Produktionsverlagerung ins Ausland «Steuern sind nur eine Ausrede»: Trump wettert gegen Harley Davidson

DPA

26.6.2018

Am Beispiel Harley-Davidson kritisiert Trump gerne die aus seiner Sicht schädlichen Folgen von Handelsbarrieren anderer Länder für US-Unternehmen. Nun reisst ausgerechnet der Motorradhersteller wegen Strafzöllen der EU die Reissleine - und will zum Teil im Ausland produzieren. Der US-Präsident reagiert verschnupft.

US-Präsident Donald Trump nimmt dem Motorradhersteller Harley-Davidson die Entscheidung übel, Teile der Produktion wegen Strafzöllen der EU ins Ausland zu verlegen. Er sei «überrascht, dass von allen Unternehmen ausgerechnet Harley-Davidson die weisse Flagge schwenkt», schrieb Trump am Mittwoch auf Twitter. «Ich habe hart für die gekämpft und letzten Endes werden sie keine Zölle für Verkäufe in die EU zahlen müssen, die uns im Handel schwer geschadet hat. Steuern sind nur eine Ausrede für Harley - habt Geduld», ergänzte er. Ein Sprecher von Harley-Davidson sagte, das Unternehmen habe seinem Antrag bei der US-Börsenaufsicht nichts hinzuzufügen.

In dem Schreiben hatte der in Milwaukee ansässige Konzern am Montag angekündigt, die Produktion von Motorrädern für den europäischen Markt von US-Fabriken in Werke im Ausland zu verlagern. Dies ist eine Reaktion auf die Vergeltungszölle, die die EU im eskalierenden Handelsstreit seit Freitag auf amerikanische Exporte erhebt. Trump hatte zuvor Zölle auf Stahl und Aluminium aus der Europäischen Union und Partnerländern wie Kanada und Mexiko verhängen lassen.

Die Zölle der Europäischen Union auf Motorräder aus den USA seien von sechs auf 31 Prozent gestiegen, teilte Harley-Davidson mit. Die zusätzlichen Kosten pro exportiertem Motorrad bezifferte das Unternehmen auf durchschnittlich rund 2200 Dollar (knapp 1900 Euro).

Trotz des Zolls werde Harley-Davidson nicht die Preisempfehlungen für seine Motorräder anheben, da das Geschäft beeinträchtigt würde, wenn die Kostensteigerungen weitergereicht würden, teilte das Unternehmen mit. Kurzfristig werde Harley-Davidson einen Grossteil der zusätzlichen Kosten übernehmen, die für das laufende Jahr auf 30 Millionen bis 45 Millionen Dollar beziffert wurden.

Fast 40'000 Harleys pro Jahr für die EU

Harley-Davidson fühle sich weiterhin der Produktion in den USA verpflichtet, hiess es in einem Schreiben an die US-Börsenaufsicht. Den internationalen Produktionsanteil zur Linderung der Zoll-Last zu erhöhen, sei für das Unternehmen nicht erstrebenswert, «stellt aber die einzige nachhaltige Option dar, um seine Motorräder Kunden in der EU zugänglich zu machen» und dort im Geschäft zu bleiben.

Im vergangenen Jahr verkaufte Harley-Davidson fast 40'000 Motorräder in der EU. Europa ist damit laut Unternehmensangaben nach den USA der zweitwichtigste Absatzmarkt. Bis zum Abschluss der geplanten Produktionsverlagerung dürften neun bis 18 Monate vergehen.

Trump hatte die Kult-Firma Harley als Beispiel für US-Unternehmen angeführt, denen Handelsschranken schadeten. Am Montag legte seine Sprecherin Sarah Huckabee Sanders im Handelsstreit mit der EU nach. Der Staatenbund versuche mit erhöhten Zöllen auf amerikanische Produkte nur «US-Arbeiter zu bestrafen», kritisierte sie. Dabei sei es die EU, die wiederholt «unfaire Handelspraktiken» anwende. Trump sage lediglich, dass «genug genug ist.»

US-Präsident Donald Trump nimmt dem Motorradhersteller Harley-Davidson die Entscheidung übel, Teile der Produktion wegen Strafzöllen der EU ins Ausland zu verlegen. (Archiv)
US-Präsident Donald Trump nimmt dem Motorradhersteller Harley-Davidson die Entscheidung übel, Teile der Produktion wegen Strafzöllen der EU ins Ausland zu verlegen. (Archiv)
Keystone

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