Schweizer Geschichten – Teil 3/3 Besuch im Réduit: «Also ich hätte die Schweiz nicht angegriffen»

Von Nikolaus Herzog, Christian Thumshirn und Philipp Dahm

18.9.2022

Besuch im Réduit: «Also ich hätte die Schweiz nicht angegriffen»

Besuch im Réduit: «Also ich hätte die Schweiz nicht angegriffen»

Der Gotthard als Mythos – nicht nur im Kopf, sondern auch im Kampf: Die Schweiz hat in den 40ern die Festung Sasso da Pigna gebaut, um Mussolini abzuschrecken. Heute ist das Réduit ein Museum, das es in sich hat.

13.09.2022

Der Gotthard als Mythos – nicht nur im Kopf, sondern auch im Kampf: Die Schweiz hat in den 40ern die Festung Sasso da Pigna gebaut, um Mussolini abzuschrecken. Heute ist das Réduit ein Museum, das es in sich hat.

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Von Nikolaus Herzog, Christian Thumshirn und Philipp Dahm

Es ist ein klassisches Eigengoal. Italien versucht, den Schweizer Nachbarn einzuschüchtern. Eine Strasse auf den Pass San Giacomo ist gebaut worden, die die NZZ 1926 eindeutig als Aufmarschweg für das Militär identifiziert. 1930 lässt Rom zwei Bahnwaggons auf die Passhöhe schleppen.

Der Schlaf- und der Speisewagen werden auf Betonstelzen gestellt und als Gastronomiebetrieb Wagristoratore genutzt, doch gleichzeitig dient die Aktion auch als Beweis, dass Italien mühelos schwere Artillerie in das Gebiet bringen könnte, um das nur 14 Kilometer entfernte Airolo und das Gotthard-Portal unter Beschuss zu nehmen.

Das Wagristoratore am San Giacomo wird 1943 von italienischen Partisanen zerstört.
Das Wagristoratore am San Giacomo wird 1943 von italienischen Partisanen zerstört.
Gemeinfrei

Der Bund will sich deshalb nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs für den Fall wappnen, dass Benito Mussolini angreift. Die Planung für die Festung Sasso da Pigna dauert nur ein Jahr. Der Bau selbst wird zwischen 1941 und 1945 in nur vier Jahren abgeschlossen. Seit 2012 ist das militärische Wunderwerk ein Museum.

Wie gross seine Bedeutung war, zeigt eine Karte innerhalb der Festung. Darauf sind die toten Winkel der Anlage zu sehen, auf die die Geschütze keinen Zugriff haben. Das Dokument ist derart brisant, dass es erst 2014 deklassifiziert wurde: Der Riesen-Bunker war da schon seit zwei Jahren öffentlich zugänglich.

Was die Festung ausmacht, warum italienische Angreifer ihr blaues Wunder erlebt hätten und warum bei Schiessübungen der Luftraum über dem Gotthardpass gesperrt werden musste, siehst du im Video.

Das ist der dritte und letzte Teil der Serie «Schweizer Geschichten». Zuerst erschien «Darum mussten die Habsburger ihre Aargauer Heimat aufgeben». Danach folgte «So luxuriös hausten die alten Römer in der Schweiz».


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