Coronavirus – SchweizUnia besorgt um Gesundheit von Bauarbeitern
SDA/jka
9.11.2020 - 13:23
Die Gewerkschaft Unia sorgt sich wegen des Coronavirus um die Gesundheit der Arbeitskräfte auf Baustellen. Sie fordert ein besseres Einhalten der Schutzmassnahmen, mehr Kontrollen und mehr Schutzmaterial.
Während sich die Gewerkschaft Uni um die Gesundheit der Bauarbeiter in der Schweiz sorgt, sehen die SUVA und die Bauunternehmen sehen keinen Handlungsbedarf. Die Sorgen der Unia sind auf die aktuelle Coronakrise zurückzuführen.
Anders als während der ersten Welle gebe es auf den Baustellen keine erhöhte Sensibilität mehr für den Schutz der Arbeitskräfte vor einer Corona-Ansteckung, schreibt die Unia in einer Mitteilung vom Montag. So seien etwa ein «guter Teil» der sanitären Einrichtungen auf einem «bedenklichen Niveau», es fehle teilweise fliessendes Wasser, das zum regelmässigen Händewaschen nötig wäre.
Zudem fehle es teilweise an Schutzmaterial. Auch werde die Arbeitsweise nicht mehr so angepasst, dass mit genügend Abstand gearbeitet werden könne. Häufig würden auch keine Masken getragen, wenn der Abstand nicht eingehalten werden könne.
Die Situation wurde gemäss Mitteilung am Samstag an einem Treffen von den Präsidenten von 13 regionalen Baugruppen der Unia geschildert. Die Präsidenten seien selber aktive Bauarbeiter. Von diesen habe im letzten Monat nur einer eine Baustellen-Kontrolle erlebt.
Zudem seien mehr Covid-Tests nötig. Wenn ein Bauarbeiter positiv getestet worden sei, würden bei den Kollegen, mit denen er nahe zusammengearbeitet habe, keine Tests durchgeführt, schreibt die Unia. Die Bauarbeiter kämen dann mit Symptomen zur Arbeit, weil Baufirmen zum Teil drohen würden, den Lohn während der Quarantäne nicht weiterzuzahlen. Die Baufirmen müssten daher gewährleisten, dass der Lohn beim Warten auf das Testergebnis in Quarantäne fortbezahlt würde.
60 gröbere Mängel festgestellt
Mängel wie fehlendes fliessendes Wasser oder alternativ Desinfektionsmittel hat die Suva bei ihren Kontrollen nur vereinzelt festgestellt. In rund sechzig Fällen habe die Suva wegen solchen «groben Mängel» den Betrieb der Arbeiten vorübergehend einstellen lassen müssen, wie Suva-Mediensprecher Adrian Vonlanthen gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Im Verhältnis zu den Kontrollen seien das sehr wenig Fälle, sagt er.
Demnach hat die Suva seit März bei über 10'000 von den rund 70'000 Firmen, für welche die Suva zuständig ist, Kontrollen durchgeführt. Dabei seien auch geringere Mängel aufgetreten, bei welchen man beispielsweise den im Betrieb Zuständigen darauf aufmerksam gemacht habe, dass Sicherheitsabstände zwischen den arbeitenden Personen eingehalten – oder ansonsten Schutzmasken getragen werden müssen – oder dass Seife und Einweghandtücher angeschafft werden müssten. «Aus unserer Sicht läuft es gut», resümiert Vonlanthen.
Baumeister wehren sich gegen Kritik
Der Baumeisterverband (SBV) und der Verband der Maler- und Gipserunternehmen (SMGV) können die Kritik der Unia «nicht nachvollziehen», wie Mediensprecher Matthias Engel vom Baumeisterverband und der SMGV-Direktor Peter Baeriswyl sagten.
Die Bauunternehmen hätten den Tatbeweis erbracht, dass sie ihre Verantwortung wahrnehmen, heisst es seitens SBV. Dies sei von den Kontrollorganen bestätigt worden. Zudem sei es bislang gelungen, die Ausbreitung des Virus auf Baustellen zu verhindern. Der SBV fordert die Gewerkschaften auf, die Suva und die kantonalen Arbeitsinspektorate ihre Arbeit machen zu lassen und den bisherigen Erfolg bei der Eindämmung des Virus im Bau nicht zu gefährden.
Der SBV vertritt Unternehmen, die ihre Arbeiten draussen ausführen, wie etwa im Roh-, Strassen- und Gleisbau. Auch der SMGV als Vertreter von Firmen, die in Innenräumen arbeiten, wehrt sich gegen die Kritik. Sie hätten ein «Musterschutzkonzept» mit der Unia ausgearbeitet und den Firmen zugestellt, das umgesetzt werde, sagte Baeriswyl. Nur weil es vielleicht Einzelfälle gebe, könne man das nicht generalisieren.
Es sei auch den Unternehmen wichtig, dass die Schutzmassnahmen eingehalten würden: «Es haben schliesslich alle ein Interesse daran, dass die Baustellen nicht geschlossen werden», sagte Baeriswyl.