Sechs Wochen nach Operation Zweiter Patient nach Schweineherz-Transplantation gestorben

dpa

1.11.2023 - 07:50

Lawrence Faucette mit seiner Frau Ann – bevor ihm im Spital in Maryland ein gentechnisch verändertes Schweineherz eingesetzt wurde. (September 2023)
Lawrence Faucette mit seiner Frau Ann – bevor ihm im Spital in Maryland ein gentechnisch verändertes Schweineherz eingesetzt wurde. (September 2023)
Bild: Keystone/Mark Teske/University of Maryland School of Medicine via AP

Vor fast sechs Wochen bekam der sterbenskranke Lawrence Faucette in Maryland ein gentechnisch verändertes Schweineherz eingesetzt. Noch vor einigen Wochen sah es so aus, als ob seine Genesung Fortschritte mache. Doch nun musste seine Familie Abschied nehmen.

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  • Auch der zweite Mensch, dem im US-Staat Maryland das Herz eines gentechnisch veränderten Schweins eingepflanzt wurde, ist Wochen nach dem Eingriff gestorben.
  • Lawrence Faucette sei bereits am Montag verschieden, teilten die behandelnden Ärzte am Dienstag (Ortszeit) mit.
  • Faucette hatte an einem lebensbedrohlichen Herzfehler gelitten, war aber – auch wegen anderer Gesundheitsprobleme – für eine herkömmliche Herztransplantation nicht infrage gekommen.

Auch der zweite Mensch, dem im US-Staat Maryland das Herz eines gentechnisch veränderten Schweins eingepflanzt wurde, ist Wochen nach dem Eingriff gestorben. Lawrence Faucette sei bereits am Montag verschieden, teilten die behandelnden Ärzte am Dienstag (Ortszeit) mit. Er wurde 58 Jahre alt.

Faucette hatte an einem lebensbedrohlichen Herzfehler gelitten, war aber – auch wegen anderer Gesundheitsprobleme – für eine herkömmliche Herztransplantation nicht infrage gekommen. Da alle anderen Optionen ausgeschöpft waren und der Marineveteran und zweifache Vater den Wunsch hatte, noch etwas mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können, wandte er sich an das Expertenteam an der medizinischen Fakultät der University of Maryland. Es setzte ihm am 20. September ein Schweineherz ein.

In den ersten vier Wochen nach der Operation habe sein Herz noch gesund gewirkt, erklärte die Uniklinik. Noch Mitte Oktober berichtete sie, dass er stehen könne. Die Einrichtung veröffentlichte zudem ein Video, das ihn beim fleissigen Training mit seinem Physiotherapeuten zeigte. Er hatte daran gearbeitet, Kraft für erste Gehversuche mit seinem neuen Organ aufzubauen. Doch hatte Faucettes Herz zuletzt Abstossungsreaktionen gezeigt, berichteten die Mediziner. Nach seinem Tod versicherte der an dem Experiment beteiligte Herzchirurg Muhammad Mohiuddin, sein Team werde analysieren, was mit dem Herzen geschehen sei. Sein Kollege Bartley Griffith ergänzte: «Herr Faucettes letzter Wunsch an uns war, das Beste aus dem zu machen, das wir aus unserer Erfahrung gelernt haben.»

Operation war seine letzte Chance

Faucettes Frau Anne liess über die Universitätsklinik ebenfalls eine Erklärung veröffentlichen. Ihr Ehemann habe «gewusst, dass seine Zeit mit uns kurz sein» würde. Die Operation sei seine letzte Chance gewesen. «Er hätte sich niemals träumen lassen, dass er so lange überleben würde.»

Faucette war der zweite Mensch, dem ein Schweineherz transplantiert worden ist. Das Team aus Maryland hatte im vergangenen Jahr die weltweit erste Transplantation dieser Art gewagt. Der Patient David Bennett überlebte nur zwei Monate. Das Herz versagte aus nicht ganz geklärten Gründen. Es wurden Anzeichen eines Schweinevirus im Inneren des Organs gefunden. Für den Versuch mit Faucette waren unter anderem die Virustests verbessert worden.

Versuche von Organtransplantationen von Tieren auf Menschen – sogenannte Xenotransplantationen – sind jahrzehntelang gescheitert, weil das Immunsystem des Menschen das fremde Gewebe sofort zerstört. Inzwischen haben Wissenschaftler die Schweine genetisch so verändert, dass ihre Organe jenen des Menschen ähnlicher sind.

Grosser Mangel an menschlichen Organspenden

Wissenschaftler hoffen, dass Xenotransplantate eines Tages den grossen Mangel an menschlichen Organspenden ausgleichen können. Allein in den USA stehen mehr als 100’000 Patientinnen und Patienten auf der Warteliste für eine Transplantation – die meisten hoffen auf Nieren. Tausende sterben jedoch im Wartestand. Mehrere wissenschaftliche Teams haben Nieren und Herzen von Schweinen an Affen und gespendeten menschlichen Leichen erprobt. Sie hoffen auf genügend Erkenntnisse, die es der US-Arzneimittelbehörde erlauben würden, grünes Licht für formale Xenotransplantationsstudien zu geben.

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