Törchen 12 Drei positive Entwicklungen in der Klima-Krise

Benjamin Legendre, AFP/phi

13.12.2023

Die Klima-Krise und ihre unzureichende Bekämpfung sorgen immer wieder für deprimierende Nachrichten. Doch im Kampf gegen die Erderwärmung gibt es auch ermutigende Fortschritte.
Die Klima-Krise und ihre unzureichende Bekämpfung sorgen immer wieder für deprimierende Nachrichten. Doch im Kampf gegen die Erderwärmung gibt es auch ermutigende Fortschritte.
KEYSTONE

Die Klima-Krise und ihre unzureichende Bekämpfung sorgen immer wieder für deprimierende Nachrichten. Doch im Kampf gegen die Erderwärmung gibt es auch ermutigende Fortschritte.

Benjamin Legendre, AFP/phi

Titelbild

In der heutigen Medienlandschaft dominieren negative Meldungen, die den Effekt haben, den Leser*innen ein einseitiges Bild der Realität zu vermitteln. blue News versucht stets, eine ausgewogene Perspektive zu bieten. In der Adventszeit möchte die Redaktion den positiven Ereignissen mehr Aufmerksamkeit schenken und Hoffnung machen. Vieles ändert sich zum Guten – über solche positiven Entwicklungen berichtet blue News in seinem Adventskalender.

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Beim Abschluss des Pariser Abkommens 2015 wurde von einem Temperaturanstieg von 3,5 Grad bis zum Jahr 2100 ausgegangen – nun wird noch mit 2,5 bis 3 Grad gerechnet.
  • Gleichzeitig sagen Experten, es wäre «dumm», das Ziel von maximal 1,5-Grad Erwärmung abzuschreiben.
  • Zwar gibt es in unserer Atmosphäre so viele menschengemachte Treibhaus-Emissionen wie nie zuvor, doch die Zunahme hat sich verlangsamt.
  • Treibhausgase werden den Höhepunkt ihres Ausstosses wohl 2025 erreichen. Danach soll es besser werden.
  • Sonnenenergie, Windkraft und Elektro-Mobilität verbessern die Öko-Bilanz laufend – und zwar deutlich schneller als vorhergesagt.

Das 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen hat einige positive Entwicklungen in Gang gebracht oder beschleunigt.

In Paris vereinbarte die internationale Gemeinschaft, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen, besser noch auf 1,5 Grad – verglichen mit vorindustriellen Werten.

Ein Anonymus demonstriert Ende November 2015 in Paris während der Klimakonferenz COP21.
Ein Anonymus demonstriert Ende November 2015 in Paris während der Klimakonferenz COP21.
EPA

2015 war die Menschheit wegen der Verbrennung fossiler Energieträger wie Öl, Gas und Kohle laut einer damaligen Analyse der Internationalen Energieagentur (IEA) auf dem besten Wege, die Erderwärmung bis zum Jahr 2100 auf 3,5 Grad hochzutreiben.

Eine derartige Erderwärmung würde ein massenhaftes Artensterben sowie das Schmelzen von Gletschern und Permafrost mit sich bringen. In der Folge stiege der Meeresspiegel um mehrere Meter, viele Gebiete der Erde würden unbewohnbar.

Etwas bessere Aussichten in Sachen Erderwärmung

Acht Jahre nach der Aushandlung des Paris-Abkommens sieht das Bedrohungsszenario nicht mehr ganz so schrecklich aus.

Dank der Bemühungen vieler Staaten, ihren CO2-Ausstoss zu verringern, steuert die Erde laut einem Bericht des UN-Umweltprogramms von vergangener Woche nun auf eine Erwärmung zwischen auf 2,5 und rund 3 Grad bis zum Ende dieses Jahrhunderts zu.

Techniker messen im Mai 2023 in Payerne VD, wo ein nachhaltiger Treibstoff getestet wird, bei einem Flugzeug der Schweizer Luftwaffe die Emissionen der Triebwerke. 
Techniker messen im Mai 2023 in Payerne VD, wo ein nachhaltiger Treibstoff getestet wird, bei einem Flugzeug der Schweizer Luftwaffe die Emissionen der Triebwerke. 
KEYSTONE

Das ist immer noch viel zu viel, warnen Klimaschützer und Experten. Aber immerhin schlage sich der «Fortschritt beim Umstieg auf ein Energiesystem mit niedrigeren Emissionen» nieder, erklärt die IEA. Mit jedem Zehntel Grad Erwärmung, das die Weltgemeinschaft verhindert, verringert sie auch die katastrophalen Folgen des Klimawandels.

Das 1,5-Grad-Ziel als nicht mehr erreichbar einzustufen, wäre «dumm», meint die deutsche Klima-Wissenschaftlerin Friederike Otto vom Londoner Imperial College. «Es ist in Reichweite, wenn wir es in Reichweite halten wollen.»

Höhepunkt des Treibhausgas-Ausstosses absehbar

Der jährliche Ausstoss von klimaschädlichen Treibhausgasen ist nach UN-Angaben seit der Pariser Klimakonferenz weiter gestiegen, und zwar um neun Prozent. Dieser Anstieg hat nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) 2022 zu neuen Rekorden bei der Konzentration von CO2, Methan und Schwefeldioxid in der Atmosphäre geführt.

Die Zunahme der Emissionen hat sich jedoch verlangsamt. Das Berliner Institut Climate Analytics prognostizierte nun, der Höhepunkt des globalen Treibhausgas-Ausstosses werde 2024, vielleicht auch schon 2023 erreicht. Zumindest in diesem Punkt würde die Menschheit also die Empfehlungen des IPCC umsetzen, nach denen zur Einhaltung der Pariser Klimaziele der Höhepunkt der Emissionen bis spätestens 2025 erreicht sein muss.

Kaminrauch über Zürich-Wipkingen: Die Schweiz will ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbieren.
Kaminrauch über Zürich-Wipkingen: Die Schweiz will ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbieren.
Archivbild: Keystone

Bis 2030 müsste der globale Treibhausgas-Ausstoss demnach allerdings praktisch halbiert werden. Die Internationale Energieagentur hatte vor dem Pariser Abkommen vorhergesagt, dass der CO2-Ausstoss des Energiesektors – gut 80 Prozent des gesamten globalen CO2-Ausstosses – im Jahr 2030 rund 43 Gigatonnen erreichen könnte.

Mittlerweile hat die IEA ihre Prognose auf 35 Gigatonnen abgesenkt. Diese Differenz von acht Gigatonnen entspreche «den gesamten Emissionen des Energiesektors der USA und der EU».

Mehr grüne Energien

Fortschritte bei der Begrenzung der Erderwärmung seit 2015 gehen weitgehend auf den Ausbau dreier Technologien zurück: Sonnenenergie, Windkraft und Elektro-Mobilität.

«Laut Prognosen wird der Einsatz von Photovoltaik die Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2030 um rund drei Gigatonnen verringert haben», schätzt die US-Behörde für saubere Energie (OCED). «Das entspricht in etwa dem Schadstoffausstoss aller Autos, die heute weltweit auf der Strasse sind.»

Solarpaneele in der Landwirtschaft – aufgenommen am 2. Mai 2023 in Walperswil BE.
Solarpaneele in der Landwirtschaft – aufgenommen am 2. Mai 2023 in Walperswil BE.
Keystone

Neuen Prognosen zufolge dürften Photovoltaik und Windkraft bis 2030 rund 15 Prozent der weltweiten Stromproduktion ausmachen. Das wäre sieben Mal mehr Windkraft und drei Mal mehr Photovoltaik, als die IEA 2015 prognostiziert hatte.

2015 schien es utopisch, dass einmal grössere Flotten von E-Autos auf den Strassen unterwegs sein würden. Die IEA nahm damals an, dass Elektro-Fahrzeuge 2030 weniger als zwei Prozent aller Autokäufe ausmachen würden. Heute schätzt sie diese Zahl auf mehr als ein Drittel, und die Entwicklung schreitet rasant voran.

Eine Schnellade-Station auf dem Rastplatz bei Oftringen AG.
Eine Schnellade-Station auf dem Rastplatz bei Oftringen AG.
Archivbild: Keystone

«Der Einsatz sauberer Energietechnologie hat sich in den vergangenen zwei Jahren auf ungeahnte Weise beschleunigt», bilanziert die IEA. Die Photovoltaik-Kapazitäten hätten in diesem Zeitraum um 50 Prozent zugenommen und der Verkauf von Elektro-Fahrzeugen um 240 Prozent.

Diese Fortschritte sind laut Internationaler Energieagentur die Folge sinkender Kosten und politischer Initiativen in zahlreichen Weltregionen, vor allem in China, den USA und Europa.