Coronavirus Wirtschaftskrise in der Schweiz noch längst nicht ausgestanden

sda/sob

28.5.2020 - 04:48

KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm sieht eine Normalisierung für die Schweizer Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise noch in weiter Ferne. (Archivbild)
KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm sieht eine Normalisierung für die Schweizer Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise noch in weiter Ferne. (Archivbild)
Source: Keystone

Trotz der ersten positiven Effekte durch gelockerte Massnahmen im Zuge der Corona-Krise ist die Schweizer Wirtschaft weit von einer Normalisierung entfernt. Dies sagt KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm.

Konjunkturforscher Jan-Egbert Sturm sieht die Zukunft der Schweizer Wirtschaft nach Corona alles andere als rosig. Zuerst müsse sich die Konsumentenstimmung im Inland richtig erholen, sagt der Chef der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger».



Zusätzlich habe die Schweiz als Exportland das Problem, dass die internationale Konjunktur noch lange nicht wieder so laufe wie vor der Krise. In vielen Ländern sei die gesundheitliche Krise noch nicht überwunden. Das gelte nicht zuletzt für die USA, Grossbritannien und für Länder der Europäischen Union, die für die Schweizer Unternehmen wichtige Absatzmärkte seien.

Rezession unvermeidlich

Eine Rezession sei unvermeidlich. Zwar dürfte es im Detailhandel und bei einzelnen Dienstleistungsbranchen eine Erholung geben. In der Industrie sei jedoch zu befürchten, dass die Krise erst richtig begonnen habe. Die Auftragsbücher leerten sich.

Und dort, wo es Aufträge gebe, komme es zu Produktionsengpässen, weil Lieferketten unterbrochen seien und deshalb Vorleistungsprodukte fehlten. In diesen Branchen werde die Krise noch sehr viel länger dauern, prognostiziert Sturm.

Die Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft, die Bund und Kantone ergriffen hätten, bereits wieder aufzuheben, sei problematisch. Ein zu rasches Ende könne zu Arbeitslosigkeit führen. Nicht alle Unternehmen dürften rasch aus der Kurzarbeit herauskommen.

Motor wieder in Gang bringen

Der Staat sollte sich überlegen, wie er den Motor der Wirtschaft wieder in Gang bringen könne, sagte Sturm. Zum Beispiel könnte die Nationalbank eine Erhöhung der Sozialbeiträge verhindern, indem sie die Arbeitslosenversicherung stütze.

Auch könnte das in der Not geschaffene Instrument der Kredite vorläufig beibehalten werden, um auf diese Weise Investitionen der Unternehmen anzukurbeln. Trotz aller Bemühungen werden die Arbeitslosigkeit steigen. Die KOF rechnet in diesem Jahr im Schnitt mit einer Quote von 3,6 Prozent und für 2021 mit 4,3 Prozent.

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