar Rekordwerte erzielt, aber die eigenen Ziele trotzdem nicht erreicht. Mittelfristig bleibt das Unternehmen aus dem Thurgau aber zuversichtlich und bestätigt die Finanzziele.
Stadler steigerte den Umsatz 2019 um über 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 3,2 Milliarden Franken. Weil es aber zu Verschiebungen in Projekten (primär East Anglia) kommt, fiel der Umsatz in der Berichtsperiode tiefer aus als erwartet. Angepeilt hatte Stadler 3,5 Milliarden Franken. Und dies wirkte sich auch auf das Ergebnis aus.
2019 verbuchte Stadler ausserdem einen Auftragseingang von über 5 Milliarden Schweizer Franken. Damit verbunden wuchs auch der Auftragsbestand auf ein Rekordhoch. Konzernchef Thomas Ahlburg bezeichnete den Auftragsbestand an einer Telefonkonferenz am Freitag dabei als von guter Qualität.
Sehr gut gelaufen sei der Bereich Service, wo mit einem Auftragseingang von mehr als 800 Millionen die Erwartungen übertroffen worden seien. Neue Technologien hätten viel früher als angenommen erfolgreich auf den Markt gebracht werden können. Dazu zählen Digitalisierungsprojekte, neue Antriebstechnologien mit Akku und Wasserstoff sowie ein komplett neu entwickeltes Strassenbahnmodell.
Wachstum kostet Marge
Allerdings blieben der Umsatz sowie der Betriebsgewinn (EBIT) und die EBIT-Marge hinter den eigenen Erwartungen zurück. Verantwortlich hierfür waren Investitionen in neue Produkte inklusive Verkaufskosten, Mehrkosten bei einzelnen Aufträgen, der Mitarbeiteraufbau sowie die Wechselkursverwerfungen in der norwegischen und schwedischen Krone.
Die EBIT-Marge lag mit rund 6 Prozent unter dem Wert des Vorjahrs von 7,5 Prozent und unter dem Ziel von 7 Prozent. Infolge des rekordhohen Bestellungseingangs wurde der EBIT auch durch höher als ursprünglich erwartete Verkaufsaufwände belastet. Beim Börsengang im Frühjahr 2019 hatte Stadler für 2020 noch eine EBIT-Marge von 8-9 Prozent angegeben.
Zudem wirkten sich die Verzögerungen im Projekt East Anglia negativ aus. Dort kam es wegen Problemen bei einem Lieferanten zu Verspätungen. Ein Subsystem funktionierte nicht richtig, so dass die Züge nicht abgenommen werden konnten. In diesem Zusammenhang drohen Stadler Strafzahlungen. Dafür habe Stadler für 2019 einen «kleinen zweistelligen Millionenbetrag» zurückgestellt. Weitere Details dazu nannte Stadler nicht. «Wir sind in Verhandlungen», sagte CEO Ahlburg.
Was den starken Franken betrifft, sieht sich Stadler gemäss Finanzchef Raphael Widmer in Skandinavien am verletzlichsten. Im Dollar gebe es dagegen wegen des starken Fussabdrucks in den USA eine natürliche Absicherung. Das Pfund dürfte sich nach dem Brexit nun stabiler entwickeln.
Der Personalbestand stieg im vergangenen Jahr gruppenweit um 2'000 Mitarbeitende – ein Plus von rund 25 Prozent. Insbesondere die Einarbeitung neuer Mitarbeiter hatte zu Mehrbelastungen bei einigen Aufträgen geführt.
Ziele werden bestätigt
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Stadler wiederum ein zweistelliges Umsatzwachstum. CFO Widmer sagte, bei stabilen Währungen werde Stadler das Ziel von 4 Milliarden Franken Umsatz erreichen. «Diese Zahl ist nicht in Gefahr.»
Höhere Investitionen und Mehrkosten werden die Marge aber auch im laufenden Jahr beeinflussen. Die mittelfristigen Finanzziele werden trotzdem bestätigt.
Basierend auf der aktuellen Einschätzung schlägt der Verwaltungsrat eine Dividende von 120 Millionen Franken oder 1,20 Franken je Aktie vor.
An der Börse kamen die Neuigkeiten nicht gut an. Die Stadler Rail-Aktien sackten in einem gemessen am SPI um 0,4 Prozent festeren Markt um 4,4 Prozent auf 45,70 Franken ab.
Die geprüften Finanzzahlen für das Geschäftsjahr 2019 werden am 5. März 2020 veröffentlicht.
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