Energie vom See«Wie in Nordafrika»: Kommt Solarstrom bald aus den Alpen?
tsha
14.5.2020
Solaranlagen hoch oben in den Bergen können mehr Strom liefern als im Flachland. Doch gegen Ausbaupläne in den Alpen dürfte sich schnell Widerstand regen.
Jeder, der schon einmal im Winter in den Bergen war, kennt das Phänomen: Die Gefahr, sich einen Sonnenbrand zu holen, ist dort deutlich grösser als im Flachland. Das liegt unter anderem daran, dass Schnee und Eis die Sonnenstrahlen reflektieren und somit verstärken. Was für Skifahrer unangenehme Folgen haben kann, ist für die Solarbranche ein möglicher Jackpot: Sonnenstrom aus den Alpen verspricht hohe Erträge – auch in der Schweiz. Doch es gibt Widerstand gegen alpine Solarparks.
Derzeit sind es noch kleinere Projekte, die Solarstrom aus den Schweizer Alpen liefern. So produziert eine kleine Fotovoltaikanlage an der Fassade der alpinen Forschungsstation auf dem Jungfraujoch seit Jahrzehnten Strom – bis zu 1'600 Kilowattstunden Strom pro Kilowatt Nennleistung. Das seien «Werte, wie wir sie in Nordafrika vorfinden», erklärt Urs Muntwyler von der Berner Fachhochschule gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Eine alpine Testanlage in Davos Totalp kommt sogar auf noch bessere Erträge. Die hohe Ausbeute erklärt sich – ähnlich wie beim alpinen Sonnenbrand – durch die Reflexion des Schnees.
Solarstrom im grösseren Massstab will der Energiekonzern Axpo gewinnen. Derzeit befindet sich ein schwimmender Solarpark im Stausee Lac des Toules in Bau, eine weitere Anlage ist an der Staumauer des Linth-Limmern-Stausees im Kanton Glarus geplant. Fotovoltaik und Wasserkraft könnten sich in der Schweiz «perfekt ergänzen», sagt der Berner Energieexperte Urs Muntwyler gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Im März und April befinde sich der Füllstand der Speicherseen auf einem Tiefststand – genau zu jenem Zeitpunkt also, wenn der Ertrag der alpinen Solaranlagen am höchsten sei.
Probleme «vorprogrammiert»
Um die Hälfte der Schweizer Atomkraftwerke zu ersetzen, so eine Studie der ETH in Lausanne und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos, müssten rund 45 Quadratkilometer Fläche in den Alpen mit Solaranlagen bestückt werden. Das entspricht etwa 6'300 Fussballfeldern. Da Fotovoltaikanlagen freilich nicht unbedingt zur landschaftlichen Schönheit der Alpenregion beitragen, ist allerdings mit Widerstand gegen zu weitreichende Solarpläne zu rechnen.
Probleme mit dem Landschaftsschutz seien «vorprogrammiert», sagt Muntwyler weiter. Ausserdem sei es sehr teuer, Fotovoltaikanlagen in den Bergen zu bauen. Wegen der hohen Windlasten und der starken Sonneneinstrahlung könnten nicht dieselben Komponenten wie im Flachland verwendet werden. Sinnvoller sei es deshalb, Solaranlagen zunächst im Mittelland zu bauen.
Widerspruch kommt von Jürg Rohrer von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Wädenswil. Er glaubt, dass Solaranlagen in Hausdächern und -wänden nicht ausreichen würden, um den Strombedarf in der Schweiz zu decken. Um den Flächenbedarf möglichst gering zu halten, solle man dort bauen, wo es am effizientesten sei – also auch in den Alpen.
Entscheidend für die weiteren Ausbaupläne dürfte wohl auch sein, wie sich Energieeffizienz und Strombedarf in Zukunft entwickeln. So dürfte die Zunahme der E-Mobilität für eine verstärkte Nachfrage nach grünem Strom sorgen. Dass der allgemeine Stromverbrauch im Zuge der Corona-Krise in manchen Ländern derzeit zurückgeht, ist hingegen wohl nur ein vorübergehendes Phänomen.
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