Weinernte Weinproduktion 2019 kleiner ausgefallen

SDA

23.10.2019 - 11:21

Im Wallis ist die Lese der spätreifen Rotweinsorte Chambourcin noch im Gang.
Im Wallis ist die Lese der spätreifen Rotweinsorte Chambourcin noch im Gang.
Source: KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Die Westschweizer Winzer erwarten 2019 einen Wein von guter Qualität. Mengenmässig fällt die Ernte jedoch schwächer aus. Im Wallis und der Waadt wurden die festgelegten Quoten nicht erreicht. Die Preise geraten unter Druck.

Die aussergewöhnlich gute Ernte des vergangenen Jahres führte zu einer Überproduktion. Um einen Preisverfall zu vermeiden, legten die Kantone im Frühsommer tiefere Produktionsquoten fest als 2018. Der Waadtländer Winzerverband (FVV) etwa drosselte die Produktion im Lavaux um 15 Prozent. Im Wallis wurden die Quoten je nach Traubensorte um 10 bis 16 Prozent gesenkt.

Die Ernte 2019 falle geringer aus als im Vorjahr, sagte FVV-Präsident François Montet der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Die festgelegten Quoten würden nicht erreicht, insbesondere beim Rotwein. Doch eine solche Massnahme habe auch eine qualitative Wirkung.

Grünlese für mehr Qualität

Im Wallis wurden im Juli bei der sogenannten Grünlese zahlreiche noch wenig reife Traubenbeeren abgeschnitten und vernichtet, sagte Yvan Aymon, Präsident des Branchenverbands Walliser Weine. Damit wird garantiert, dass die Trauben, die an der Rebe hängen bleiben, maximal ausreifen und einen guten Wein ergeben.

In beiden Kantonen erwarten die Winzer einen ausgezeichneten Jahrgang. Einen «prächtigen Jahrgang 2019» kündigte das Weinbauamt des Kantons Waadt vergangene Woche an. Es rechnet mit einer Ernte von 27 Millionen Liter – 10 Prozent weniger als 2018. 72 Prozent davon sind Weisswein, 28 Prozent Rotwein.

Im Wallis, dem grössten Weinkanton der Schweiz, dürfte der Ernterückgang mit 10 bis 15 Prozent noch grösser ausfallen. «Das sind noch nicht die endgültigen Zahlen», sagte Aymon, Präsident des Branchenverbandes. Noch nicht alle Spätsorten seien geerntet worden.

Weniger Wein getrunken

Trotz des erwartet guten Jahrgangs ist den Westschweizer Winzern, die über drei Viertel des Schweizer Weins produzieren, nicht zum Feiern zumute. 2018 produzierten die Winzer rund einen Fünftel mehr als konsumiert wurde.

Zudem verkaufte der Detailhandel 2,9 Prozent weniger Schweizer Wein als im Vorjahr. Deshalb blieben die Westschweizer Weinhersteller auf ihrer Ware sitzen. Die Preise gerieten unter Druck.

Dies sei zwar ein Grund zur Sorge. Alarmstimmung wollen die Winzer jedoch nicht verbreiten. «Ich bleibe positiv», sagt Aymon. «Es ist keine katastrophale Situation, es herrscht keine Panik.»

Konkurrenz durch Bier

«2017 hatten wir eine kleine Ernte», erklärt François Montet vom Waadtländer Winzerverband. «Wegen des tieferen Angebots an Waadtländer Weinen wurde auch weniger konsumiert.» Es sei schwierig, verlorene Marktanteile schnell zurückzugewinnen, auch wenn sich die Nachfrage langsam erhole.

Der Sekretär des Waadtländer Winzerverbandes, Philippe Herminjard, betrachtet den Rückgang des Konsums von Schweizer Wein aus einem weiteren Blickwinkel. «Innert 20 Jahren ist der Konsum um 20 Prozent zurückgegangen», sagte er. Dafür gebe es viele Gründe: Eine ausgeprägtere Lebensmittelhygiene, ein neuer Lebensstil und die Konkurrenz durch andere «trendige» Getränke wie Bier oder Cocktails.

Nicht unter Wert verkaufen

Herminjard rät den Winzern, geduldig zu bleiben und die Überproduktion nicht zu jedem Preis zu verkaufen. «Es ist besser, den Preis einer Flasche bei 5 oder 7 Franken zu halten und die Keller langsamer zu leeren, als eine Flasche zu 50 Rappen zu verhökern», sagt er.

Darüber hinaus sei es in der Schweiz Mode, junge Weine zu trinken, sagte die Walliser Bio-Winzerin Marion Granges. Sie empfiehlt, die Weine altern zu lassen.

Ihr Betrieb im Nischenmarkt der Bio-Weine leide nicht unter dem Preiszerfall. «Wir haben unsere Preise festgelegt», sagt sie. Man müsse sich einen Namen machen, damit man erfolgreich verkaufen könne. Ein Drittel ihres Weins exportiert Granges, ein weiteres Drittel geht an Schweizer Detailhändler und der Rest wird direkt verkauft.

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