Das unsichere wirtschaftliche Umfeld, die geopolitischen Spannungen oder der zunehmende Protektionismus unter den wichtigsten Wirtschaftsmächten der Welt sind schlechte Nachrichten für die stark exportorientierte Schweizer Technologieindustrie.
Keystone-SDA, mk
25.06.2024, 13:43
SDA
Die Schweiz dürfe in diesem angespannten Umfeld nicht in einen «aussenpolitischen Tiefschlaf» verfallen, warnte Swissmem-Präsident Martin Hirzel zum Auftakt des Industrietages am Dienstag in Bern.
Die Schweiz müsse zu einer pragmatischen Wirtschaftspolitik zurückkehren und die Rahmenbedingungen stärken, sagte Hirzel weiter. Das Stichwort dazu sei «Multi-Alignment», also das Bestreben der Politik, mit möglichst vielen Ländern gute Beziehungen zu pflegen. «Die Instrumente dazu sind internationale Partnerschaften und Freihandelsabkommen», betonte der Swissmem-Präsident.
Als positives Beispiel nannte Hirzel den Abschluss des Freihandelsabkommens mit Indien. «Wir hoffen nun auf den Abschluss ähnlicher Verträge mit Mercosur, Thailand, Vietnam und Malaysia sowie auf ein verbessertes Abkommen mit China». Ziel sei eine Win-Win-Situation, von der alle profitieren.
Lösung mit der EU
Die grösste Baustelle für die Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie bleibt laut Hirzel das Verhältnis der Schweiz zur EU. «Rund 60 Prozent der Exporte der Schweizer Technologieindustrie gehen in die EU. Wir brauchen eine Lösung.» Nach zehn Jahren Verhandlungen lägen die Karten für ein neues Abkommen mit der EU auf dem Tisch. «Jetzt gilt es abzuschliessen und dann das Volk zu befragen», so Hirzel.
Auch innenpolitisch ist die Industrie laut Hirzel einem stärkeren Gegenwind ausgesetzt: «Das Schweizer Volk folgt längst nicht mehr konsequent dem Grundsatz 'Was gut ist für die Wirtschaft, ist gut für die Schweiz'». Dies habe die Annahme der 13. AHV-Revision durch das Volk gezeigt.
Derweil will Hirzel den Gewerkschaften «nichts schenken». «Sie wollen die Allgemeinverbindlicherklärung von Gesamtarbeitsverträgen erleichtern. Swissmem macht da nicht mit», betonte er. Denn damit würde der liberale Arbeitsmarkt in der Schweiz ausgehebelt. Die Schweiz brauche ohnehin politisch ein Fitnessprogramm und weniger Bürokratie.
KI im Fokus
Der Industrietag steht auch im Zeichen der künstlichen Intelligenz (KI). «Mit KI drängt eine neue Technologie in unser Bewusstsein, die unser Leben und auch die Industrie verändern wird», ist Hirzel überzeugt. KI sei nicht einfach eine technische Spielerei, sondern biete viel Potenzial, das entlang der gesamten Wertschöpfungskette genutzt werden könne.
Noch fehlt es der Schweizer Wirtschaft an qualifizierten KI-Fachkräften und auch die hohe Dynamik stellt die Unternehmen vor Probleme, wie Hirzel ausführte. Wichtig sei, dass die Unternehmen gezielt mit Drittfirmen, Fachhochschulen und Universitäten zusammenarbeiteten.
Zudem müssten die neusten technologischen Trends in die Berufsausbildung integriert werden. Und es brauche eine stärkere internationale Vernetzung in der Forschung mit dem Austausch von Fachkräften, betonte Hirzel.
Am Industrietag vom Dienstag treffen sich im Berner Kursaal über 1000 Führungskräfte aus Industrie, Politik und Wissenschaft. Am Anlass werden unter anderem Bundespräsidentin Viola Amherd und UBS-Chef Sergio Ermotti auftreten.
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