«No christmas» Als sie Weihnachten verboten haben

Von Philipp Dahm

25.12.2019

Illegale Weihnachten? Gab es Gott sei Dank bloss im 17. Jahrhundert.
Illegale Weihnachten? Gab es Gott sei Dank bloss im 17. Jahrhundert.
Screenshot: YouTube

Vor 455 Jahren wurde in England das Feiern des Weihnachtsfests verboten. Was dabei besonders verwunderlich ist: Ausgerechnet Christen hatten der Feier den Kampf angesagt.

England im Jahr 1644: Ein neues Gesetz ist erlassen worden, das einem beliebten Brauch den Garaus machen soll. Die Kernaussage der Neuregelung: Das Feiern von Weihnachten wird ab sofort verboten.

Wer tut denn so etwas? Oft genug sitzen die grössten Kritiker einer Religion in den eigenen Reihen. Das gilt vor allem jene Orthodoxe, die mitunter ein Problem mit ihren Glaubensgenossen haben, weil diese ihrer Ansicht nach das Regelwerk nicht streng genug auslegen.

Wiederum ein modernes Beispiel ist der wahhabitische Islam aus dem Dunstkreis Saudi-Arabiens, der immer wieder mit anderen Muslimen aneinandergerät – Letztere würden Koran und Sunna zu freizügig auslegen, heisst es dann.

Sündige Weihnachtszeit

Im England des 17. Jahrhunderts sind es die Puritaner, die eine «Reinigung» der Kirche fordern und den Glauben von für sie überflüssigem Schnickschnack befreien wollen. Dazu gehört auch das damals noch zwölf Tage dauernde Weihnachtsfest – dort geht es den Puritanern definitiv zu fröhlich zu.

Puritaner – päpstlicher als der Papst und immer schön anständig.
Puritaner – päpstlicher als der Papst und immer schön anständig.
Bild: Gemerinfrei

«Zu dieser Zeit wird mehr Unfug angestellt als im ganzen Rest des Jahres», ärgert sich der Protestant Philip Stubbes Ende des 16. Jahrhunderts. «Würfel und Kartenspiele, Essen und Trinken, Bankette und Feiern häufen sich dann – zu Unehren Gottes.»

«So nicht!», liesse sich rufen. Weihnachten sollte nicht mehr als Ausrede hinhalten für solch unchristliches Verhalten wie Saufen, Völlerei und Glücksspiel: Weil der Brauch ein «papistisches Fest ohne biblische Berechtigung» sei, wird Weihnachten also mir nichts, dir nichts mit einem Tag des Fastens ersetzt.

Auch Ostern und Pfingsten haben die Puritaner im Visier, als sie an die Macht gelangen, doch das Volk hält an dem Brauch fest, so gut es eben geht.

In den Kolonien mahlen die Mühlen langsamer

Auch in den britischen Kolonien setzt sich die strenge Weltsicht durch: In Boston und der Siedlung Plymouth ist zwischen 1659 und 1681 Weihnachten ebenfalls offiziell verboten.

Um den Anti-Feiertag durchzusetzen, werden Ladenbesitzer angehalten, ihre Geschäfte in diesen Tagen nicht zu schliessen. Gemeindediener werden durch die Strassen geschickt und erinnern die Bürger mit «No christmas»-Rufen daran, dass man Feste eben doch nicht feiert, wie sie fallen.

Charles II. alias Karl II. holt Weihnachten wieder aus der Mottenkiste.
Charles II. alias Karl II. holt Weihnachten wieder aus der Mottenkiste.
Bild: Gemeinfrei

Erst als Charles II. den englischen Thron besteigt, endet auch das Weihnachtsverbot. Nur in Neuengland sollte es noch dauern, bis die Feiertage wiederkehrten. Erst 1856 wird Weihnachten hier ein offizieller Feiertag, doch selbst 1870 gibt es dort noch Schulen, die am 25. Dezember regulären Unterricht abhalten.

Das Satiremagazin «Poor Robin’s Almanack» hielt in einer seiner ersten Ausgaben fest:

«Now thanks to God for Charles return, / Whose absence made old Christmas mourn. / For then we scarcely did it know, / Whether it Christmas were or no.»

Die schönsten Weihnachtsmärkte der Schweiz

Zurück zur Startseite