Corona-Forschung sei Dank Biontech hofft auf einen Krebs-Impfstoff noch vor 2030

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19.10.2022

Die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci berichten von Durchbrüchen in der Krebsbekämpfung.
Die Biontech-Gründer Ugur Sahin und Özlem Türeci berichten von Durchbrüchen in der Krebsbekämpfung.
Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa-Pool/dpa

Die Firma Biontech entwickelte einen der erfolgreichsten Impfstoffe gegen Covid-19. Nun zeigt sich das Unternehmen optimistisch, noch in dieser Dekade einen Impfstoff gegen Krebs anbieten zu können.

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Im Jahr 2020 wurde die deutsche Firma Biontech schlagartig berühmt, als sie in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Pfizer den in vielen Ländern ersten zugelassenen Corona-Impfstoff entwickelte – auch für die Schweiz.

Ursprünglich war das Unternehmen aber gegründet worden, um an einem Impfstoff gegen Krebs zu forschen. Dieses Ziel, verkündeten die Firmengründer jetzt, könnte durch die Fortschritte während der Arbeit an dem Corona-Vakzin nun deutlich näher gerückt sein.

Durchbrüche während Pandemie

«Wir glauben, dass ein Heilmittel gegen Krebs oder eines, das die Leben von Krebspatienten verändern könnte, in Reichweite ist», sagte Ugur Sahin, die Biontech mit ihrem Ehemann Ozlem Tureci ins Leben gerufen hat, in einem Interview mit der BBC. Sahin glaubt, ein entsprechender Impfstoff könnte nach «vor 2030» Realität werden.

Als Tureci und Sahin Biontech 2008 gegründet hatten, wollten sie das Potenzial sogenannter mRNA für die Krebsbekämpfung erforschen. Als dann zwölf Jahre später die Pandemie ausbrach, tat sich das Unternehmen mit Pfizer zusammen, um seine Fortschritte auf dem Gebiet bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 anzuwenden. Mit grossem Erfolg: Das daraus entstandene Vakzin war nicht nur einer der ersten Corona-Impfstoffe, sondern auch einer der effektivsten.

«mRNA […] ermöglicht uns, dem Körper zu signalisieren, die Medizin oder das Vakzin herzustellen», erläutert Tureci in dem Interview «Wenn man mRNA als Vakzin benutzt, fungiert sie als ‹Fahndungsplakat› des Feindes.» So könnten Antigene Krebszellen von normalen Zellen unterscheiden – und eingreifen.

Vorsichtige Zuversicht

Vor der Pandemie war die Wirksamkeit von mRNA in der Produktion von Impfstoffen noch nicht bewiesen. Das änderte sich mit dem Erfolg des Biontech/Pfizer-Impfstoffes, der Wissenschaftler*innen dazu ermutigte, eine mögliche Anwendung auch in der Krebsbekämpfung näher zu erforschen.

Ihre langjährige Arbeit an einer möglichen Krebsimpfung habe die Entwicklung des Covid-19-Impfstoffes beschleunigt, so Tureci. «Und nun profitiert wiederum unsere Krebsforschung von unseren Erfahrungen bei der Entwicklung der Covid-19-Impfung.»

So zuversichtlich sich die Forschenden auch hinsichtlich eines Durchbruchs in der Krebsforschung zeigen: Ihre Hoffnungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Zahlreiche vielversprechende Ansätze in der Krebsbekämpfung endeten in einer Enttäuschung. «Als Wissenschaftler sind wir immer vorsichtig zu sagen, dass wir ein Heilmittel gegen Krebs haben werden», merkt Tureci an. «Wir haben eine Reihe an Durchbrüchen gehabt und werden unsere Arbeit an ihnen fortsetzen.»