Eine Ärztin rät zu einem operativen Eingriff, ein anderer Arzt zu Physiotherapie: Vor allem Spezialisten verunsichern Patienten mit unterschiedlichen Einschätzungen, wie eine Patienten-Befragung zeigt.
Wenn sich Gesundheitsfachpersonen widersprechen, sind kranke Menschen verunsichert. Gemäss einer Umfrage der ZHAW sind besonders chronisch Kranke davon betroffen.
Forschende der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) führten eine anonyme Online-Befragung mit 314 Patientinnen und Patienten durch. Fast die Hälfte der chronisch Erkrankten berichtete von widersprüchlichen Einschätzungen, die sie von Gesundheitsfachpersonen erhalten hatten. Bei den übrigen Befragten traf dies auf 28 Prozent zu.
Zudem kristallisierte sich in der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) finanzierten Studie heraus, dass sich Menschen mit Depressionen und Patienten mit mehreren Krankheiten häufiger mit widersprüchlichen Einschätzungen zu Diagnosen und Therapien konfrontiert sehen. Schwangere hingegen seien hingegen vergleichsweise wenig betroffen.
Mangelnde Abstimmung
«Eine zentrale Ursache für das Phänomen ist häufig eine mangelnde Abstimmung zwischen den verschiedenen Gesundheitsfachpersonen, nicht zuletzt in der Kommunikation gegenüber den Patientinnen und Patienten», sagte der Studienleiter Florian Liberatore gemäss einer Mitteilung der ZHAW.
Besonders häufig traten widersprüchliche Einschätzungen gemäss den Patientinnen zwischen Spezialisten und Fachärzten auf, gefolgt von Hausärzten. Physiotherapeuten oder Apotheker nannten sie weitaus seltener.
Behandlungsverlauf negativ beeinflusst
Die Befragten brachen ihre Therapie aufgrund der Verunsicherung nur selten ab. Die meisten holten weitere Informationen ein und wandten sich an eine Fachpersonen, der sie besonders vertrauten. Daraufhin lösten sich die Widersprüche in neun von zehn Fällen auf. Dennoch beeinflusse die Unsicherheit den Behandlungsverlauf von etwa jeden fünften Patienten negativ, etwa weil sich die Therapie verzögerte, so die Autoren.
Sie weisen darauf hin, dass die Umfrageergebnisse das subjektive Empfinden der Befragten widerspiegeln würden und nicht unbedingt auf andere Patienten übertragbar seien.
«Fünf Fragen an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt»
Um das Problem der widersprüchlichen Einschätzungen zu entschärfen, schlagen die Die ZHAW-Forschenden beispielsweise vor, dass das BAG eine Aufklärungskampagne zu «Fünf Fragen an Ihre Ärztin oder Ihren Arzt» lancieren solle. Ebenfalls fordern sie, Fehlanreize in Tarifsystemen, die die Koordination zwischen Gesundheitsfachpersonen erschweren, zu beheben.
Des weiteren sollten Patienten verständliche und standardisierte Informationen erhalten. Ebenfalls raten die Autoren den Patienten, Gesundheitsinformationen aus dem Internet kritisch zu bewerten und sich primär an Spitäler, Fachverbände und Arztpraxen zu wenden.
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