Forschung Europäischer Erfinderpreis geht an Schweizer Pioniere der DNA-Speicher

sda/toko

18.6.2021 - 00:00

Die ETH-Professoren Wendelin Stark (links) und Robert Grass (rechts) wurden mit dem diesjährigen Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie «Forschung» ausgezeichnet.
Die ETH-Professoren Wendelin Stark (links) und Robert Grass (rechts) wurden mit dem diesjährigen Europäischen Erfinderpreis in der Kategorie «Forschung» ausgezeichnet.
Keystone

Die ETH-Professoren Robert Grass und Wendelin Stark erhalten den Europäischen Erfinderpreis 2021. Damit geht der Preis in der Kategorie «Forschung» erstmals in die Schweiz.

18.6.2021 - 00:00

Der 41-jährige Robert Grass und der 45-jährige Wendelin Stark werden für die Entwicklung eines Datenspeichers geehrt, der Informationen in den Bausteinen des Erbguts konserviert. Diese Erfindung ebne den Weg für eine Langzeitdatenspeicherung auf kleinstem Raum, teilte das Europäische Patentamt (EPA) am Donnerstag mit.

Die Wunder der Natur zunutze machen

Anders als Informationen wie in herkömmlichen Datenspeicher in Nullen und Einser zu codieren, nutzt der DNA-Speicher den genetischen Code aus den Basen Adenin (A), Cytosin (C), Guanin (G) und Thymin (T). Allerdings zersetzt Wasser, Luft oder Hitze die synthetisch hergestellten DNA-Stränge rasch, womit das digitale Vergessen nicht aufgehalten würde.

Der Schweizer Stark und der Österreicher Grass, die am Departement für Chemie und Angewandte Biowissenschaften der ETH Zürich zusammenarbeiten, folgten für die Lösung des Verfallsproblem dem Beispiel von Fossilien. In diesen versteinerten Relikten aus längst vergangenen Zeiten bleibt die Erbsubstanz über Hunderttausende von Jahren konserviert.



Inspiriert davon, kapselten die beiden Pioniere die künstlich erzeugten DNA-Moleküle in winzige, nanometergrosse Glaskügelchen ein. «Die Natur ist etwas Wunderbares und wir sind immer wieder fasziniert von ihrer Genialität», liess sich Grass in der Mitteilung zitieren.

Bundesbrief, Musikalbum und «Biohackers»

Die Forschenden erhielten für ihre gläsernen DNA-Moleküle ein europäisches Patent und gründeten das ETH Spin-Off-Unternehmen Haelixa AG.

In Machbarkeitstests verewigten sie bereits den Schweizer Bundesbrief von 1291 im DNA-Format, ebenfalls das Album «Mezzanine» von britischen Band Massive Attack sowie die erste Episode der Netflix-Serie «Biohackers».

Es ist das erste Mal, dass der seit 2006 alljährlich verliehene Europäische Erfinderpreis in der Kategorie «Forschung» in die Schweiz geht. Im Jahr 2018 gewann die Physikerin und ETH-Professorin Ursula Keller den Preis in der Kategorie «Lebenswerk». Sie wurde als Wegbereiterin für neue Anwendungen von Laserlicht gewürdigt. Als geistiger Vater der Chiplabor-Technologie wurde Andreas Manz im Jahr 2015 für sein Lebenswerk aufgezeichnet.

Weitere Auszeichnungen

In den anderen Kategorien wurden am Donnerstag weitere Pionierinnen und Pioniere ausgezeichnet. Der deutsche Physiker Karl Leo wurde für sein Lebenswerk geehrt. Seine Arbeit führte zur Entwicklung hocheffizienter und kostengünstiger Leuchtdioden.

Henrik Lindström und Giovanni Fili, beide aus Schweden, erhielten die Auszeichnung in der Kategorie «Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)» für die Erfindung flexibler Solarzellen. Der Norweger Per Gisle Djupesland entwickelte ein Gerät, mit dem Medikamente über die Nase verabreicht werden können, indem der Atem des Patienten genutzt wird. Er gewann in der Kategorie «Industrie». Die indisch-amerikanische Chemikerin Sumita Mitra wurde in der Kategorie «Nicht-EPO-Staaten» für die Entwicklung eines auf Nanomaterialien basierendes Dentalkomposit ausgezeichnet.

Der Publikumspreis wird am Donnerstagabend während der digital durchgeführten Preisveranstaltung über ein Online-Voting ermittelt.

sda/toko