Geldpolitik US-Notenbank Fed hebt Leitzins erneut um 0,75 Prozentpunkte an

SDA

27.7.2022 - 20:33

Das Gebäude der US-amerikanischen Notenbank oder Zentralbank (U.S. Federal Reserve) in der Hauptstadt Washington D.C. (Archivbild von 2009)
Das Gebäude der US-amerikanischen Notenbank oder Zentralbank (U.S. Federal Reserve) in der Hauptstadt Washington D.C. (Archivbild von 2009)
Keystone

Die US-Notenbank Fed hat ihren Leitzins erneut kräftig angehoben. Der Zins steigt um 0,75 Prozentpunkte und liegt jetzt in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent, wie das Fed am Mittwoch in Washington bekannt gab.

27.7.2022 - 20:33

Mit dieser Massnahme will die Notenbank der grössten Volkswirtschaft der Welt die hohen Konsumentenpreise in den Griff bekommen. Und der Druck auf die Notenbank ist gross: Die Teuerungsrate in den USA ist mit 9,1 Prozent so hoch wie seit rund vier Jahrzehnten nicht mehr. Die Zustimmungswerte für US-Präsident Biden sind wohl auch deshalb im Keller, ihm wird nämlich die hohe Inflation angekreidet.

Für die Zentralbanker ist die straffe Geldpolitik nicht ohne Risiko – sie müssen aufpassen, dass sie das Wirtschaftswachstum nicht zu sehr ausbremsen. Der erneut ungewöhnlich grosse Zinsschritt schürt die Angst vor einer Rezession.

Erst im Juni hatte die Fed den Leitzins um 0,75 Prozentpunkte angehoben. Es war der grösste Zinsschritt seit 1994, also seit fast 30 Jahren. Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpunkten anzuheben. Insgesamt ist es die vierte Erhöhung des Leitzinses in diesem Jahr und seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie.

Erhöhungen des Leitzinses durch die Notenbank verteuern Kredite und bremsen die Nachfrage. Das hilft dabei, die Inflationsrate zu senken, schwächt aber auch das Wirtschaftswachstum.

Höhere Arbeitslosenrate droht

Und das dürfte am Ende auch eine höhere Arbeitslosenquote zur Folge haben. Diese liegt mit 3,6 Prozent derzeit in den USA auf sehr niedrigem Niveau: Nach Angaben des Arbeitsministeriums waren im Juni etwa 5,9 Millionen Menschen ohne Job. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Februar 2020 waren es 5,7 Millionen gewesen. US-Präsident Joe Biden brüstet sich mit den niedrigen Zahlen und wertet sie als Erfolg für seine Regierung.

Diesen Arbeitsmarkt hat Fed-Chef Jerome Powell in der Vergangenheit allerdings als «unhaltbar heiss» bezeichnet. Denn viele Unternehmen in den USA suchen gerade händeringend Arbeitskräfte – das hat zur Folge, dass die Löhne steigen, was wiederum die Preise in die Höhe treibt.

Powell hatte bereits deutlich gemacht, dass etwas höhere Arbeitslosenzahlen für ihn im Kampf gegen die hohe Inflation ein notwendiges Übel sind.

Lohn-Preis-Spirale befürchtet

Die Fed dürfte mit ihrer straffen Geldpolitik nun auch ein deutliches Signal senden wollen. Es geht darum, Unternehmen und Familien davon zu überzeugen, dass die derzeitige Inflation nicht von Dauer sein wird.

Denn rechnen die Menschen dauerhaft mit hoher Inflation, werden sie über kurz oder lang höhere Gehälter verlangen. Unternehmen erhöhen dann im Gegenzug die Preise, um die steigenden Lohnkosten zu decken. Die Folge: Die Preise steigen immer weiter.

Die Fed kann aber mit ihrer Zinspolitik die Preise nur sehr begrenzt beeinflussen. Die Unterbrechungen globaler Lieferketten und steigende Energiepreise reagieren nicht direkt auf den US-Leitzins. Auch die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der Corona-Lockdowns in China kann die Fed nicht kontrollieren.

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