«Für uns das Vorbild»Verkehrsminister in Deutschland blicken wehmütig in die Schweiz
toko
9.9.2023
Deutschland will nachholen und die Bahninfrastruktur massiv verbessern und ausbauen. Die zuständigen Politiker blicken dabei wehmütig in die Schweiz, so wie Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann.
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09.09.2023, 19:57
09.09.2023, 20:31
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Im Interview mit dem «Südkurier» lobt der Verkehrsminister des an die Schweiz angrenzenden deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg die SBB und insbesondere deren Pünktlichkeit.
Die Schweiz sei im Bahnverkehr das Vorbild für Deutschland, erklärt Hermann.
Das dichteste Schienennetz der Welt, pünktliche Züge und ein grosses Angebot für Reisende: Die Bahninfrastruktur in der Schweiz gilt als vorbildlich und wird weltweit bewundert.
Dieses Angebot gibt es jedoch nicht zum Nulltarif, wie Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann in einem Interview mit dem «Südkurier» betont. Denn die Schweizer geben laut Hermann rund das Vierfache pro Person und Kilometer für die Bahn aus als die Deutschen.
Beim nördlichen Nachbarn jedoch wurde die Bahn über Jahrzehnte kaputtgespart, das Auto hatte Vorrang. Das Ergebnis: Ein marodes Schienennetz, massive Verspätungen vor allem im Fernverkehr, unzufriedene Passagiere.
Anders hingegen in der Schweiz: Dort sei die Bahn «proper»: leistungsfähig, verlässlich, und sauber. Der Verkehrsminister des an die Schweiz angrenzenden Bundeslandes sieht die Eidgenossenschaft deshalb auch als Vorbild, genauso wie sein Kollege in der deutschen Regierung, Bundesverkehrsminister Volker Wissing.
Hermann kritisiert insbesondere, dass der Fernverkehr in Deutschland stets Vorrang habe, obwohl er die meisten Verspätungen verursacht. In der Schweiz sei das System viel besser abgestimmt, erklärt der Minister.
In Deutschland gibt es also viel nachzuholen. In den kommenden Jahren werden Milliarden investiert. Praktisch direkt mit Ende der in Deutschland stattfindenden Fussball-EM 2024 geht es los: Zahlreiche wichtige Strecken werden dann gesperrt und zum Teil komplett neu gebaut.
Ob das reicht? Hermann ist skeptisch: «Wenn die Schweiz immer besser wird, kommen wir nicht hinterher»