Schweinebucht 1961 Der verhinderte Kuba-Coup der CIA

Von Philipp Dahm

17.4.2021

Nachdem die Mafia und die CIA sich nicht auf einen Anschlag auf Fidel Castro einigen können, trainieren die USA Exil-Kubaner. Deren versuchte Invasion der Schweinebucht scheitert vor 60 Jahren kläglich.

Von Philipp Dahm

17.4.2021

D-Day in der Schweinebucht vor 60 Jahren: Am Morgen des 17. April 1961 gleiten die ersten zwei von insgesamt sechs Landungsbooten heran. Sie bringen rund 1400 bewaffnete Exil-Kubaner und einige CIA-Agenten auf die Insel, die Präsident Fidel Castro absetzen sollen. Die Brigade 2506 weiss nicht, dass ihre Invasion der Schweinebucht in einem Fiasko enden wird.

Die Männer sind ab April 1960 zuerst in der Gegend von Miami gezielt angesprochen worden: Ein reicher Exil-Kubaner würde sie bezahlen, um Kubas Regierung zu stürzen, doch den meisten ist klar, dass der US-Geheimdienst hinter der Sache steckt. Die Maskerade wird dann auch bald fallengelassen.

Die ersten 28 Männer werden gesammelt und in Basen in Panama und Guatemala trainiert, wo der CIA erst wenige Jahre zuvor einen Staatsstreich organisiert hat: Das Marionetten-Militär in den Vereinigten Staaten auszubilden, ist Washington aussenpolitisch dann doch zu heikel.  Die Ausbildung wird von Allen Dulles, dem Chef der CIA, geplant und überwacht.

JFK erbt das «Kuba-Problem»

Absegnen muss die Aktion im April 1961 John F. Kennedy, doch der Plan, Castro auszuschalten, ist schon älter. Kennedys Vorgänger Dwight D. Eisenhowers Administration stellt im März 1960 13,1 Millionen Dollar zur Verfügung, um Kubas Regierung zu stürzen, was heute etwa 117 Millionen Dollar entspricht. Die Unterstützung lokaler Widerstandskämpfer führt jedoch kaum zu befriedigenden Ergebnissen.

Präsident Fidel Castro (mit Brille) am 17. April 1961 in einem Panzer vor der Schweinebucht auf Kuba. 
Präsident Fidel Castro (mit Brille) am 17. April 1961 in einem Panzer vor der Schweinebucht auf Kuba. 
KEYSTONE

Kuba ist 1960 auch das grosse Thema im US-Wahlkampf: Sowohl Kandidat Richard Nixon als auch Kennedy versprechen, hart mit der sozialistischen Republik ins Gericht zu gehen. Kurz nach JFKs Amtsantritt konfrontiert die CIA JFK dann im Januar 1961 mit ihrer Idee, Exil-Kubaner bei einer Konterrevolution zu unterstützen. Der neue Präsident ist von den Planungen nicht sehr begeistert, lässt sie aber weiterlaufen.

Was die Amerikaner für ein Problem mit Castro haben? Der Kubaner hat erst das Verbot der Kommunistischen Partei aufgehoben und dann US-Energieunternehmen enteignet, die sich geweigert haben, sowjetisches Erdöl zu verarbeiten. Dann wurde weiteres US-Eigentum verstaatlicht: 1,5 Milliarden Dollar sollen so verloren gegangen sein.

Überraschung misslingt

Empfindliche Verluste musste auch die italienische Mafia in den USA hinnehmen, die sich in Havanna breitgemacht hatte. Ein Versuch der CIA, mit den Gangstern zu kooperieren, um einen Anschlag auf Castro zu verüben, schlägt fehl. Nun ruhen alle Hoffnungen auf der Brigade 2506, die am 9. April von Guatemala nach Nicaragua verlegt wird, von wo sie am 14. April ausläuft, um ihre Heimat anzugreifen.

Die CIA hatte zwei Lande-Orte vorgeschlagen, von denen die Schweinebucht die abgelegenere ist. Umso überraschter sind die Taucher, die die Invasionstruppe anführen, ja geradezu bestürzt, als sie am Strand Lichter und einen Armee-Jeep erkennen, dessen Besatzung die Eindringlinge umgehend meldet. Von Überraschung kann ohnehin keine Rede sein: Die Kubaner erwarten die Invasion.

Lage der Schweinebucht auf Kuba.
Lage der Schweinebucht auf Kuba.
Karte Google Maps

Die Geheimhaltung ist fehlgeschlagen: Vier Tage vor der Landung berichtet «Radio Moskau» ganz offiziell von einer bevorstehenden CIA-Aktion. Und obwohl US-Bomber mit kubanischen Hoheitsabzeichen am 14. und 15. April kubanische Flugplätze bombardiert haben, stösst die Brigade 2506 nicht nur am Boden, sondern auch auf See und in der Luft auf Widerstand: Nach rund 24 Stunden starten Castros Revolutionäre Streitkräfte eine Gegenoffensive.

Invansionstruppe aufgerieben

Trotz hoher Verluste rücken die kubanischen T-34-Panzer unterstützt von schwerer Artillerie schnell vor, derweil der oberste Sowjet um zwei Uhr am Morgen des 18. April ein Telegramm mit einer Warnung nach Washington schickt: Nikita Chruschtschow werde keine direkte Einmischung von US-Truppen auf Kuba hinnehmen. Ab dem 19. April beginnen diejenigen, die von der Brigade 2506 übrig geblieben sind, ihren Rückzug.

JFKs Rede zum Auftakt des Coup-Versuchs am 17. April 1961.

Von den gut 1400 Männern werden etwa 1200 gefangen genommen – und diverse von ihnen exekutiert. 118 Exil-Kubaner kommen bei der Landung ums Leben. Sieben Flugzeuge und zwei Schiffe werden zerstört, während die Gegenseite nur zwei Flieger abschreiben muss. Die Revolutionären Streitkräfte beklagen 176 Opfer, die Zahl der Toten und Verletzten innerhalb der kubanischen Miliz soll bei grob geschätzt 2000 Personen liegen.

Trotz des Fehlschlags hat die gescheiterte Invasion für JFK keine persönlichen Konsequenzen: Seine Popularität zieht danach sogar noch an. Doch der politische Preis ist hoch: Der verhinderte Coup treibt Kuba weiter in die Arme der Sowjetunion und mündet bald darauf in die Kubakrise, die die Welt an den Abgrund eines Atomkrieges zieht.

Dann erst muss sich John F. Kennedy wirklich beweisen: Es soll die Feuertaufe des jungen demokratischen Präsidenten werden.