«Tianwen 1»Chinesische Sonde erreicht Mars-Umlaufbahn
AP/toko
10.2.2021 - 21:21
Erst eine erste arabische Sonde, nun eine Kapsel aus China – und wohl nächste Woche eine der Amerikaner: Gleich drei Marsmissionen in unmittelbarer zeitlicher Abfolge begeistern Raumfahrtfans.
Eine chinesische Raumsonde hat die Umlaufbahn des Mars erreicht und damit dem ehrgeizigen Weltraumprogramm der Volksrepublik einen neuen Meilenstein beschert. Der Eintritt von «Tianwen-1» in den Orbit sei am Mittwoch erfolgreich verlaufen, teilte die nationale Raumfahrtbehörde mit. Damit habe China seinen ersten künstlichen Mars-Satelliten.
Rund um den Roten Planeten herrscht in diesen Tagen ungewöhnlich viel Betrieb: Erst am Dienstag hatten die Vereinigten Arabischen Emirate die historische Ankunft ihrer Raumsonde «Al-Amal» («Hoffnung») in der Mars-Umlaufbahn gefeiert, schon kommende Woche wird dort ein Rover der US-Raumfahrtbehörde Nasa erwartet.
Das fünf Tonnen schwere Raumfahrzeug «Tianwen-1» besteht aus einem Orbiter und einem Rover. Es legte eine rund 475 Millionen Kilometer lange Reise zurück, die gut sieben Monate dauerte. Um sich von der Mars-Umlaufbahn einfangen zu lassen, habe es zuvor durch Zünden der Triebwerke die Geschwindigkeit reduziert, meldete die chinesische Raumfahrtbehörde. Nun soll «Tianwen-1» den Planeten umkreisen und kartographieren.
Läuft alles nach Plan, soll sich im Mai der Rover von der Sonde lösen und mithilfe von Fallschirm, Bremsraketen und Airbags im von Geröll übersäten Mars-Gebiet Utopia Planitia aufsetzen, das im Jahr 1976 die US-Sonde Viking 2 erreichte. Dann wäre China erst das zweite Land, dem eine sichere Landung auf dem Roten Planeten geglückt ist. Der solarbetriebene Rover von der Grösse eines Golfwagens soll Daten zu Wasservorkommen im Untergrund sammeln und nach Hinweisen auf früheres Leben fahnden. «Tianwen» lehnt sich an den Titel eines alten Gedichts an und bedeutet «Suche nach himmlischer Wahrheit».
Landungen auf dem Mars gelten als äusserst knifflig. In der Landschaft des Planeten liegen Trümmer missglückter russischer und europäischer Missionen herum, auch jene eines gescheiterten US-Landers. Mehrere Orbiter verfehlten das Ziel. Eine chinesische Sonde mit Ziel Mars, die 2011 als Teil einer russischen Mission startete, kam noch nicht einmal über die Umlaufbahn der Erde hinaus.
Inzwischen kann das im Geheimen betriebene Raumfahrtprogramm Chinas auf eine Serie von Errungenschaften verweisen. Im Dezember brachte eine Sonde der Volksrepublik erstmals seit den 70er Jahren frisches Mondgestein auf die Erde zurück. China war auch das erste Land, das 2019 ein Raumfahrzeug auf der nur wenig erschlossenen Mondrückseite landen liess. Es baut zudem an einer permanenten Raumstation und plant eine Mondmission mit menschlicher Besatzung sowie eine mögliche dauerhafte Forschungsbasis auf dem Erdtrabanten.
Nun wagte China mit «Tianwen-1» den zweiten Versuch, eine Sonde zum Mars zu schicken. Bisher ist eine erfolgreiche Marslandung nur den USA geglückt, und dies acht Mal seit dem Start zweier Viking-Missionen in den 70er Jahren. Noch heute sind ein amerikanischer Lander und ein Rover auf dem Mars aktiv. Am 18. Februar wird ein weiterer US-Rover namens «Perseverance» versuchen, auf dem Planeten aufzusetzen. Auch er soll nach Anzeichen von mikroskopischem Leben suchen und Gesteinsproben sammeln, die erst im nächsten Jahrzehnt auf die Erde zurückgebracht werden sollen.
Die drei Raumsonden aus den Emiraten, China und den USA waren im vergangenen Juli im Abstand weniger Tage in einem Zeitfenster für Starts zum Mars abgehoben, das sich nur alle zwei Jahre öffnet. Deswegen treffen sie nun in unmittelbarer zeitlicher Abfolge an der Destination ein.